sportsbusiness.at

„Diese Unternehmen sind für uns lebensnotwendig“

(c) pictorial/S. Pröll

Diesen Artikel teilen

Die österreichische Regierung will die gesetzlichen Regelungen zum Glücksspiel reformieren. In der Sportbranche sorgt das für Aufregung, wie ein Rundruf von sportsbusiness.at belegt.

sportsbusiness.at Exklusiv von Georg Sander

Die Ankündigungen der österreichischen Bundesregierung, das Glücksspiel neu zu ordnen und dabei etwa einen adaptierten Spielerschutz oder Werbeverbote zu erlassen und parallel das Monopol nicht anzutasten, sorgen in der Sportbranche für Unruhe. Glücksspielanbieter haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten als Sportsponsoren etabliert, sollte sich hierbei etwas ändern, dann könnte der gesamte Sport vor einem Finanzierungsproblem stehen.

Denn die Glücksspielunternehmen spielen für die Finanzierung des Sports eine wichtige Rolle. So auch beim SCR Cashpoint Altach, wie Geschäftsführer Christoph Längle gegenüber sportsbusiness.at festhält: „Ich denke, im gesamten Sport, sowohl Profi- als auch Amateurbereich, sind Glücksspielanbieter im Sponsoring nicht mehr wegzudenken. Die Anbieter agieren direkt am Point of Sale und der Sport profitiert durch eine wichtige Einnahmequelle.“

Wie wichtig, das zeigt auch das Beispiel Eishockey-Liga. Geschäftsführer Christian Feichtinger erklärt: „Glücksspielanbieter bzw. Sportwettanbieter spielen eine ungemein große Rolle im Sponsoringportfolio der bet-at-home ICE Hockey League, wie der Liga-Name bereits vermuten lässt. Der Abschluss mit bet-at-home als Titelsponsor der ICE Hockey League in einem Pandemie-Jahr spricht Bände. Nebenbei haben die Vereine auch die Möglichkeit, Verträge mit anderen Wettpartnern abzuschließen. Sportwetten als generelles Unterstützungswerkzeug sind ein unverzichtbarer Bestandteil, um unseren Sport professionell anbieten und vermarkten zu können.“

„Lebensnotwenig“

Noch deutlicher sieht man es beim Basketballverband, der via Tochtergesellschaft die bet-at-home-Superliga betreibt, die höchste Spielklasse im heimischen Herrenbasketball. Johannes Wiesmann, Geschäftsführer der Liga, wählt im Interview noch drastischere Aussagen als sein Kollege beim Fußballverein: „Als Liga selbst haben mit bet-at-home einen Hauptsponsor aus dieser Branche, davor war es jahrelang ein Konkurrent. Das zeigt auch, dass es schwierig ist, Unternehmen zu finden, die nicht aus dieser Branche kommen, und die in den Sport investieren. Wir wissen alle, dass Investitionen in den Sport prinzipiell ein Problem sind, egal ob aus der Wirtschaft oder staatlich. Der Stellenwert des Sports ist nicht dort, wo er sein soll. Darum sind Unternehmen wie bet-at-home für uns lebensnotwendig.“

„Einschränkungen in diesem Bereich würden sowohl massive Bedrohungen für die Wettanbieter als auch für Vereine und Ligen im Profisportbereich bedeuten“

Christian Feichtinger, Geschäftsführer bet-at-home ICE Hockey League

Das unterstreicht auch das Statement der Eishockey-Liga zu dem Thema: „Einschränkungen in diesem Bereich würden sowohl massive Bedrohungen für die Wettanbieter als auch für Vereine und Ligen im Profisportbereich bedeuten. Es könnte dadurch nicht nur zum Einbruch, sondern zum kompletten Wegfall dieser Partner kommen“, meint Feichtinger.

Werbebeschränkungen kennt man beim Österreichische Skiverband (ÖSV). „Im Sport wie in der Wirtschaft geht es um die Einhaltung rechtlicher und ethischer Standards und Regulative“, heißt es vom ÖSV auf Anfrage von sportsbusiness.at. „Ein breitgefächertes Sponsorenportfolio bietet aus wirtschaftlicher Sicht Sicherheit und Stabilität. Als nationaler Skiverband halten wir uns natürlich strikt an die Werberichtlinien des Internationalen Skiverbandes/FIS, welche für Wettanbieter reduzierte Werbemöglichkeiten im Vergleich zu anderen Branchen zulassen.“

Wichtiger Standpfeiler von Budgets

Rund 100 Millionen Euro sollen Glücksspielanbieter laut der „Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (OVWG)“ in Form von Sponsoring dem heimischen Sport zukommen lassen. „Das Glücksspiel spielt für uns als Liga eine große Rolle im Sponsoring“, erklärt Wiesmann, „für die Basketballliga macht das Hauptsponsoring rund 50 Prozent aus.“ Der SCR Altach möchte das Ausmaß des Sponsorings von Cashpoint nicht kommentieren. Seit 16 Jahren besteht die Namens- und Stadionnamenspartnerschaft, das wird nicht ohne entsprechender Gegenleistung ablaufen.

„Interwetten als ÖSV-Eventwerbepartner begleitet uns mit einem klar definierten Sponsoringpaket und dem damit verbundenen Erscheinungsbild durch alle alpinen Weltcuprennen in Österreich.“

ÖSV gegenüber sportsbusiness.at

Zahlen gibt es auch vom ÖSV nicht: „Interwetten als ÖSV-Eventwerbepartner begleitet uns mit einem klar definierten Sponsoringpaket und dem damit verbundenen Erscheinungsbild durch alle alpinen Weltcuprennen in Österreich.“

Die Werbepräsenz bei den großen Sportarten, sei es bei Vereinen oder Ligen, illustriert die Wichtigkeit von Glücksspielanbietern. Zum Vergleich: Die Bundes-Sport-GmbH schüttet pro Jahr 33,5 Millionen Euro an allgemeiner Leistungs- und Spitzensportförderung aus. Daneben gibt es noch eine athletenspezifische Spitzensportförderung in der Höhe von rund 7,4 Millionen Euro. Darüber hinaus gibt es klarerweise noch einzelne öffentliche Förderungen, etwa für Infrastrukturprojekte, Nachwuchs und Co. Kurz zusammengefasst: Glücksspielanbieter sind im heimische Sport insgesamt ein großer Player im Sponsoringpool.

Die Auswahl der Partner

Ein wesentlicher Punkt für Glücksspielanbieter ist mit Sicherheit auch, dass sie zum Teil vom Sport selbst leben. „Die Nähe zwischen Werbeplattform Skiweltcup, Sportkonsument und Produktanbieter/Werbetreibender ist im Fall des Sportwettenanbieters sicher von Vorteil“, heißt es vonseiten des ÖSV. Der Fußballclub Altach meint: „Wie bereits erwähnt, profitieren der Sport und die Glücksspielanbieter gleichermaßen von solchen Partnerschaften.“

„Fakt ist, dass der Sport, welcher durch die Corona-Krise massiv getroffen ist, von Einnahmen aus der Wirtschaft abhängig ist, und da wäre es ein schwerer Schlag, wenn hier zusätzliche Beschränkungen für das Sponsoring vorgenommen werden.“

Christoph Längle, Geschäftsführer SCR Altach

Längle schränkt aber ein: „Allerdings arbeiten wir genauso mit Unternehmen aus fast allen anderen Branchen erfolgreich zusammen. Ob sich Glücksspielanbieter mehr als andere Unternehmen mit dem Sport identifizieren, kann ich nicht beantworten.“ Doch Fußball ist da als Massensport, mit exklusivem TV-Vertrag und der Möglichkeit, auch durch Spielerverkäufe gerade in größere Ligen sehr hohe Summen zu lukrieren, vielleicht nicht das beste Beispiel. Vonseiten der Basketballliga, die zwar ebenfalls im Fernsehen übertragen wird, aber von Ablösesummen wie im Fußball nur träumen kann, heißt es: „Der eine lebt vom anderen. Das verstehen auch die Glücksspielanbieter. Sie verstehen den Sport und geben zurück, was sie über uns generieren. Das Wechselspiel funktioniert.“

Glücksspiel-Unternehmen im Sponsoring-Einsatz

Hoffnung auf kluges Vorgehen

Je nachdem, wie das Gesetz dann letztenendes ausgestaltet ist, kann es zu Einnahmenverlusten für die Anbieter kommen und somit in weiterer Folge auch bei Vereinen, Verbänden, Ligen und Sportlern. Beim ÖSV hofft man schlichtweg darauf, dass die Branche weiterhin Partner bleiben kann: „Das liegt außerhalb unseres Einflussbereiches. Wir halten uns hier an die gesetzlichen Rahmenbedingungen und hoffen, weiterhin die Branche als Werbepartner mit an Bord haben zu können. Die Einnahmen-Entwicklung ist aus heutiger Sicht nicht konkret abschätzbar.“

Christoph Längle führt neben der Hoffnung ins Treffen, dass der Sport schon durch die allgegenwärtige Corona-Pandemie betroffen ist und: „Fakt ist, dass der Sport, welcher durch die Corona-Krise massiv getroffen ist, von Einnahmen aus der Wirtschaft abhängig ist, und da wäre es ein schwerer Schlag, wenn hier zusätzliche Beschränkungen für das Sponsoring vorgenommen werden.“

„Wenn man die Unternehmen, die mit Abstand am meisten in den Sport investieren, daran hindert, in den Sport zu investieren, zeigt das nur wieder, welchen Stellenwert der Sport hat.“

Johannes Wiesmann, Geschäftsführer Bet-at-home-Basketball Superliga

Christian Feichtinger erklärt dazu abschließend: „Die Rolle von Sportwettanbietern für den organsierten Ligasport ist massiv. In ganz Europa dienen Sportwettanbieter als wichtige Partner für den Sport. Für manche Sportwettanbieter ist das Online-Glückspiel ein wichtiges zweites Standbein und bildet gemeinsam mit Sportwetten das wirtschaftliche Fundament, welches Unterstützungen im Bereich des Profisports ermöglicht. Wie schnell das Standbein der Sportwetten wegfallen kann, hat uns im vergangenen Jahr die Pandemie gezeigt.“

Noch deutlicher formuliert es Johannes Wiesmann: „Wenn man die Unternehmen, die mit Abstand am meisten in den Sport investieren, daran hindert, in den Sport zu investieren, zeigt das nur wieder, welchen Stellenwert der Sport hat. Wenn der Bund hergeht und sagt: Ok, wir nehmen dem Sport 50 Millionen Euro im Jahr weg, dann muss er aber auch in die Tasche greifen und etwas investieren.“

Neueste Beiträge

Sky goes Regionalliga und produziert Dokumentationen über Austria Salzburg, die Wiener Viktoria und Union Gurten [Partner-News]

Steiermark fördert Stadionumbau in Hartberg mit neun Millionen Euro

Ski Guide Austria 2025: Der neue Wintersportführer ist da

ÖSV und Skizeit gründen Joint Venture zur Digitalisierung des Wintersports

Doch kein La Liga-Spiel zwischen Barcelona und Atletico in den USA

Podcast​