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Die Zukunft und Kunst menschlicher & technologischer Dienstleistungen am Berg [Exklusiv]

(c) SI-Seilbahnen International

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Unter dem Titel „Future Mountain Service“ fand das diesjährige Berg.Bahn.Camp 2022 in Sölden statt. Spannende Keynotes, Pitches von innovativen Produktentwicklern und Präsentationen von Unternehmenskultur standen auch dieses Jahr wieder am Programm.

++ sportsbusiness.at exklusiv von Wolfgang Heinzl ++

Am Gaislachkogel fand von 21. Bis 23. September der Austausch von führenden Branchenvertretern statt, von zahlreichen Seilbahnunternehmen über Sportfachhandel, Wintersportindustrie, Sportartikelhersteller bis zum Skilehrerverband. Von wissenschaftlichen Beiträgen zu Umweltschutz und Zukunftsforschung, bis zu Produktlösungen von Leading Companies.

Organisation und Durchführung übernahm wie immer Wolfgang Eder von „Mountain Excellence“ in Zusammenarbeit mit dem Magazin SI – SEILBAHNEN INTERNATIONAL.

Wolfgang Eder – (c) SI-Seilbahnen International

Der Auftakt

erfolgte vom Gastgeber Ötztal, vertreten durch Jake Falkner GF der Bergbahnen Sölden, Oliver Schwarz, GF Ötztal Tourismus, Benjamin Kneissl, Obmann Ötztal Tourismus und Philipp Falkner, Prokurist der Bergbahnen Sölden bei einer Podiumsdiskussion im Hotel Central. Ein erster Eckpfeiler war, dass die positiven Emotionen neben dem technologischen Fortschritt in der Wintersportbranche nicht zu kurz kommen dürfen.

„Ich verstehe nicht, warum der Tourismus im eigenen Land so schlecht gemacht wird“ (Jake Falkner)

Ein zweiter Eckpfeiler, der manchmal auch unausgesprochen im Raum stand, war der Umgang mit den herausfordernden durch die Corona Pandemie geprägten Jahren, und jene die vor uns liegen, geprägt durch Klimawandel und höheren Energiepreisen.

“Wir, die dritte Touristiker-Generation, konzentrieren uns nicht nur auf die Hardware, sondern auch auf die Software und agieren in kürzeren Abschnitten als in einem regulären Geschäftsjahr!“ (Philipp Falkner)

Oliver Schwarz, Benjamin Kneissl, Jake Falkner, Philipp Falkner – (c) SI-Seilbahnen International

Daten und Fakten zur Gästezufriedenheit

Am Vormittag des 2. Tages klärte Michael Partel von Mountain Management anhand seiner Studie „Best Summer & Best Ski Resort“ über die Datenlage betreffend Erfolgsfaktoren von Bergbahnbetrieben bzw. über Gästeerwartungen und Gästezufriedenheit auf. Er zog mit interessanten Vergleichen zu anderen Tourismusbranchen ins Feld und nannte beispielsweise die Kreuzschifffahrtsindustrie als wahren Konkurrenten zu Tourismusregionen in Österreich.

Michael Partel – (c) SI-Seilbahnen International

Von der Gästezufriedenheit zur Angestelltenzufriedenheit

Bernhard Bründl, Aufsichtsrats-Vorsitzender von Bründl Sports gab spannende und inspirierende Einblicke in die Unternehmensphilosophie und Kultur des Salzburger Leitbetriebs, der mittlerweile über Salzburg hinaus mehr als 31 Filialen zählt.

Höchstes Qualitäts- und Servicelevel stellt er als Anspruch, nicht nur in Produkte und in die Kundenbetreuung, sondern auch beim Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihrer Förderung. Nur wenn sich Mitarbeiter im Betrieb wohlfühlen und in ihrem Arbeitsleben „Magic Moments“ erleben, werden Kunden diese beim Einkauf in ihren Stores erleben können, gibt sich Bernhard Bründl überzeugt. Die unterschiedlichen Ebenen des Unternehmens, von den Verkäuferinnen und Verkäufern, der Buchhaltung, Marketing, Logistik und Management vergleicht er mit den verschiedenen Positionen einer Fußballmannschaft, die nur mit einer gemeinsamen Performance erfolgreich sein kann.

Bernhard Bründl – (c) SI-Seilbahnen International

Nachhaltigkeit am Berg

Dr. Gunther Suette, Präsident des OITAF Umweltausschusses stellte das Regelblatt 221 – „Skipisten und Betrieb von Beschneiungsanlagen“ des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes vor. Die Themen Energieeffizienz, Wildtieremanagement und UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) kamen dabei nicht zu kurz. Er mahnte bei aller Dringlichkeit von Umweltschutzthemen zu Genauigkeit in der Sprache und dazu Fakten den Vorzug zu geben:

„Wasser wird für die Beschneiung genutzt – nicht verbraucht. Kommunizieren Sie das entsprechend.“ (Dr. Gunther Suette)

Dr. Gunther Suette – (c) SI-Seilbahnen International

„Der Berg als Marke“

Tag 3 begann mit einem anregenden Vortrag von Christoph Engl, CEO der Oberalpgruppe (u.a. Salewa und Dynafit). Im Zentrum seiner Analyse standen die mikroökonomischen Entscheidungen der Menschen, die eine Kaufentscheidung nicht auf Basis einer Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen, sondern auf Basis der Idee bzw. einer Überzeugung, die über das Produkt vermittelt wird.

„Man kann nur einer Idee folgen und sich mit einer solchen identifizieren. Mit Produkten, welche nicht Ausdruck einer starken Idee sind, funktioniert das nicht.“ (Christoph Engl)

Christoph Engl – (c) SI-Seilbahnen International

Sessions der Teilnehmer

Benny Pregenzer, Vorstand der Bergbahnen Fiss – Ladis und Leiter der Projektgruppe Mitarbeiter des Fachverbands Seilbahnen, erarbeitete mit den Teilnehmern die erfolgreiche Kommunikation mit Mitarbeitern und Gästen.

Markus Redl, Geschäftsführer der ecoplus Alpin GmbH, sprach über den Ski.Board.Winter 2030 und forderte per Videochat eine österreichweite Saisonkarte als Upgrade zum Klimaticket.

Martin Dolezal, Geschäftsführer der Snowsports GmbH / Snowsports Academy, schilderte, wie die Skischule im nächsten Jahrzehnt aussehen könnte. Er plädierte für den Skilehrer als „Tourismusfachkraft“, der auch Kompetenzen in der Gastronomie, der Hotellerie, als Wanderführer hat oder auch über technische Kenntnisse für die Arbeit bei den Bergbahnen verfügt, damit er flexibel und ganzjährig im Tourismus einen Arbeitsplatz finden kann.

„Inflation, Energieunsicherheit, Corona und die generelle Stimmung können die Wintersaison beeinflussen“, so Martin Dolezal.

Berg Bahn Camp 2022 – (c) SI-Seilbahnen International

Wolfgang Heinzl, Vizepräsident des Wiener Ski- und Snowboardlehrer Verbandes, möchte mit spartenübergreifenden Kooperationsprojekten den Wintersport fördern und stellte mit dem Online-Tool „learnhow2ski.com“ und weiteren analogen und digitalen Projekten der Snowsports Academy Möglichkeiten der branchenübergreifenden Wintersportförderung vor.

„Bewegte Bilder sorgen für bewegte Menschen“ – davon ist wiederum Gerald Stöllnberger überzeugt. Der Geschäftsführer von 360 Perspektiven referierte über szenenspezifische Inszenierungen als Botschaft vom Berg.

„Die 360°-Inszenierung kann auch zur Mitarbeiterrekrutierung genutzt werden“, betonte Gerald Stöllnberger.

Mut zur Präzision

Zum perfekten Ende des Bergbahn Camps wurde der Vortrag von Prof. Peter Zellmann, welcher ebenso der perfekte Beginn hätte sein können. Der Tourismusforscher prognostizierte Szenarien für zukünftigen Entwicklung des Tourismus am Berg.

Kritisch und teils mit ironischer Verwunderung setzt er sich mit stattfindenden Entwicklungen der Branche auseinander und regte zum Nachdenken über das Nachdenken über den Tourismus in Winter und Sommer an. Wertschätzung für die Branche ist gefragt, die für Österreich unersetzlich ist.

„Dafür ist statt Greenwashing Authentizität in der Nachhaltigkeit notwendig. Zudem dürfen wir auf die Einheimischen nicht vergessen.“ (Peter Zellmann)

„Wir müssen die Tourismuswirtschaft zusammenführen, anstatt ein eigenes Süppchen zu kochen“. (Peter Zellmann)

Resümee

Bereits bei den hier angeführten kurzen Zusammenfassungen ist die Richtung, in die es zumindest laut der Expertenmeinungen gehen wird, oder gehen sollte, klar: Die Zeit des konkurrierenden Einzelkämpfertums scheint vorbei zu sein. Trotz der historisch gewachsenen fragmentierten Akteurs Landschaft wird die Kooperation in Zukunft im Vordergrund stehen. Auf mikroökonomischer Ebene ist es z.B. der einzelne Skilehrer, der den ergänzenden Sommerjob im gleichen Ort finden wird, und jener des regionalen Mitarbeiters, dem sein Arbeitgeber eine anzustrebende Perspektive bieten kann. Auf makroökonomischer Ebene sind es verschiedene Betriebe und Branchen, die sich am Spielfeld zwar den Platz teilen, aber doch im gleichen Team spielen, um die Entwicklung des Tourismus insgesamt positiv zu gestalten.

Nach den Digitalisierungsprozessen „2.0“ meint das nachgestellte „3.0“ möglicherweise die vernetzte Kooperation, mittels derer das Ergebnis zu mehr wird als nur die Summe seiner Teile.

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