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„Es fehlt die Perspektive“: Der Sport wartet auf Phase 3

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(c) Screenshot YouTube

Was kommt nach dem Stillstand im Sport? Das diskutierten am Montag beim Sport und Marke-Online-Kongress Hans Niessl, Präsident, Sport Austria, Tom Berger, Geschäftsführer der höchsten Handballspielklasse spusu LIGA, Raphael Landthaler, Vorstand Österreichische Fußball-Bundesliga, und Christian Feichtinger, Geschäftsführer, Erste Bank Eishockey Liga. Moderiert wurde die Diskussion von sportsbusiness.at-Chefredakteur Michael Fiala.

Was ist der aktuelle Stand rund um Corona und Sport und welche Perspektiven gibt es?

Dieser Frage näherten sich die Experten in einer Gesprächsrunde am vom ESB Marketing Netzwerk ausgerichteten Webkongress Sport & Marke mit Teilnehmern aus den größten Sportligen Österreichs an: Fußball, Eishockey und Handball kamen zu Wort. Mit dabei war auch der Präsident von Sport Austria Hans Niessl.

„Der Sport wird nach der Krise ganz anders sein“

Niessl eröffnete: „Die Corona-Krise ist der Grund, warum sich Spitzen- und Breitensport in der schwierigsten Situation befinden.“ Die insgesamt rund 15.000 Vereine standen und stehen vor großen Aufgaben, da man die Sportstätten nicht betreten, keine Feiern oder Veranstaltungen ausrichten durfte. Im Spitzensport wurde von Konkursen gesprochen, im Breitensport gebe es aber eben auch Fixausgaben, die Vereinsverantwortlichen würden aufgrund der Gemeinnützigkeit selber haften müssen. Eine riesige Herausforderung: „Der Sport wird nach der Krise ganz anders sein. Das betrifft alle Sportarten in Österreich.“ Die Soforthilfe für Spitzen- und Breitensport wurde auf 100 Millionen Euro beziffert, aber Niessl meinte, es würde mindestens das Doppelte brauchen, um die Vereine liquide zu halten und persönliche Haftungen nicht schlagend werden zu lassen.

So geht es den Sportarten

Tom Berger illustrierte die Lage im Handball: „Es fehlt die Aussicht, die muss auf den Weg kommen, sonst sehe ich ein düsteres Bild. Ich habe die Headline gelesen: „Das Haus des Sports in Österreich brennt“, im Handball sehe ich das auch so, wenn es sechs Monate so bleibt.“

Christian Feichtinger musste für die Eishockeyliga in den letzten Wochen einen neuen Hauptsponsor sowie einen TV-Partner finden. Keine leichte Aufgabe: „An den 10. März werde ich mich immer erinnern. Am Abend hätte es vier Spiele vor ausverkauftem Haus gegeben.“

Es gab eine große Solidarität, den Abbruch durchzuziehen. Man war gerade am Beginn des Saisonhighlights der Playoffs, aufgrund der Aussagen der Regierung hatte man sich dann dazu entschlossen, auch im Lichte der Internationalität mit Italien, konsequent zu sein. Nun ginge es auch hierbei um die Perspektive: „Wann dürfen wir wieder trainieren und vor Zuschauern spielen, wann kann eine Meisterschaft beginnen? Das sind die größten Fragen abseits des Planeten Fußball.“ Die Eishockeyliga habe wie auch der Handball daran gearbeitet, alle Stakeholder hinter sich zu vereinen. Feichtinger vermisse wie Berger einen Zeitraum sowie Inhalte, um einen Fixpunkt als Start zu haben.

„Wissen noch nicht, wie groß der Schaden ist“

Der ‚Planet Fußball‘ kämpft hingegen gegenwärtig um die Saisonfortsetzung. Vorstand Raphael Landthaler versucht einen Status quo zu beschreiben: „Wir wissen noch nicht, wie groß der Schaden ist, weil wir nicht wissen, wann wir zu einer echten Normalität mit Mannschaftstrainings vom Profi bis zum Kleinkind zurück kehren können. Es gibt unmittelbaren Schaden, wie durch Zuschauereinnahmen. Mittelbar können unsere größten Assetts – Profis bis Nachwuchs – nicht trainieren. Diese Schäden muss man mit einkalkulieren. Auch wir müssen über die Zukunftsperspektive reden.“

Phase 1 wäre dabei die Liquidität, Phase 2 jene der Schadensbegrenzung und nun wäre Phase 3 – die Perspektive – das Wichtigste. Die Wahrscheinlichkeit auf zumindest Geisterspiele und eine Fortsetzung der Liga schätzte Landthaler auf 50 Prozent ein: „Ich bin positiv gestimmt, dass wir heute, morgen oder in den nächsten Tagen einen Durchbruch haben.“

Politische Signale

Der Politik komme eine entscheidende Rolle zu, der Sport war in den letzten Jahren aber nicht immer die höchste Priorität der österreichischen Regierungen. Hans Niessl meinte, man habe dem Sportministerium alle wichtigen Unterlagen übermittelt, Kurzarbeit und Entschädigungszahlungen im Rahmen der Pauschalen Reiseaufwandsentschädigung wurden genehmigt. Grundsätzlich solle es auch Entschädigungen für Breiten- und Spitzensport geben. „Von dieser Seite her gibt es Verständnis“, so Niessl, „aber es ist immer leichter runterzufahren, als es wieder hochzufahren.“

Niessl zitierte eine Studie der Universität Aarhus, dass die Ansteckungsgefahr bei Sport im Freien eine geringe sei – darum sehe Niessl die Politik gefordert, Sport verantwortungsvoll zu ermöglichen: „Wir haben auch einen Schaden im Nachwuchsbereich, wenn sich die Kinder nicht bewegen können, keine Vorbilder haben. Sport leistet einen sehr, sehr großen Beitrag zur individuellen Gesundheit. Es muss Wege geben, den Sport hoch zu fahren. Vom Kind zum Spitzensport muss Sport ausgeübt werden können.“ Die entsprechenden Signale habe es eben gegeben, Niessl zeigte sich aber verwundert, dass das 700-Millionen-Euro-Paket für Sport, Kultur und Soziales gemeinsam abgewickelt werden sollte. Die Struktur stünde noch nicht. Die Bundessport-GmbH könne das schneller machen: „Ich habe ein Problem, wenn man etwas ohne Strukturen ankündigt.“ Er plädiere für ein reines Sport-Hilfspaket, dass die Bundessport-GmbH abwickle.

Phase 3 – Was heißt das für Indoor-Sport?

Während die Studien belegen, dass outdoor gut gespielt werden könne, sieht Tom Berger gegenwärtig keine gute Perspektive für eine Indoor-Sportart wie Handball, auch für die Zukunft, wenn der Nachwuchs keine Vorbilder habe: „Wenn es im Freien geht, dann stimmt mich das positiv. Es geht aber ja nicht nur um das Geld, sondern auch die Kinder.“ Er sehe Parallelen zum Eishockey, beide Sportarten sind in der Sommerpause, man könne trainieren, die Mannschaftssportart Handball gestaltete sich schwierig, weil man sich selbst den Ball mit den Händen zuwirft. Wirtschaftlich ist es schwierig: „Selbst wenn wir im Herbst starten, können einige Vereine wohl nicht melden. Ich denke aber positiv, weil wir alle im Nebel fahren. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass die Politik den Lockdown lange weiter führen will.“

„Keine Privilegien für den Fußball“

Christian Feichtinger sehe die in letzten Wochen angesprochenen angeblichen Privilegien für den Fußball nicht. Da es das meiste Geld im Fußball gibt, ist Feichtinger froh, dass „dieser Weg ausgetreten wird.“ Konkret auf Eishockey meint er, dass die Ausrüstung ein Vorteil wäre, weil alle voll bekleidet sind, es gibt internationale Versuche, einen Vollvisierhelm herzustellen: „Aber der Nebel ist für uns alle der Gleiche. Je einheitlicher alle Teamsportarten zusammen stehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unsere Sportarten in eine Zukunft führen können. Es wird aber extrem herausfordernd.“

Der angesprochene Fußball in Person von Raphael Landthaler meinte, dass der Spitzensport für den Breitensport ganz entscheidend sei und gibt einen positiven Ausblick: Wenn das Angebot an Sport nun regionaler werde, wäre das unter Umständen auch eine positive Entwicklung.

Link: sport-marke.at

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