Bei einem exklusiven Event der Linzer Digitalagentur Ahoi Kapptn! zeigten zwei Keynotes und ein Panel spannende Erkenntnisse und Aussichten, wie Sport und Technologie in Zukunft zusammenarbeiten können – vor allem Thema KI stand hier im Fokus.
++ sportsbusiness.at exklusiv von Bernhard Desch ++
Die neue Veranstaltungsreihe Learn.Inspire.Connect. von Ahoi Kapptn! feierte am 27. Februar im Business Club der Linzer Raiffeisen Arena ihre Premiere. Sky-Kommentator Jonas Friedrich moderierte den Abend. Simon-Peter Charamza lieferte einen Einblick in die digitale Entwicklung des ÖFB. Und Florian Gschwandtner zeigte in seiner Keynote seine Learnings von Runtastic und die Bedeutung der KI in der heutigen Zeit.
Im abschließenden Panel kamen der Zukunftsforscher Marcel Aberle und Ahoi Kapptn!-Co-Gründer Gregor Pichler mit auf die Bühne, um über die „Zukunft des Sports im KI-Zeitalter“ zu diskutieren.
Hier die besten Aussagen der beiden Keynotes und des Panels.
Simon-Peter Charamza…
… über seinen Wunsch an ein neues KI-Programm für den ÖFB: „Das muss ganz klar eine Arbeitsprozessoptimierung für alle im Unternehmen sein. Ich glaube, es betrifft nicht nur Unternehmen im Sport, sondern generell alle Branchen, die wir heute da im Raum vertreten haben.“
„Jeder Firmenchef oder Abteilungsleiter ist dafür verantwortlich, sich schnellstmöglich für KI zu interessieren, um sich selbst, aber auch seinem Team Optimierungen im Alltag zu ermöglichen.“
„Ich appelliere an Europas Politiker, zeitgemäß zu werden. Das ist völlig parteiunabhängig. Wir sind so weit hinterher. Wir müssen hier mutiger werden. Sehr viel Potential, Energie und Eigeninitiative wird in Europa sehr früh im Keim erstickt, weil es die Regeln einfach nicht ermöglichen. Ich hoffe, dass wir beim Thema KI nicht in diesen typischen europäischen Trott hineinfallen, der uns seit Jahrzehnten verfolgt.“
Florian Gschwandtner…
… über die Bedeutung der Entwicklung in der Technologie: „Es gibt in der Technologiewelt typischerweise alle zehn bis fünfzehn Jahre eine neue große Entwicklung. In den 1980ern waren es die ersten PCs, in den 1990ern bzw. 2000ern war es das Internet, danach die Smartphones und jetzt sind wir angekommen im Zeitalter der generativen AI – oder generell im Zeitalter der künstlichen Intelligenz.“
Er sieht die Entwicklung der KI aktuell im „Hypecycle ganz oben angekommen“. Sprich, man kann dem Thema – auch medial – (fast) nicht mehr entkommen. Und so sieht er die aktuelle Zeit dieses KI-Aufschwungs als große Chance: „Man sollte sich mit dem Thema beschäftigen und es als große Opportunity sehen. So etwas kommt nur alle zehn bis fünfzehn Jahre daher, dass wir so eine komplett neue Technologie haben, die viel und in dem Fall auch sehr viel verändern wird.“
Marcel Aberle…
… über den Begriff „Valuetainment“: „Es gibt einen Trendbegriff und der nennt sich „Valuetainment“. Das bedeutet: Man gibt jemanden einen Wert – den Value – in Form eines Produkts, Events oder Service, man sorgt dabei aber gleichzeitig für eine tolle User Experience, für ein tolles Erlebnis. Wenn ich die zwei Komponenten zusammenbringe, bin ich schon sehr gut unterwegs. Wenn ich die Power der Unterhaltung und der Emotionen nutze, um Gutes voranzutreiben, dann ist das der heilige Gral.“
„Der Sport hat die Emotionen und die Herzen der Menschen. Das ist ein unheimlich starker Hebel für die Gesellschaft und für die Transformation. Wenn es darum geht, etwas zu bewegen, ist der Sport dementsprechend superspannend.“
„Ich glaube, es wird immer mehr in die Richtung gehen, dass KI ein Riesenthema wird, wenn es darum geht, dass sich die Fans immer mehr als Teil des Spiels fühlen. Man wird immer mehr das Gefühl haben, man ist da mittendrin. Durch verschiedene Technologien wird dieser Faktor immer größer.“
… und über das Zusammenspiel zwischen Technik und Mensch: „Es braucht eine gute Balance zwischen dem Humanen und dem Digitalen. Bei Trends ist es so: Sie entwickeln sich nie linear. Es gibt immer Trends und Gegentrends. Im Moment sieht man auf der einen Seite schon stark den Trend der Konnektivität, wo auch Dinge wie KI dazugehören und auf der anderen Seite hat man den Gegentrend der ganzen Achtsamkeitsbewegungen rund um Meditation, Yoga, Detox etc. Man muss sich ganz genau anschauen: Was kann die KI, was kann das Digitale? Aber wo ist auch der menschliche Faktor? Da geht es um Empathie und Vertrauen. Hier eine gute Balance zu finden, ist eigentlich der Schlüssel.“
Gregor Pichler…
… mit einer Ergänzung zum Thema Valuetainment: „Ich würde gerne an das Thema Valuetainment anknüpfen. Es gibt da noch die Personalisierung als kleinen Teil des Valuetainments. Wenn man sich die jüngere Generation ansieht, dann folgen sie einzelnen Spielerinnen oder Spielern – völlig egal, wo die auch spielen. Und deshalb ist es umso wichtiger, sie mit persönlichen Messages abzuholen. Vereine, Verbände werden die Challenge haben, die Leute überzeugen zu müssen, wieder ins Stadion zu gehen. Und das schafft man – glaube ich – nur mit einer personalisierten Message. Und da hat man jetzt wunderbare Tools mit der KI in der Hand, wo ich mir ein Fanprofil generieren lassen kann, wo ich Infos zum Fan bekommen und die Fans ganz gezielt ansprechen kann.“
„Meine zweite Sache ist: Geschäftsmodelle werden entstehen. Wenn man sich die NFL-Games in München ansieht, dann will da eine Millionenpublikum zusehen. Das Stadion hat aber nur 65.000 Plätze. Wenn wir da dann das Sporterlebnis nach Hause, in die Bars oder zu anderen Locations bringen möchten, ergeben sich viele neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten. Da wird sich vieles weiterentwickeln.“
… mit einer abschließenden Empfehlung für alle zum Umgang mit dem Thema KI: „Ich empfehle allen, sich mit KI-Tools zu beschäftigen, viel herumzuexperimentieren, neue Tools auszuprobieren – es tut sich hier enorm viel. Man lernt mit jedem Prompt dazu. Wenn man zunächts bei sich selbst ansetzt und das Thema grundsätzlich versteht, kann man es auch besser ins Unternehmen tragen.“