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Recap: sportsbusiness.at Breakfast Club: „Das Tennis der Zukunft“ [Bilder, Quotes]

(c) Rene Brunhölzl

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Am Dienstag, 22. Oktober, widmete sich der sportsbusiness.at Breakfast Club im Rahmen der Erste Bank Open dem Thema Tennis. In der bereits 18. Ausgabe des bekannten Netzwerk-Formats von sportsbusiness.at stand dabei die Zukunft des nationalen und internationalen Tennissports im Fokus.

Zunächst erfuhren die rund 125 Gäste in einem launigen Exklusiv-Talk mit den ehemaligen Tennisstars Barbara Schett und Thomas Muster, wie die beiden mit etwas Abstand auf ihren Sport blicken, wie sich der Tennissport entwickelt hat und welche Herausforderungen sich daraus für die Zukunft ergeben.

In der anschließenden, hochkarätigen Podiumsdiskussion diskutierten – moderiert von Ronny Leber – Schett, Sandra Reichel (Turnierdirektorin Upper Austria Ladies Linz, Geschäftsführerin Reichel Business Group), Herwig Straka (Turnierdirektor Erste Bank Open, CEO & Founder e|motion group), Georg Wawer (Managing Director win2day) sowie Martin Ohneberg (Präsident ÖTV) über folgende Fragen:

Wie soll bzw. wird sich der Tennissport national sowie international aus sportlicher und wirtschaftlicher Sicht entwickeln, an welchen kleineren und größeren Schrauben soll bzw. muss gedreht werden und welche Rolle kann Österreich und die Sponsorenlandschaft dabei spielen?

Barbara Schett, ehemalige Weltklasse-Tennisspielerin, über …

… Dominic Thiems Karriereende: „Es ist immer traurig, wenn eine Karriere zu Ende geht, sei es Roger Federer oder Rafael Nadal. Bei Dominic Thiem tut es natürlich noch einmal mehr weh, weil er ein Österreicher ist und weil man natürlich in den letzten 15 Jahren mitgefiebert hat. Seine Karriere ist der Wahnsinn, mit seinen 17 ATP-Titeln und dem US Open Triumph – und das in der Ära der Big Three.  Wir haben gehofft, dass er das Comeback schafft.“

… was sich im Tennis-Sport verändert hat: „Die Turniere sind natürlich gewachsen. Das Preisgeld hat sich verfünffacht. Die Spieler sind extrem fit, bewegen sich besser und auch das Material ist besser. Wenn man sich die Vorhand einer Aryna Sabalenka ansieht, die bei den US Open schneller war als jene von allen Männern, ist das schon Wahnsinn. Ich freue mich darüber, dass es gleiches Preisgeld für Damen und Herren bei den Grand Slams gibt. Die Kluft ist aber noch groß zwischen ATP und WTA.“

… das österreichische Tennis: „Ich bin ein Verbandskind, bin mit 14 Jahren in die Südstadt gegangen, weil die Trainingsmöglichkeiten ganz anders waren und viele andere Mädchen dort waren. Heute sind Ruhm und Geld wichtig, wir haben aus Leidenschaft begonnen. Bei den österreichischen Damen schaut es seit einigen Jahren nicht so rosig aus. Wir hoffen, dass es jemand wieder unter die ersten 100 schafft. Es ist aber zach und kein Zuckerschlecken, man muss sich dem Sport hingeben.“

… den Stellenwert des Sports: „Wir reden ja schon länger darüber, dass der Sport mehr in die Schule integriert werden sollte. Bei uns ist es so, dass, wenn die Eltern das Kind nicht aktiv zum Sport führen, sie stundenlang vor dem Handy sitzen und TikTok-Videos schauen. Es ist eine andere Zeit, deshalb ist es schwierig. Da kann der Verband machen, was er will. Die Sportbegeisterung in anderen Ländern ist eine ganz andere. Ich lebe in Australien und da gibt es tagtäglich ein unglaubliches Angebot. Hier (in Österreich, Anm.) wirst du schief angesehen, wenn du sagst, du bist Tennis-Trainer. Da wundern sich die Leute, dass das überhaupt ein Job ist.“

… gemeinsame Turniere von Herren und Frauen: „Herwig und Sandra, setzt euch zusammen. In der näheren Zukunft möchte ich, dass die Turniere in Wien und Linz ein Combined Event sind. Da reden wir seit Jahren darüber. Zu meiner aktiven Zeit hätte ich mir das auch schon gewünscht, aber da kam schon noch sehr viel Ablehnung von Seiten der Männer.“

… die Entwicklung des Tennis im Allgemeinen: „Tradition ist sehr, sehr wichtig, aber dass ein bisschen was geändert wird, finde ich ok. Das Paradebeispiel sind die Australian Open, es ist unfassbar, was die auf die Beine stellen. Es gibt jeden Tag ein Riesenkonzert, man kann auch hingehen, wenn einem Tennisschauen keinen Spaß macht.“

… über die „Big Three“: „So eine Ära wird es, glaube ich, nicht mehr geben. Es ist unglaublich, wie viele Titel die drei gewonnen haben und wie sie sich gegenseitig gepusht haben. Die haben sich auch gebraucht und waren auch vom Spielstil und der Persönlichkeit drei unterschiedliche Spieler.“

Thomas Muster, ehemalige Nummer eins der Welt, über …

… Dominic Thiem: „Für ihn wird das nicht so neu und emotional sein. Er hat schon lange damit abgeschlossen. Den größten Erfolg seiner Karriere konnte er nicht mit den Menschen im Stadion feiern. Ich dachte immer, dass er in Paris gewinnt, dann wurden es die US Open. Er hat natürlich Großartiges geleistet. Ich hätte gehofft, dass er noch länger spielt. Das ist schade, weil ich glaube, dass noch was möglich gewesen wäre. Wenn du in fünf, sechs Jahren noch ein paar Millionen mitnehmen kannst, dann frage ich mich – auch aus geschäftlicher Sicht, wann ich wieder einmal so viel verdienen kann. Vielleicht kommt er später darauf, dass es nicht so gut war.“

… die Unterschiede zum Tennis früher: „Es hat sich viel getan, aber Tennis ist sehr klinisch geworden, es wird wenig Emotion gezeigt, alles ist politisch korrekt. Man soll sich nicht daneben benehmen, aber ein bisschen etwas geht schon. Die Tour hat sich im Großen und Ganzen gut entwickelt, die Lizenzgebühren sind enorm. Jedes Jahr mehr an Preisgeldern muss erst gestemmt werden. Das ist für die Turniere gar nicht so einfach.“

… den Stellenwert des (Tennis-)Sports in Österreich: „Wenn wir die Berge fürs Skifahren bauen hätten müssen, gäbe es drei Sandhügel in Österreich. Wir wollen immer ein Sportland sein, aber nichts dafür tun. Der Stadionbau in Österreich ist katastrophal, das Sportministerium ist ein Anhängsel der Ministerien, einmal dort, einmal da. Wir stellen Ansprüche, erfüllen aber nicht die Rahmenbedingungen. Wir reden immer, aber es passiert nichts.“

Georg Wawer (Managing Director win2day) über …

… OneVision: „Wir fühlen uns mit dem ÖTV diesbezüglich richtig wohl. Wir steigen als Sponsor nur in Sportarten ein, wo Männer und Frauen sowie mit und ohne Behinderung gleiche Möglichkeiten vorfinden. Wir wollen gleich unterstützen und haben das mit Herwig Straka auch diskutiert: Es gibt jetzt Rollstuhltennis am Center Court, dann spielen sie vor 4.000 Zuschauern wie vergangenen Sonntag. Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“

… die Entwicklung im Sponsoring: „Wir wollen nur langfristige Deals eingehen, weil man nicht in ein oder zwei Jahren in die Top10 kommt, da braucht man eher zehn. Es braucht aber auch Highlightevents und Vorbilder. Wir haben auch die Print- und TV-Zeiten bei Männer und Frauen analysiert, wie lange diese im gegenseitigen Verhältnis zu sehen sind. Der „Frauen-TV“-Sender wird 2025 am 20. Februar nicht mehr senden. Behindertensportler:innen haben diesen Tag am 3. Jänner. Ohne die Paralympischen Spiele wäre es der 2. Jänner. Die Männer sind hingegen das ganze Jahr zu sehen.“

Sandra Reichel (Turnierdirektorin Upper Austria Ladies Linz, Geschäftsführerin Reichel Business Group) über …

… Gleichberechtigung: „Dass wir bei den Grand Slams und Masters das gleiche Preisgeld haben, ist super. Die Unterschiede zwischen ATP und WTA sind dennoch sehr groß. Damen-Tennis ist die Frauen-Sportart Nummer eins weltweit. Ich glaube, dass die Zukunft in Combined-Events liegt, sprich Männer- und Frauen-Turniere zur selben Zeit am selben Standort. Mich stört die österreichische Mentalität des ewigen Jammerns. Wir sollten viel positiver denken. Wir brauchen Aushängeschilder für die nächste Generation.“

… die Zukunft: „Wir müssen schauen, dass der Mensch und der Sport im Vordergrund bleiben. Für manches fehlt in Linz teilweise noch ein bisschen das Budget. Entertainment ist wichtig, aber der Sport muss an erster Stelle stehen.“

Herwig Straka (Turnierdirektor Erste Bank Open, CEO & Founder e|motion group) über …

… OneVision, um Frauen und Männer gemeinsam zu vermarkten: „Wir vergeben als Sport so viele Möglichkeiten, weil wir nicht an einem Strang ziehen. Es gibt ATP, WTA, ITF und vier Grand Slam-Turniere. Alle vermarkten sich selbst und so verliert man Kunden.“

… ein Combined Event: „Im Moment ist es aus infrastrukturellen Gründen noch kein Thema in Österreich, aber ich sehe die Zukunft auch darin. Durch diese gegenseitige Befruchtung wachsen die Events auch.“

… die Zukunft: „Unser größter Konkurrent ist der Flatscreen zu Hause. Live muss sexy gemacht werden, das versuchen wir seit Jahren, wir machen viel Entertainment. Man muss aber auch jedes Jahr kämpfen. In Australien deckt man China auch ab. Es gibt sehr viel Wettbewerb, man musste sich neu erfinden. Da müssen wir hin.“

Martin Ohneberg (Präsident ÖTV) über …

… den Verband: „Wir haben da wirklich einen Fokus auf Gleichberechtigung. Nicht weil es gerade in Mode ist, sondern weil wir wirklich davon überzeugt sind.“

… den italienischen Verband als Vorbild: „Die Mentalität und die Leidenschaft müssen generell in Österreich einfach besser werden. Der Sport muss eine Rolle spielen, in Italien gibt es eine andere Emotion. Es geht aber auch um das Turnierangebot, das Budget und die Qualität der Ausbildung. Italien hat natürlich mehr Einwohner, aber dort fließen jedes Jahr sechs bis acht Millionen Euro in die Infrastruktur. Bei uns fließt nichts hinein.“

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