Bei einer Pressekonferenz im Haus des Sports in Wien warnten führende Vertreter des organisierten Sports am Mittwoch vor den weitreichenden Folgen für die heimische Sportlandschaft.
Bereits beim sportsbusiness.at Breakfast Club wurde das Thema intensiv diskutiert, nun folgte die offizielle Reaktion der heimischen Sportverbände auf die angekündigten Budgetkürzungen der Bundesregierung.
Im Bundesbudget 2025/26 sind die Mittel für den Sport im Vergleich zum Vorjahr um rund 13 Prozent reduziert. Konkret sinkt die Gesamtsumme von 231,53 auf 201,69 Millionen Euro. Besonders betroffen sind die Allgemeine Bundes-Sportförderung (minus rund 20 Millionen Euro) und die Besondere Bundes-Sportförderung (minus 10 Millionen Euro). Laut Sport Austria-Präsident Hans Niessl seien diese Kürzungen eine ernsthafte Bedrohung für das bestehende Sportsystem.
„Diese Einschnitte sind für den organisierten Sport fatal“, so Niessl. Er kritisiert, dass die Erhöhung der Fördermittel 2023 bereits durch Inflation aufgezehrt worden sei. Besonders problematisch sei die Doppelbelastung durch geplante Kürzungen und gleichzeitig drohende Sponsoring-Rückgänge infolge gestiegener Abgaben für Wettanbieter.
Forderung nach zeitlicher Begrenzung und Comeback-Paket
Sport Austria fordert, die Kürzungen auf maximal zwei Jahre zu begrenzen und ab 2027 ein „Comeback-Paket“ zu schnüren. Dieses soll unter anderem eine Rückkehr zum bisherigen Förderniveau, eine zweckgewidmete Nutzung der Wettspielabgabe und eine Infrastrukturoffensive beinhalten.
Harald Mayer, Vizepräsident für Leistungs- und Spitzensport, sieht den Leistungssport massiv unter Druck: „Der Weg vom Sportland zur Sportnation wird so deutlich länger. Notwendige Investitionen, etwa in Sportstätten für Schwimmen, Ballsport oder Radsport, geraten ins Wanken.“
Auch ÖOC-Präsident Horst Nussbaumer sieht Handlungsbedarf: „Unsere Sportler:innen dürfen keinen Nachteil gegenüber den Athlet:innen anderer Länder haben – weder im Wettkampf noch im Training.Ich stehe dafür, dass wir alles dahingehend optimieren, damit sich unsere Fachverbände, die es gewohnt sind mit wenig Geld auszukommen, gut auf die Winterspiele 2026 vorbereiten können. Weiters müssen wir in Hinblick auf Los Angeles 2028 die bestmöglichen Bedingungen schaffen. Denn nur bei uns wird gespart und im Sport bedeutet Stillstand immer einen Rückschritt. Wir müssen zusammenhalten.“
Peter McDonald, Vizepräsident für Breitensport, betonte die volkswirtschaftliche Bedeutung des Sports: „Der organisierte Sport spart dem Gesundheitssystem jährlich rund 530 Millionen Euro. Würde es gelingen, die sportlich aktive Bevölkerung um nur zehn Prozent zu steigern, brächte das weitere 120 Millionen Euro an Einsparungen. Die Tägliche Bewegungseinheit (TBE) ist in diesem Zusammenhang ein ganz besonderes, zukunftsweisendes Projekt zur Gesundheitsförderung und erreicht bereits über 300.000 Kinder pro Jahr.“
Rollstuhl-Tennisspieler Nico Langmann fordert Planungssicherheit: „Viele glauben, Sportler:innen verdienen gut – das trifft vielleicht auf den Fußball oder Skisport zu, aber längst nicht auf alle. Kürzungen gefährden Existenzen und schrecken Nachwuchs ab. Als Athlet hat man kurzfristige Ziele, aber auch langfristige Pläne. Solche Kürzungen machen diese Planungen unsicher. Karrieren sind begrenzt – deshalb brauchen wir jetzt verlässliche Perspektiven. Es darf nicht passieren, dass junge Menschen sich gegen eine Sportkarriere entscheiden, weil es an Planungssicherheit fehlt. Das wäre fatal.“
Ausblick: Strategischer Neustart gefordert
Einhelliger Tenor unter den Sportvertretern: Nach der Budgetkonsolidierung braucht es einen strategischen Neustart, unter anderem mit einem „Masterplan Sport & Gesundheit“. Dieser soll Sport als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge verankern.
Sport Austria-Präsident Hans Niessl formulierte es abschließend so: „Sport ist nie Selbstzweck, sondern stets ein grandioses Mittel zum Zweck – und daher niemals Bittsteller! Wenn man ihn entsprechend dotiert, kann er Wunder wirken, ein Land begeistern und bewegen. Wenn man das auf Dauer nicht tut, gibt es Siege in allen internationalen Diabetes-Rankings quer durch alle Altersklassen statt Olympia- und WM-Medaillen. So einfach ist das.“