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“Wie schlecht musst du kicken, dass ich dich pfeifen darf?“ [Partner-News]

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Die besten Aussagen von FIFA-Schiedsrichter Harald Lechner, zu Gast beim KaffeehausTALK bei Lorenz Kirchschlager und Simon-Peter Charamza.

Die Episode mit Harald Lechner zum Anhören:

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Harald Lechner über…

…seine Anfangsjahre als Schiedsrichter:

„Als Schiedsrichter feierst du keine Erfolge, du hast keine Kabinenparty. Wenn du als Schiedsrichter beginnst, hast du oft nicht einmal Assistenten. Du bist alleine am Platz. Du musst dich gegen 22 Spieler, gegen die Trainer und gegen die Zuseher durchsetzen. Das sind interessante Momente, die ich aber nicht missen möchte.“  

…eine Kiste Bier für Helfort:

„Ich war damals 20 Jahre und habe ein Spiel von Helfort in der 1. Klasse in Wien gepfiffen. Es war wirklich ein netter Verein. Ich bin nach dem Spiel spontan in die Kantine gegangen und habe der siegreichen Heimmannschaft eine Kiste Bier gezahlt. Ich habe die ganze Schiri-Gage dort gelassen. Noch heute, wenn ich auf diesen Platz komme, erinnern sich Leute an diese Aktion.”

…seine Spielvorbereitung:

„Am Montag erfahren wir, welches Bundesliga-Spiel wir in dieser Woche leiten. Dann beschäftigst du dich auch mit den Spielern. Welche Spieler sind gesperrt, was ist in den letzten Spielen passiert. Ich schaue mir die letzten Spiele der Mannschaften an. Wir haben Zugänge zu Scouting-Programmen. Da schaue ich mir zum Beispiel die letzten 10 Eckbälle, 10 Freistöße von rechts und links an. Das sind einige Mausklicks und ich weiß sofort, welche möglichen Gefahren können auf mich lauern. Aber egal wie gut ich mich vorbereite, ein Schiedsrichter wird imme rnoch Fehler machen. Aber ich versuche meine Fehlbarkeit zu reduzieren, in dem ich etwaiges Verhalten vorhersehen kann.“

…Informationen in der Halbzeitpause und mögliche Kompensationen: 

„Ich weiß in der Halbzeitpause alles über die erste Halbzeit. Ich habe auch Sky Go in der Kabine und sehe in der Bundesliga sofort, was war und was nicht war. Oder ein Kollege schickt dir die Bilder. Aber ich habe kein Problem damit, wenn ich klipp und klar sehe, dass ich einen Fehler gemacht habe. Da musst du drüber stehen. Ich kompensiere dann auch nicht. Weil wenn ich kompensiere, dann habe ich zwei Fehler gemacht. Und das ist eigentlich das Schlimmste.“ 

…internationale Mannschaften und das Ausloten von Grenzen:

“Bei internationalen Spielen, wenn du im Tunnel drinnen stehst, dir die Spieler in die Augen schauen: Die wissen alles über dich. So wie ich alles über sie weiß, weiß ich, dass sich internationale Mannschaften auf den Schiedsrichter vorbereiten. Die wissen ganz genau, was du für ein Typ bist. Die loten dich die ersten zehn Minuten aus. Die Spieler probieren alles aus und gehen an die Grenzen, um einen Schiedsrichter auszutesten. Aber ich bin ihnen nicht böse, ich würde es auch machen. Ich würde an die Grenzen gehen und schauen, was toleriert der Schiedsrichter.“

…das Amateurwesen der österreichischen Schiedsrichter:

“Wir Schiedsrichter sind alle Amateure. Jeder geht am Montag seinem Beruf nach. Wenn ich am Sonntag um 17 Uhr in Altach pfeife, danach mit dem Auto nach Hause fahre, muss ich am nächsten Tag um 9 Uhr im Büro sein. Zur Verteidigung unserer Verantwortlichen im Schiedsrichterwesen. Alle Verantwortlichen sind auch Amateure. Wir haben fünf Verantwortliche, wovon zwei Pensionisten sind und drei Angestellte in einem anderen Job. Von denen kann ich natürlich nicht erwarten, dass sie Freitag bis Sonntag alle Spiele sehen und mir am Montag, so wie der Videoanalyst bei Vereinen den Spielern, das ganze Spiel aufbereiten. Der Gap zwischen den Möglichkeiten, die wir Schiedsrichter haben, und die Mannschaften vorfinden, dieser Gap ist schon riesengroß und wird immer größer.“

…die Vermarktung von Schiedsrichtern:

“Ich finde den Schiedsrichter für die Vermarktung interessant. Du hast zwar nicht dieses Fantum, dass du bei Spielern vorfindest. Aber der Schiedsrichter ist eine einzigartige Figur. Vor allem bei den Kollegen in Deutschland sieht man, wie die Firma DEKRA das über Jahre begleitet hat, dass das schon von Erfolg geprägt sein kann.“

…Veränderungen, die er als Schiedsrichter-Verantwortlicher vornehmen würde:

“Ich würde versuchen, meinen Schiedsrichtern zeitnah am Montag eine Analyse zu geben. Auch Punkte die positiv waren, weil ich es nicht für gut erachte, immer nur die negativen Punkte aufzuzeigen. Was zeichnet heute sonst noch einen guten Schiedsrichter aus? Körperliche Fitness. Du musst auf einem extrem hohen Level sein. Nur wenn du körperlich fit bist, bist du auch psychisch in der Lage, in den Schlussminuten richtige Entscheidungen zu treffen, nah am Spielgeschehen zu sein und einen niedrigen Puls zu haben. Spitzenschiedsrichter sind wirklich durchtrainierte Sportler. Ich sehe das bei Kollegen aus dem Ausland. Das müsste viel mehr forciert werden. Ein weiterer Punkt, wo ich ansetzen würde, wären die soft skills, die Managementfähigkeiten. Wie gehe ich mit Spielern um, wie leite ich ein Spiel? Wie ticken die Mannschaften? Ich würde mir einen Trainer holen und versuchen zu verstehen, wie die Mannschaften arbeiten – Verhalten bei Freistößen, Verhalten bei Eckstößen. Und ich würde versuchen, den Schiedsrichtern bessere Rahmenbedingungen zu ermöglichen.“

…proaktive Kommunikation über den TV-Partner:

“Es müsste in Österreich eine Kommunikationsstelle zum TV-Partner geben. Wo ruckzuck reagiert wird und gesagt wird, ob es regeltechnisch korrekt war, oder auch, wenn man einmal falsch gelegen ist.“

…lustige Momente seiner Schiedsrichter-Karriere:

“Ich habe einmal Altach gegen Salzburg gepfiffen. Auf einmal klopft jemand an die Tür und Johan Vonlanthen sagt: ‘Schiri lass uns die Trikots tauschen, und ich möchte die Gelbe Karte haben, die du mir gezeigt hast. Werde ich nie vergessen; das Trikot von ihm habe ich heute noch zu Hause. Das habe ich wirklich lustig gefunden. Es gibt aber auch so Momente, da sagt ein Spieler zu dir: ‘Wie schlecht bist du heute?’ Und dann sage ich: ‘Jetzt musst du dir vorstellen, wie du kickst, dass ich dich pfeifen darf.’“

…VAR-light:

“Es ist derzeit der VAR-light im Test. Polen ist hier ein Vorreiterland. VAR-light heißt, du hast in kleineren Ligen, wo vielleicht nur gestreamt wird, remote Kamerasysteme fix in den Stadien montiert. Es ist ein digitales Kamerasystem, das erkennt, wo gerade der Ball, das Spielgeschehen ist. Es gibt einen VAR außerhalb des Spielfeldes, fixe Kameras auf den Dächern. Wenn es einen klaren und offensichtlichen Fehler gibt, wird dieser damit aufgedeckt. Finde ich eine ganz tolle Sache. Polen war auch eines der ersten Länder, die den VAR hatten. Mittlerweile haben sie ihn fünf Jahre, wir haben den VAR erst seit diesem Jahr.“

…lustige Momente seiner Schiedsrichter-Karriere:

“Ich war Schiedsrichter beim Foul an Eddi Gustafsson im Jahr 2010 beim Spiel LASK gegen Salzburg. Es war ein Abschlag von Eddi mit dem Fuß, der Ball war im Spiel. Der LASK-Spieler ist zu spät gekommen. Ich habe mich mit dem Gesicht schon mit dem Ball mitgedreht. Der Spieler hat den Eddi so gefoult, dass der einen Schien- und Wadenbeinbruch hatte. Nach TV-Bildern wäre es eine Rote Karte gewesen. Ich war damals noch ein jüngerer Schiedsrichter und habe vielleicht nicht auf den Boden geschaut. Was hat der Spieler? Es war auch nicht der Bruch, dass man sofort auf eine Rote kommt. Aber es geht gar nicht darum, ob ich Rot oder Gelb gegeben habe, mir hat der Mensch leid getan. Und dann kommt etwas sehr Schönes. Wie das Leben es will, war ich der erste Schiedsrichter, der das Comeback von Eddi Gustafsson gepfiffen hat. Beim Aufwärmen kommt er zu mir und sagt: ‘Lechner, du bist nicht Schuld gewesen. Du hast vielleicht die falsche Karte gegeben, aber du hättest nichts an der Verletzung ändern können’ Das rechne ich ihm sehr hoch an.”

Gäste aus nationalem und internationalem Sportbusiness

Der KaffeehausTALK ist eine abwechslungsreiche, informative Mischung aus Sport- und Business-Podcast. „In den einzelnen Episoden werden unterschiedliche Karrierewege im Sportbusiness aufgezeigt, Wissen vermittelt und vor allem durch persönliche, unterhaltsame Geschichten untermalt“, so die beiden Podcast-Gastgeber Simon-Peter Charamza und Lorenz Kirchschlager. Gesprächspartner sind unterschiedliche Persönlichkeiten aus dem nationalen und internationalen Sportbusiness.

Die inhaltlichen Themen haben zwar mit dem Namen KaffeehausTALK nicht direkt etwas zu tun, aber als Wiener schätzen Kirchschlager und Charamza, dass die Wiener Kaffeehauskultur zum Plaudern, Fachsimpeln und Genießen einlädt – eine Atmosphäre, die sie auch in ihrem Podcast schaffen. In gemeinsam über 25 Jahren bei Vereinen, Verbänden, Agenturen und führenden Medien Österreichs durften die beiden eine Vielzahl an Experten und interessanten Persönlichkeiten kennenlernen, die sie nun an den Kaffeehaustisch bitten, um mit den Hörern ihre Geschichten und Erfahrungen zu teilen.

Alle zwei Wochen eine neue Episode

Alle zwei Wochen wird eine neue Episode des KaffeehausTALK serviert. Nach den ersten 36 Episoden mit unter anderem Heinz Palme, Bartosz Niedzwiedzki, Harry Gartler, Gregor Baumgartner, Irene Fuhrmann, Johnny Ertl oder Elisabeth Gamauf-Leitner steht bereits Marcel Aberle, Geschäftsführer beim Zukunftsinstitut, für die kommende Episode in den Startlöchern.

Zu hören ist der KaffeehausTALK auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie z.B. Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts und auch auf der Webseite KafeehausTALK.com. Hier haben die Hörer zusätzlich die Möglichkeit, einzelne Kapiteln und Themen nachzuhören, sowie den KaffeehausTALK-Newsletter zu abonnieren.

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