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Recap sportsbusiness.at Breakfast Club: Mit Recht zum Erfolg

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Am Montag, 29. September 2025, fand die 27. Ausgabe des sportsbusiness.at Breakfast Club statt – dieses Mal gemeinsam mit Schönherr Rechtsanwälte. Das bekannte Netzwerk-Format widmete sich der rechtlichen Seite des Sports(business), Erfolgsfaktoren und welche Fallstricke auf die Stakeholder warten. 

Die Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports schreiten unaufhaltsam voran; damit nehmen auch die rechtlichen Herausforderungen zu – sowohl für Sportler:innen und Sportvereine, als auch für Verbände, Sponsoren und andere Stakeholder. 

Wo früher Handschlag und Gentlemen’s Agreement ausreichten, sind heute klare Verträge notwendig. Wer auch abseits des Spielfelds ganz vorne mitspielen möchte, sollte die (rechtlichen) Spielregeln kennen, sie beachten und auch zum eigenen Vorteil nutzen.

Nach einer einleitenden Keynote von Dominik Hofmarcher und Patrick Petschinka (Schönherr Rechtsanwälte) diskutieren Expert:innen aus Sport und Recht diese Fragen.

In einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion lieferten Horst Nussbaumer (ÖOC-Präsident), Rita Wittmann (Head of Legal und Compliance bei der UNIQA), Christoph Peschek (Geschäftsführer FC Blau-Weiß Linz), Bernhard Schmidt (Geschäftsführer Admira Wacker) und Patrick Petschinka (Schönherr Rechtsanwälte) interessante Einblicke in diese Seite des Sportbusiness. Moderiert wurde der Event von Ronny Leber.

Die besten Fotos

Die besten Aussagen:

Horst Nussbaumer (ÖOC-Präsident) über …

… den Bezug zu rechtlichen Themen im Ruderverband und nun ÖOC: „Das höchste Prinzip ist: Es geht immer um Trainer:innen und Athlet:innen. Diese reichen von Amateuren bis zu Spitzenprofis. Und da muss man alles sehr genau machen – Sport funktioniert ohne Regeln nicht. Jeder Sport muss perfekte Statuten haben.“

… Nominierungen und Probleme dabei: „Man darf nicht vergessen: Viele Verbände und Vereine sind so organisiert, dass viele Menschen dort persönlich haften. Deshalb sollte jeder Verband Nominierungskriterien haben. In den Jahren, die ich Verbandspräsident war, erlebte ich, dass gegen diese Regeln geklagt wird, auf der ganzen Welt – obwohl die Nominierungsrichtlinien sehr genau gefasst sind.“

… den CAS: „Es gibt verschiedenste Rechtsinstrumente, national und international. Der CAS (als höchste Instanz im Sport, Anm.) hat riesige Einstiegshürden, dort zu klagen ist unglaublich teuer. Hinzu kommt, dass nach Schweizer Recht verhandelt wird. Das steht eigentlich im Widerspruch zu unserem österreichischen Rechtsempfinden.  Klar ist: wir wollen einen schönen, sauberen Sport.“

… Professionalisierung: „Man macht bei großen Verbänden eine Trennung, zwischen angestellten Geschäftsführern und ehrenamtlichen Vorständen, die dann eine Art Aufsichtsrat sind. Bei kleineren Verbänden sollte es auch in diese Richtung gehen.“

… die Winterspiele in Cortina: „So nah werden wir in absehbarer Zeit keine Olympischen Spiele vor der Haustüre haben. Ich rate allen, sich das anzusehen.“

Rita Wittmann (Head of Legal und Compliance bei der UNIQA) über …

… rechtlich relevante Themen für Sponsoren: „Wir sind UNIQA-intern fachlich sehr gut aufgestellt und können die Sponsorings rechtlich selbst betreuen. Hierfür haben wir unsere eigenen Templates, welche wir als Basis für die weiteren Vertragsverhandlungen verwenden. Dabei ist uns besonders wichtig, dass bestimmte Klauseln in unseren Sponsoringverträgen jedenfalls enthalten sind. Unsere Erfahrung aus der Praxis ist, dass es zu Unklarheiten kommen kann, wenn Sponsoringverträge eben nicht juristisch begleitet werden.“

… Unterschiede zwischen Einzel- und Teamsponsoring: „Als Sponsor ist es uns wichtig, dass Wertesystem und unsere UNIQA-Marke geschützt werden. Bei Verbänden verlangen wir etwa die strikte Einhaltung von Compliance-Regelungen und von Nachhaltigkeitskonzepten. Letzteres haben wir bei Verträgen mit Einzelsportlern nicht. Bei allen Sponsorings ist uns besonders wichtig ist uns, dass unsere Vertragspartner im Sport die UNIQA-Werte mittragen und unsere Marke und unsere Reputation durch ihr Auftreten nicht beschädigen.“

… Vorgaben bei Sponsoringdeals: „Es gibt in den Verträgen Vereinbarungen. Für uns ist die Branchenexklusivität wesentlich.“

… den modernen Sport: „Der Sport hat sich stark kommerzialisiert. Man muss es holistisch sehen, weil viele Themen dazu kommen, von Compliance bis Employer Branding. All diese Themen sind relevant und haben rechtliche Aspekte.

Christoph Peschek (Geschäftsführer FC Blau-Weiß Linz) über …

… Verbindungen von Fußball zur Rechtsbranche: „Die Themenfelder und Herausforderungen des Profifußballs sind vielfältig, somit auch die juristischen. Es beginnt beispielsweise bei der Struktur, etwa durch die verpflichtende Ausgliederung des Profibetriebs in eine Kapitalgesellschaft. Das hat Auswirkungen auf das Handeln und die Zuständigkeiten. Früher war insbesondere der Präsident des Vereins in der öffentlichen Relevanz. Ist aber nun das operative Geschäft in einer GmbH oder AG, heißt das, dass die Verantwortung und Haftung im dortigen Management liegen. Daraus ergibt sich mitunter ein Spannungsfeld zwischen dem was (Vereins-)politisch gewünscht, aber nicht immer alles umsetzbar ist. Als Geschäftsführer hat man eine ganzheitliche Verantwortung, ist aber nicht der Experte für alles und jedes Detail. Deshalb benötigt es gute Teams im fachlichen und juristischen Bereich.

… das Spannungsfeld zwischen Verein und GmbH: „Die Aufgaben sind sehr verschieden und spannend. Die Scheinwerfer sind selbstverständlich stark auf Spieler und Trainer oder Sportdirektor gerichtet, da es natürlich immer um den größtmöglichen sportlichen Erfolg geht. Aber es geht im Tagesgeschäft auch um Marketing, Vertrieb, Greenkeeping, ebenso um Veranstaltungsrecht oder alle gesetzlichen bis hin zu FIFA-Bestimmungen. Das Spannungsfeld zusammengefasst: Nicht alles, was opportun ist, ist auch rechtlich möglich. In Summe steht der Sport im Mittelpunkt, das Rundherum wird oft unterschätzt.“

… Fanverhalten, Sicherheit, Hausrecht: „Wir hatten bei Blau-Weiß Linz 2022/23 durchschnittlich rund 900 Fans bei Heimspielen, nun sind es rund 5.000 im Hofmann Personal Stadion. Damals waren es rund 450 Abos, jetzt 3.200. Wir haben einen Deckel eingezogen, um auch neuen Fans die Möglichkeit des Stadionbesuchs zu ermöglichen. Das Wachstum ist groß und die Stimmung bestens. Dementsprechend gibt es für Heimspiele selbstverständlich Sicherheitskonzepte sowie externe Sicherheitsdienste und eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Behörden, um sichere Fußballfeste gemeinsam zu feiern. Die gesetzliche Möglichkeit der legalen Verwendung von Pyrotechnik ist vernünftig. In Wien haben wir ein Verwaltungsgerichtsverfahren gewonnen, da wir damals wegen Fehlverhaltens einzelner Personen als veranstaltungsrechtlicher Geschäftsführer bestraft wurden, obwohl alle Maßnahmen sorgfältig getroffen und eingehalten wurden. Unsere Aufgabe ist es alles menschmögliche für sichere Veranstaltungen zu leisten, sind aber nicht für das Fehlverhalten einzelner Personen schuldig. Wenn jemand im Supermarkt stiehlt, ist ja nicht der Markt schuld, sondern der Dieb. Das Gericht hat uns erstinstanzlich recht gegeben.

… internationalen Wettbewerb: „Wir leben in einer Demokratie und man muss die Gesetze einhalten, die die Politik vorgibt. Es hilft kein Selbstmitleid, wenn ein Spieler im Ausland netto mehr verdient als hierzulande, sondern wir müssen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen bestmögliche Arbeit leisten und uns bewusst sein, dass wir unsere Leidenschaft zum Beruf haben dürfen. “

… Trennung der Sponsorings zwischen Profis und Verein: „Der Verein ist die Mutter, dort liegen oft die Markenrechte und der Nachwuchs. Dementsprechend ist klar, wenn ein Sponsor beispielsweise den Nachwuchs unterstützen möchte, dann gilt selbstverständlich die Vereinbarung zwischen Verein und Partner. Wenn es um breitenwirksame Werbung im Rahmen des Bundesligabetriebs geht, dann natürlich mit der Kapitalgesellschaft. Für die Bundesliga ist das konsolidierte Jahresergebnis relevant, aber selbstverständlich wird sowohl auf die Finanzen des Vereins wie auch der Kapitalgesellschaft geachtet und klar abgegrenzt. Natürlich ist der deutlich größere Umsatz im Profifußball.

… Professionalisierung: „Der Leistungssport hat sich extrem professionalisiert. Die Herausforderungen wurden komplexer und die Dynamik ist groß. Daher gilt es auf und neben dem Fußballfeld bestmögliche Arbeit zu leisten.“

Bernhard Schmidt (Geschäftsführer Admira Wacker) über …

… den Wechsel von Schönherr zur Admira: „Ich war 2022 als Head of Legal beim LASK tätig, kenne das Business daher schon. Ich konnte mich vor meinem Einstieg schon stark mit dem Sport beschäftigen, dadurch habe ich das Know-how, kann Verträge nicht nur lesen, sondern verstehe sie auch.“

… die Wichtigkeit von juristischer Expertise: „Ich möchte jetzt nicht schlecht über andere reden: Wenn ein Spielervertrag 30 Mal verwendet wird, aber einige Absätze doppelt enthalten sind, spricht das Bände, wie wichtig das Juristische da war.“

… die Zusammenarbeit mit jungen Sportlern: „Wenn es Richtung Profitum geht, gibt es schnell erste Verträge. Ein auffälliges Thema ist etwa Akademiesport. Viele Spieler gehen zuerst in die Regionalliga. Manche wissen da nicht, dass 10.000-15.000 Euro Ausbildungsentschädigungen anfallen und die Eltern müssen sich es erst leisten können, dem Sohn den Schritt in den Erwachsenenbereich zu ermöglichen. Hierbei ist rechtliche Beratung wichtig, und man sollte den Vertrag vorher prüfen lassen, auch wenn es etwas kostet.“

… Rechtliches und Social Media: „Am liebsten würde man alles selbst machen, aber es braucht Mitarbeiter, denen man vertraut. Wichtig ist die Erkenntnis: Es werden Themen aufpoppen. Gerade im Fußball muss man schnell eingreifen, weil das, was rechtlich in Ordnung ist, das eine ist – das andere ist, was anschließend in der Krone steht.“

… Föderalismus: „Man sieht dank Informationsfreiheitsgesetz, was öffentliche Unternehmen für den Sport leisten. In Wien und Oberösterreich gibt es viel Unterstützung, in Niederösterreich nicht. Der Sport hat nicht denselben Stellenwert, das sieht man dadurch.“

… Trennung der Sponsorings zwischen Profis und Verein bzw. Akademie: „Die Liquidität muss gegeben sein. Es gibt Unternehmen, die sich eher für den Nachwuchs interinteressieren. Hierbei sind markenrechtliche Überlegungen wichtig.“

Patrick Petschinka (Schönherr Rechtsanwälte) über …

… die aktuell wichtigsten Themen: „Es gibt zahlreiche Wechselwirkungen zwischen dem Verbandsrecht und dem staatlichen Recht, sodass für die Behandlung der Themen zunächst einmal Branchen-Know-how notwendig ist. Die Erstellung und Prüfung von Verträgen von Athlet:innen und Sponsoren ist sicherlich ein Hauptaufgabenfeld, aber auch Markenschutz, Sportstättenbau und -finanzierung sowie die Gestaltung von AGB gehören dazu. Die Themen sind also so vielseitig wie die Akteure im Sportbusiness selbst.“

… rechtliche Institutionen im Sport: „Im organisierten Sport schreibt der Gesetzgeber vereinsinterne Streitschlichtung vor. Es entscheiden somit Fachexpert:innen, die sich in der Regel besser auskennen als ordentliche Richter:innen und in ihren Entscheidungen oftmals auch schneller sind. Gerade was den CAS in der Schweiz betrifft, zeigen EuGH und EGMR in letzter Zeit aber berechtigterweise immer öfter auf, dass in diesen Verfahren ebenso die zentralen Verfahrensgarantien einzuhalten sind. Vor diesem Hintergrund verlegen manche Verbände bereits ihre Schiedsorte in die EU.“

… Bosman und Co.: „Oft ist es so, dass Spieler:innen (wenn überhaupt) erst am Ende der Karriere klagen, weil sie ansonsten Unannehmlichkeiten auf ihrem weiteren Karriereweg fürchten. Ich plädiere daher generell für möglichst sichere Statuten und die Einholung von rechtlicher Beratung im Sport.“

… Rechtsberatung durch KI: „Ich warne davor, von der KI erstellte Entwürfe rechtlich ungeprüft einem Vertrag oder einem Schriftsatz zu Grunde zu legen. Die KI halluziniert noch sehr häufig und erfindet dabei sogar Urteile. Im sportlichen Kontext machte vor Kurzem der Fall von Carl-Zeiss Jena die Runde, die gegen eine Pyrostrafe einen 73-seitigen KI-Schriftsatz eingebracht haben sollen, der auf den ersten Blick gut aussah. Der Schriftsatz wurde von den Sportrichtern jedoch regelrecht zerrissen.“

… abschließende Tipps: „Zur Professionalität im Sportbusiness gehört auch, rechtlich gut aufgestellt zu sein. Wer früh Jurist:innen mit Branchen-Know-how einbindet, kann Risiken vermeiden und Chancen nutzen. Jurist:innen können nämlich nicht nur die sprichwörtliche Feuerwehr sein, sondern auch verlässliche Sparring-Partner im Alltag.“

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