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Rassismus: Von den Rängen auf das Spielfeld [Partner-News]

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In unserer Serie an Beiträgen aus der Forschung möchten wir diesen Monat eine Studie eines internationalen Forscherteams vorstellen. Mauro Caselli (University Trento), Paolo Falco (University of Copenhagen) und Gianpiero Mattera (OECD) untersuchten in einer einzigartigen Studie die Auswirkungen rassistischer Anfeindungen des Publikums auf die Leistung der betroffenen Spieler.

Von Jakob Müllner, Jonas Puck – Wirtschaftsuniversität Wien

Während rassistische Vorfälle in Stadien, wie die unrühmlichen Anfeindungen schwarzer Spieler in der spanischen LaLiga und insbesondere von Real Madrid’s Vinícius Jr., in Medien und Verbänden emotional diskutiert werden, gab es von wissenschaftlicher Seite lange keine belastbare Untersuchung über die unmittelbare Auswirkung von rassistischen Angriffen auf die Leistung der betroffenen Spieler. Der Grund für diese Forschungslücke war, dass es an einer klaren Möglichkeit fehlt, den Effekt eindeutig zu isolieren — im wissenschaftlichen Jargon zu identifizieren. Die emotionale Empörung von Vinícius Jr., wenn er von rassistischen Fans angegriffen ist offensichtlich. Ob seine Leistung am Platz an diesem Abend aber dadurch negativ (vielleicht sogar trotzend positiv) beeinträchtigt wird, ist aber nicht messbar, zumal den Forschern ein Vergleichswert ohne rassistischem Vorfall fehlt.

Mauro Caselli, Paolo Falco und Gianpiero Mattera bedienen sich zur wissenschaftlichen Identifikation der COVID Pandemie und den daraus resultierenden Geisterspielen. Die Forscher verbinden Leistungsdaten von Spielern (insbesondere den sog. Opta Index) der Italienischen Serie A mit soziodemografischen Daten und Spielberichten der Lega Serie A zu rassistisch motivierten Vorfällen vor COVID. Mit einem statistisch aufwendigen Verfahren zeigen die Autoren, dass afrikanische Spieler um 3% und signifikant besser in Geisterspielen performen als Vergleichsgruppen anderer Herkunft, deren spielerische Leistung in Geisterspielen unverändert bleibt. Der positive Leistungseffekt ist mit 11% Steigerung bei Teams mit einer Historie an rassistischen Anfeindungen besonders stark ausgeprägt. Im Umkehrschluss reduziert die Anwesenheit eines typischen Serie A Publikums die Leitung afrikanischer Spieler um 3% und in besonders rassistisch geprägten Stadien. Insgesamt zeigt die Studie wissenschaftlich belastbare Beweise, dass rassistische Anfeindungen in Fußballstadien leider oft den von den Tätern gewünschten Effekt haben.

Den besorgniserregenden Ergebnissen der Studie ist anzumerken, dass es sich bei den untersuchten Spielern um erfolgreiche Profisportler mit hohem Einkommen, starker psychischer und körperlicher Verfassung handelte, die bei professionell geführten und medial exponierten Vereinen tätig waren. Es ist davon auszugehen, dass der negative Effekt von rassistischen Anfeindungen auf anderen Leistungsebenen und in anderen Ligen weitaus größer sein könnte. Die Studie unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit von breiten Maßnahmen gegen Rassismus in und um Fußballstadien.

Ziel der RISM Initiative ist eine akademische Verbindung von Sport und Management in Lehre, Forschung und Praxis. Als Teil der Partnerschaft mit Sportsbusiness.at informiert RISM zukünftig einmal monatlich über interessante, praxisrelevante Forschungsergebnisse aus der Welt des Sportmanagements. Haben auch Sie Interesse, sich in Universitärer Forschung, Lehre zu engagieren? Kontaktieren Sie uns gerne persönlich (rism@wu.ac.at).

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