82.000 Tennisfans bedeuten einen neuen Zuschauerrekord bei den Erste Bank Open. Turnierdirektor Herwig Straka will die Veranstaltung künftig noch breiter aufstellen. Der Steirer übt aber auch Kritik am mangelnden Interesse der österreichischen Politik durch Sportminister Andreas Babler.
Ein Traumfinale zwischen Jannik Sinner und Alexander Zverev, ein gelungenes „Debüt“ der Marx Halle als zweite Match-Location und mit 82.000 Besucherinnen und Besuchern ein neuer Zuschauerrekord.
Dass die Marke von 80.000 Zuschauern zum ersten Mal geknackt wurde, ist dem neuen zweiten Austragungsort der Erste Bank Open in der Marx Halle zu verdanken. Das verdeutlichte Turnierdirektor Herwig Straka am Beispiel des ersten Auftritts von Jannik Sinner am Mittwoch. „In der Stadthalle haben wir wenig Platz zum Wachsen. Der Mittwoch war der vollste Tag der Geschichte – da hatten wir kein einziges Ticket mehr. Nicht einmal Stehplätze, das gab es noch nie. Dank der Marx Halle haben wir in diesem Jahr erstmals die 80.000er-Besuchermarke überboten“, freute sich Straka, der jedoch nicht müde wird, die Entwicklung der Erste Bank Open weiter voranzutreiben.
Auch für Rechtehalter ServusTV war das Turnier ein Erfolg: Bis zu 1,5 Millionen Tennisfans haben Spiele des ATP-500-Turniers live bei ServusTV verfolgt, im Schnitt verzeichnete Österreichs reichweitenstärkster Privatsender über die gesamte Turnierwoche hinweg einen Marktanteil von 7,7 Prozent in der Basis 12+ und 8,9 Prozent bei 12-49. Damit waren die diesjährigen Erste Bank Open die erfolgreichste Turnierübertragung seit dem Rechteerwerb 2020.
Damenturnier als Ziel
„In diesem Jahr haben wir ein Rollstuhltennis-Turnier in das Programm aufgenommen, das ebenfalls sehr gut angenommen wurde. Wir wollen die Veranstaltung aber noch breiter aufstellen, damit man in Wien und Österreich nicht daran vorbeikommt. Daher denken wir auch an ein Damenturnier, damit die Erste Bank Open als Trägerrakete für das heimische Tennis fungieren“, betonte Straka, der sich bereits Gedanken über das Teilnehmerfeld im kommenden Jahr macht: „Wir haben heuer fünf Top-Ten-Spieler hier gehabt, mit Jack Draper wären es sogar sechs gewesen. Dieses Starterfeld werden wir nicht toppen können. Fünf Stars aus den Top Ten sind genial und es wäre toll, wenn wir das in Zukunft auch haben könnten. Mit Jannik (Sinner, Anm.) spreche ich nächste Woche in Paris über 2026. Es gefällt ihm hier – wenn er ein 500er-Turnier spielt, dann ist Wien mit Sicherheit ganz oben auf seiner Liste“, so Straka.

Ein Ziel, das auch Sponsor win2day verfolgt. Managing Director Georg Wawer sagte dazu im Rahmen des sportsbusiness.at Breakfast Club: „Wir teilen dieselbe Vision. Mit den Möglichkeiten hier in St. Marx wäre es sogar möglich, zusätzlich ein Frauen-Turnier zu veranstalten. Ein gutes Produkt verkauft sich – Rollstuhltennis ist ein tolles Produkt, deshalb wird es funktionieren. Wir wollen in den nächsten Jahren gemeinsam mit unseren Partnern die Erste Bank Open weiter entwickeln.“
Erste Bank zieht positive Bilanz als Sponsor
Sehr zufrieden zeigte sich auch Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank, über den Turnierverlauf. „Ich darf hier die Lobeshymnen der letzten Jahre wiederholen und Herwig und seinem Team danken. Wir hatten ein tolles Spielerfeld, die Marx Halle als zweiter Standort für niederschwelligen Zugang hat sich bestens bewährt, und auch das Rollstuhltennis-Turnier hat eine neue Perspektive gebracht – wir haben also wieder etwas draufgesetzt. Es freut uns, dass so viele Menschen das Turnier verfolgt haben. In Summe ziehen wir als Sponsor eine absolut positive Bilanz“, betonte Holzinger-Burgstaller.

Kritik an Babler: „Es war enttäuschend“
Im Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“ übte Straka aber auch Kritik am Desinteresse der österreichischen Regierung. Auf die Frage, ob sich Sportminister Andreas Babler beim Erste Bank Open hat blicken lassen, meint der Turnierdirektor: „Nein, auch nicht die Frau Schmidt (Staatssekretärin für Sport, Michaela Schmidt, Anm.). Sie waren beide eingeladen. Ich weiß nicht, warum sie die ganze Woche nicht vorbeigeschaut haben“, so Straka, der ergänzt: „Wir haben als Turnier auch keine Förderung erhalten, nicht einmal für unser Rollstuhltennisturnier. Es war enttäuschend.“

2030 in neuer Halle?
Dass die Wiener Stadthalle aus allen Nähten platzt, ist kein Geheimnis. Straka: „An Spitzentagen zwischen 20.000 und 30.000 Tickets, es haben aber nur 9800 Zuschauer in der Stadthalle Platz. Es wäre noch viel mehr möglich, aber wir sind eben limitiert. Eine ausverkaufte Stadthalle mit hoher Nachfrage ist trotzdem nicht schlecht.“
Mit der zusätzlichen Event-Location in der Marx Halle, hat man in diesem Jahr jedoch eine Erweiterung ermöglichen können. Auch der sportsbusiness.at Breakfast Club wurde dort veranstaltet und zeigte die neuen Möglichkeiten mit Blick auf Rollstuhltennis auf.
Die neue große Halle, die auch den Erste Bank Open ein Wachstum ermöglichen soll, ist bereits ausgeschrieben. „Ich weiß, dass die Ausschreibung durch ist, alles noch einmal überprüft wird, die Dinge aber auf Schiene sind. Eventim hat den Zuschlag erhalten. Reine Bauzeit wären drei Jahre. 2030 wurde mir als Ziel kommuniziert. Bis dahin sollten wir in Neu Marx spielen können.“