Im sportsbusiness.at-Interview ließ zuletzt Günter Kaltenbrunner mit dem Wunsch aufhorchen, den Play Fair Code mit einer behördenähnlichen Funktion aufzuwerten. Das Sportministerium zeigt sich diesem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen.
++ sportsbusiness.at exklusiv von Michael Fiala ++
Der Play Fair Code feiert 2022 sein zehnjähriges Bestehen und ist mittlerweile eine wichtige Institution im Bereich der Integrität des Sports. Nun hat sich die NGO ein neues Ziel gesetzt: Sie will eine behördenähnliche Funktion, ähnlich wie man es von der Nada kennt, wie es Günter Kaltenbrunner, Präsident des Play Fair Code, in einem sportsbusiness.at-Interview (>> siehe hier) im Oktober bekräftigte: „Wir haben alle bewettbaren Sportarten bei uns, jetzt gilt es die nächsten Schritte zu setzen. Wir sind derzeit noch nicht als nationale Plattform im Sinn der Europaratskonvention anerkannt. Bereits unter Sportminister Doskozil gab es das Bekenntnis dazu, Schritte in Richtung Ratifikation zu unternehmen. Wir brauchen eine behördenähnliche Funktion, wie es etwa die Nada ist.“
„Tatsächlich richtiger Schritt“
Das Sportministerium zeigt sich auf Nachfrage von sportsbusiness.at diesem Wunsch gegenüber aufgeschlossen und meint: „Eine Aufwertung des Play Fair Code wäre aus Sicht des Sportministeriums tatsächlich ein richtiger Schritt. Zu beachten ist aber, dass dies vom Innen- und vom Justizministerium ebenso gesehen werden muss. Hier gilt es die Schnittstellen zwischen den drei Ressorts zu definieren und die entsprechenden Kompetenzen festzulegen.“
Sobald das Magglinger Abkommen von allen Europarats-Mitgliedsstaaten ratifiziert wurde, ist eine solche behördenähnliche Struktur ohnehin auszubilden. „Der Verein Play Fair Code wäre, vorbehaltlich rechtlicher Fragen, aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und seiner qualitativ hochwertigen Arbeit prädestiniert, diese Funktion zu übernehmen“, heißt es aus dem Sportministerium dazu.
Klar ist allerdings auch, dass es für diesen Prozess Zeit benötige. „Bei einer derart komplexen Materie, die die Kompetenzen mehrerer Ministerien berührt bzw. bei der auch Abgrenzungen zu Länderkompetenzen vorzunehmen sind, müssen vom Beginn des Gesetzwerdungsprozess bis zum Inkrafttreten 16 bis 18 Monate veranschlagt werden“, betont das Sportministerium.
Gefordert sind daher zunächst die drei Ministerien: Sport, Justiz und Finanz, im Rahmen derer u.a. festgelegt werden müsste, welche Rechtsform für eine derartige Behörde zu wählen wäre.
Zentrale Kommunikationsstelle
Mit dem ÖFB, der Fußball-Bundesliga, dem ÖSV, der Ice Hockey League, Basketballverband, ÖTV, Handball Austria sowie Volleyballverband hat der Play Fair Code die vor allem im Wettgeschehen relevanten Sportarten im Play-Fair-Code-Netzwerk vertreten. Folgen könnte nun noch der Tischtennisverband.
„Das Thema Integrität muss aus unserer Sicht auf eine Stufe gestellt werden mit Doping. Derzeit läuft die Information nur in eine Richtung: Wenn wir etwas erfahren, geben wir das an die Polizei und den entsprechenden Verband weiter. Was dann passiert, liegt außerhalb unserer Einflussbereichs“, meint Kaltenbrunner. Mit einer Aufwertung könnte der Play Fair Code dann als zentrale Kommunikationsstelle im Bereich Integrität fungieren. „Auch international könnten wir in entsprechende Gremien, konkret die Group of Copenhagen, aufrücken, die derzeit behördenähnlichen Organisationen vorbehalten sind“, so Kaltenbrunner.