Die österreichische Regierung plant ein neues Gesetz im Bereich des Glücksspiels. sportsbusiness.at blickt über die Grenzen: Im Ausland gibt es positive und warnende Beispiele, wie Martin Beranek, General Manager Germany/Switzerland/Austria bei der Kindred Group, erklärt.
Mit der Marke Unibet ist die Kindred Group europaweit nicht nur im Sport präsent, sondern hat auch Interesse an fairen Glücksspielregulierungen von Seiten der Politik. Nicht alle Länder schaffen den Spagat zwischen Spielerschutz und fairer Lizenzierung, auch wenn sich in den letzten Jahren einiges bewegt hat. Negativbeispiele wären etwa Spanien und Italien. Die Spanier ändern die Gesetze recht oft. Das stellt Unternehmen, die sich auf Online-Glücksspiel spezialisieren, vor große Aufgaben. Schließlich sind technische Lösungen selten schnell umsetzbar. Italien wiederum erließ teilweise Werbeverbote. Die Folge: Abwanderung von – in der EU oftmals auf Malta lizenzierten – Anbietern und eine Vergrößerung des Schwarzmarktes. Letzteres kann nicht im Interesse von Politik und Unternehmen sein. Die Länder sind dann mit einem wachsenden Schwarzmarkt konfrontiert und fallen um Steuereinnahmen um, die Glücksspiel Unternehmen verlieren Kunden und Umsatz.
Regulierungen sind gut, solange sie für alle fair sind
Die Kindred Group ist einer der fünf größten europäischen Anbieter. „Wir begrüßen Regulierungen“, erklärt Martin Beranek gegenüber sportsbusiness.at, „wir wollen einen fairen Wettbewerb. Gut regulierte Märkte wie Dänemark funktionieren und drängen den Schwarzmarkt zurück.“
Das ist auch im Interesse der EU – schließlich gibt es für Waren und Dienstleistungen keine Grenzen und schon gar nicht für das Internet. Eine europäische Lösung wäre also wünschenswert, mit wenigen Mausklicks ist jeder User schnell auch bei unseriösen Anbietern in der Karibik oder in Asien. Ein Geoblocking bringe auch nicht viel, via VPN eine eigene IP-Adresse zu generieren könne heutzutage fast jeder Internet-User. Aber schnelle Änderungen sind schwierig. „In Deutschland hat es sich beispielsweise zuletzt schnell geändert“, erklärt Beranek, „ein seriöses IT-Regulierungsprojekt ist in sechs bis neun Monaten schwer zu stemmen.“
Der Online-Glücksspielbereich mit Casino und Poker ist in den letzten Jahren für Sportwettenanbieter zu einem wichtigen Umsatzfaktor geworden. Im politischen Tagesgeschäft wird da oftmals wenig differenziert vorgegangen: „Manche Länder wie Österreich regeln die Sportwetten auf Länderebene, das Glücksspiel liegt derzeit noch in Händen des Finanzministeriums. Die geplanten Änderungen betreffen das Thema Glücksspiel und hier wäre ein moderner Zugang hin zu einem offenen Lizenzsystem und weg vom Monopol wünschenswert.“ Unibet selbst bietet auf der Plattform viele Produkte an und sieht auch Casino und Poker als wichtigen Teil der Produktpalette.
Wenn es beispielsweise zu freiwilligen Einzahlungslimits wie in Dänemark kommen sollte, mache es aus Sicht der Unternehmensgruppe für den Spielerschutz Sinn, wenn dieses nicht nur für eine Produktgruppe gelte, sondern für das gesamte Produktportfolio. Spielerschutz ist auch eines der bestimmenden Themen der Industrie. Einzelnen Spielern astronomische Summen quasi abzunehmen, ist nicht zielführend. In Medienberichten werden solche Fälle gerne herangezogen, aber „in den letzten Jahren ist sehr viel passiert. In Österreich arbeiten viele Anbieter mit maltesischen Lizenzen, auch dort hat sich in Richtung Spielerschutz in den letzten Jahren sehr viel getan. Es ist nicht in unserem Interesse, dass Spieler über ihre Verhältnisse spielen. Davon hat niemand was. Aber fairerweise muss man auch sagen, dass derartig hohe Beträge über viele Jahre entstehen.“ Zudem würden auch die Gewinne oft nicht mit einberechnet werden.
Best Practice Dänemark
Was auf jeden Fall aus Sicht von Beranek klar ist: Eine gute Regulierung führe zu mehr Spielerschutz und zu einem Zurückdrängen des Schwarzmarktes. Derartige, zum Teil leicht erreichbare unseriöse Anbieter, haben oft den Sitz in der Karibik, etwa auf der Insel Curaçao. „Wir sehen, dass eine schlechte Regulierung, eine zu hohe Besteuerung und somit ein schlechtes Angebot zu mehr illegalen Spielen führt“, führt Beranek aus. Ein Best-Practice-Beispiel ist dabei Dänemark. Die Kanalisierungsquote betrage dort 90 Prozent, der Schwarzmarkt ist stark zurück gedrängt worden.
Wie hat das das skandinavische Land geschafft? „Die Dänen hatten bis vor zehn Jahren nur einen Monopolisten, der Staat ist bis heute noch mit 80 Prozent daran beteiligt“, konkretisiert Beranek, der ergänzt: „Um die Kanalisierungsquote anzuheben, wurde der Markt unter strengen regulatorischen Maßnahmen 2012 geöffnet.“ Das bedeute, dass alle, die die Regeln einhalten, Lizenzen bekommen und auch überwacht werden können. So können sie Steuern zahlen und wieder im Land reinvestieren: „Die Grundüberlegung war, durch mehr Kontrolle mehr Transparenz zu erreichen. Die Regeln waren durchaus einschneidend, aber nicht auf das Produkt zielend.“
Die Glücksspielunternehmen müssten den Kunden ein gutes Produkt anbieten können. Im Hintergrund gibt es Schutzmechanismen: Es gibt ein Verbot von zu hohen Neukundenboni oder Einzahlungslimits. Letztere werden stark kontrolliert und vom Kunden, abhängig vom Einkommen, selbst gewählt. Die Anbieter stufen die Limits dann entsprechend ab. Das sei laut Beranek ein guter Schutz für die Kunden, schränkt aber das Spielerlebnis nicht ein: „Das ist die Erfolgsformel.“
Wichtig ist auf jeden Fall aus Anbietersicht: Eine gute Regulierung für den Online-Bereich passend für das 21. Jahrhundert, die eben auch Österreich derzeit bräuchte. Wird hier nicht gut vorgegangen, dann gibt es eben auch Beispiele, in denen es trotz der Regulierungsmaßnahmen zu einem erhöhten Abweichen der Spieler auf den nicht europäischen Schwarzmarkt kommt. Die Konsequenzen sind dann meistens geringerer Spielerschutz, keine Steuereinnahmen und keine Investitionen, etwa in Sport und Marketing. In Österreich investieren die Online-Glücksspielanbieter wie bet-at-home, Interwetten oder Unibet immerhin laut eigenen Aussagen jährlich 100 Millionen Euro in Sport und Marketing.
Grundproblematik?
„Eine europäische Lösung ist leider unrealistisch“, führt Beranek, der für den gesamten D-A-CH-Raum zuständig ist, aus. Ein weiteres Problem ergibt sich aus den jüngsten Aussagen von Finanzminister Gernot Blümel von vergangener Woche: „Es wird keine weiteren Online-Lizenzen geben. Mit Monopol und ohne offenem Lizenzsystem wird man den internationalen Schwarzmarkt nicht regulieren können und schwächt die seriösen europäischen Anbieter.“ Ein Beispiel wären etwa Slotmachines. In Wien wurde durch das Verbot des kleinen Glücksspiel Ende 2014 die Thematik nur verlagert, in Niederösterreich wird weitergespielt. Wer dort nicht kann, wandert beispielsweise weiter nach Bratislava. Das könne man laut Beranek auch auf den Online-Bereich umlegen, denn „wer Casino spielen will, findet einen Weg, aber dann nicht unter den hohen Spielerschutzstandards von seriösen europäischen Anbietern.“
Was es vor allem braucht, ist Vertrauen für die Anbieter. Die Unternehmen brauchen Planbarkeit, sonst könnte man auch nicht als Partner des Sports wieder Geld investieren. Sollen die österreichischen Legistiker also einfach die dänischen Vorgaben kopieren? Dazu meint Martin Beranek abschließend: „Das dänische Gesetz zu copy/pasten, davon halte ich persönlich nicht viel. Man soll sich internationale Erfolgsmodelle ansehen, sich intensiv mit der Materie auseinander setzen. Der OVWG sammelt seit Jahren per Studien Informationen, wie es gehen könnte.“
Eben etwa den Markt mit Lizenzen zu öffnen mit starken Regulatorien – sowie einer Zweckwidmung von Lizenz und Steuereinnahmen für den Sport.