Eine Datenstudie von Global Odds Index zeigt, wie wahrscheinlich es je nach Geburtsland ist, in einer Reihe von weltweit beliebten Sportarten ein Spitzenathlet zu werden. Zugleich zeigt die Studie, welche Länder jeweils den höchsten Prozentanteil an Spitzenathleten in dem jeweiligen Sport haben.
Global Odds Index hat bei Magmatic Research eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigt, wie hoch die Chancen sind, Profisportler in einer Reihe von weltweit beliebten Sportarten zu werden. Global Odds Index wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit je nach Geburtsland ist, ein Profiathlet in verschiedenen Mannschafts- und Individualsportarten zu werden. Die olympischen Spiele in Tokio haben bewiesen, welches unglaubliches Talent und welche Hingabe Elitesportler haben und zeigen müssen, um es in ihrem Sport an die Spitze zu schaffen. Der Index der Profiathleten will diese Wahrscheinlichkeiten sichtbar machen. Dazu konzentriert er sich auf männliche Athleten auf der höchsten Ebene des jeweiligen Sports.
Der Index macht zwei Dinge deutlich: Er zeigt, welche Länder die höchste Prozentzahl von Spitzenathleten in jeder der Sportarten hervorbringen, aber auch, in welchen Ländern die Menschen die größten Chancen haben, ein Top-Athlet in dem jeweiligen Sport zu werden. Die Studie nutzt zwei Datensätze, um sowohl größere Länder, die generell einen größeren Anteil an allen Athleten stellen, als auch kleinere Länder, in denen die Menschen oft größere Chancen haben, Profisportler zu werden, zu umfassen.
So wurde die Studie durchgeführt: Die Studie begann mit der Auswahl einer Reihe von beliebten Mannschafts- und Individualsportarten, die weltweit von vielen Sportlern ausgeführt werden. Für jeden Mannschaftssport wurden in den 35 Ländern mit dem höchsten Rang die nach dem internationalen Ranglistensystem des Sports höchste nationale Liga ermittelt. Die Daten für die in diesen Ligen aktiven Athleten wurden den Daten des letzten vollständigen Wettkampfjahrs entnommen. Als Nächstes wurden die Daten für Individualsportarten zusammengetragen. Bei diesen Sportarten sind die Wettbewerbe generell international, zum Beispiel die ATP Tour im Tennis. Die Spielerdaten stammen daher von den jeweiligen internationalen Verbänden der jeweiligen Sportart.
Für jede Sportart in der Studie zeichneten die Forscher die Gesamtzahl der an den Wettbewerben teilnehmen Athleten aus aller Welt auf, ebenso wie ihre Nationalität. Dann kombinierten sie diese Daten, um eine Gesamtliste der Athleten auf Spitzenniveau in jedem Sport zusammenzustellen. So konnten sie den Anteil der Spitzenathleten berechnen, die jedes Land in den verschiedenen Sportarten stellt. Anschließend analysierten die Forscher die Daten auf Länderebene, um damit die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, die ein Einwohner des Landes hat, ein Spitzenathlet in dem jeweiligen Sport zu werden. Die Wahrscheinlichkeiten wurden als Quoten der Athleten im Verhältnis zur Gesamtanzahl der zwischen 1991 und 2003 (einschließlich) geborenen Männer zu der Quote der in demselben Zeitraum Geborenen, die keine Athleten sind, ermittelt.
Das Ergebnis ist ein Index, der die Prozentzahl von Spitzenathleten aus jedem Land darstellt, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, als Einwohner des jeweiligen Landes Spitzenathlet in den dargestellten Sportarten zu werden.
Ergebnisse:
Die folgenden Tabellen zeigen einen Ausschnitt der Ergebnisse der fünf Länder, die weltweit prozentual am meisten Spitzenfußballer hervorbringen, ebenso wie die Länder, in denen die Einwohner die größte Chance haben, ein Spitzenfußballer zu werden:
Prozentzahl der Spitzenfußballer weltweit:
- Brasilien: 5,14 %
- Argentinien: 4,38 %
- Nigeria: 3,44 %
- Kolumbien: 3,23 %
- Vereinigtes Königreich: 2,65 %
Wahrscheinlichkeit, ein Spitzenfußballer zu
werden (1:X):
- Island: 82
- Montenegro: 258
- Uruguay: 451
- Serbien: 546
- Norwegen: 777
Cristian Heidarson, Datenanalytiker bei Magmatic Research kommentiert: „Es überrascht nicht, dass Brasilien und Argentinien weltweit die meisten Spitzenfußballer hervorbringen. Beide Länder waren im letzten Jahrhundert große Fußballnationen und haben eine lange Liste berühmter Fußballer vorzuweisen. In den Top 5 finden sich noch Nigeria, Kolumbien und Großbritannien, die alle mehr als 44 Millionen Einwohner haben und für ihre Liebe zum Fußball bekannt sind. Zudem sind sie alle Fußball-Schwergewichte auf ihren Kontinenten und weltweit; nur Nigeria (Rang 32) liegt außerhalb der Top 15 der FIFA-Weltrangliste.
„Die fünf Länder, in denen man die größten Chancen hat, ein Spitzenfußballer zu werden, haben alle eine Bevölkerung von weniger als 7 Millionen. Island hat große Geldsummen in Anlagen zur Entwicklung von Fußballtalenten gesteckt. Das hat sich ausgezahlt, als das Land bei der Euro 2016 besser als erwartet abschnitt. So zeigten sich die Früchte langfristiger Investitionen in Sportprogramme und -anlagen, einschließlich Trainer und Innen- sowie Außenspielfelder, die bei jedem Wetter bespielt werden können. Heute beschäftigt Island pro 500 Personen einen Trainer mit UEFA-Lizenz (in Großbritannien beträgt diese Zahl 10,000) und hat pro 66 registrierte Spieler ein Fußballfeld. Damit übertrifft Island ähnliche Länder deutlich. Uruguay belegt in der Liste den dritten Platz und beschäftigt einen Profitrainer pro 451 Personen in der von der Studie untersuchten Altersklasse. Trotz einer Bevölkerung von unter 3,5 Millionen, hat sich Uruguay auf höchstem Niveau durchgängig gut geschlagen und zwei Weltmeisterschaften und 15 Copa Américas gewonnen.
„Für die meisten von uns ist es ein ferner Traum, ein Profisportler zu sein, etwas von dem man als Kind träumt, das aber schnell der Realität weicht, wenn man älter wird. Wir hoffen, dass diese Studie zeigt, wie besonders die Athleten sind, denen es gelungen ist, denn anhand der Daten sieht der Leser, wie wenige Menschen es an die Spitze ihrer Sportart schaffen. Die Ergebnisse haben Überraschungen geliefert, zum Beispiel das Fehlen von deutschen Athleten an der Spitze. So liegt Deutschland im Hinblick auf Spitzenfußballer auf Platz 31 (1,42 %), obwohl die Mannschaft auf der FIFA-Weltrangliste Rang 12 belegt. Eine Erklärung dafür ist, dass viele deutsche Fuß- und Basketballspieler in zweiten Ligen oder darunter spielen. In anderen Bereichen, etwa dem Radfahren, hat das Land bis vor Kurzem keine nationale Profitour ausgerichtet, obwohl der Radsport in Deutschland eine beliebte Freizeitbeschäftigung ist. Immerhin liegt das Land aber beim Tennis in den Top 5 und 4,53 % der ATP-Tour-Spieler kommen aus Deutschland. Der deutsche Tennisverband hat über 1,3 Millionen Mitglieder und ist damit der größte Tennisverband der Welt.
„Eines der Ziele der Studie war es, herauszufinden, ob Erfolg mehr von Investitionen in die Jugendentwicklung abhängt oder etwas weniger Messbarem, etwa der Begeisterung für den jeweiligen Sport im Land. Es ist schwer zu sagen, was für sich entwickelnde Athleten beim Weg an die Spitze eine größere Rolle spielt. Während erhebliche Investitionen in die Jugendarbeit die Qualität der Anlagen und des Coachings verbessern, kann eine wahre Liebe zum Sport zusammen mit der Not, die eigene finanzielle Situation zu verbessern, gleichermaßen wichtig sein. Das ist ein faszinierender Bereich für Forschungen. Eines der bekanntesten Beispiele ist Brasilien, das trotz begrenzter finanzieller Investitionen immer wieder Spitzenfußballer hervorbringt. Im Gegensatz dazu genießt Island die Früchte jahrzehntelanger Investitionen in Allwetter-Sportanlagen und Trainerprogramme. Diese Erfolge zeigen sich im Fußball, im Golf und in der Leichtathletik.
„Die Studie hat dank ihrer breiten Auswahl von Sportarten und dem Blick auf alle Länder der Welt einige wirklich tiefgehende Einsichten erbracht. Wenn man sich die Chancen, ein Spitzenathlet zu werden, ansieht, tauchen einige Länder häufig auf den oberen Listenplätzen auf. Diese Länder haben häufig eine kleine Bevölkerung, sodass einige wenige Sportler, die es an die Spitze ihrer Disziplin schaffen, große Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit haben. Das hatten wir vor Durchführung der Studie auch erwartet. Was das Ganze so besonders macht, ist, dass manche Länder in dieser Kategorie immer wieder auftauchen. Das spricht für einen breiteren Trend von Investitionen in einen Sport und/oder eine Leidenschaft, die in der jeweiligen Kultur verwurzelt ist. Beispiele dafür sind Montenegro, Island und Estland. Die Ergebnisse werfen ein Licht darauf, welche Nationen beim Hervorbringen von Spitzensportlern hervorstechen und wie andere Länder dies als Inspiration von eigenen Initiativen oder Programmen nutzen können.
„Als wir die Studie planten, waren wir gespannt darauf, zu sehen, woher die Spitzenathleten aus jedem Sport kommen und ob bestimmte Länder bestimmte professionelle Bereiche dominieren. Die USA liegen auf Platz 1 der Listen für fünf Sportarten. Die Gründe dafür ist ihre große Bevölkerung und die gut eingespielten Abläufe, talentierte Jungathleten durch das College-Sportsystem in den professionellen Bereich zu holen. Die Dominanz der USA ist im Basketball am stärksten ausgeprägt, denn die nationale Liga und das sie umgebende Ökosystem bringen dauerhaft hochwertige Anwärter aus dem eigenen Land hervor. So kamen in der letzten NBA-Saison fast 80 % der Spieler aus den USA. Der größte Anteil an Spitzen-Eishockeyspielern kommt dagegen, wie zu erwarten, aus Russland und Kanada. Die historische Dominanz in diesem Sport und ihre Bevölkerungsgrößen sind die Gründe dafür. Die vielleicht interessantesten Daten dieses Abschnitts beziehen sich auf den Fußball, bei dem es kein besonders dominierendes Land gibt. Seine Zugänglichkeit, weltweite Beliebtheit und die vielen Spieler weltweit führen dazu, dass die Quoten der Spielerherkunftsländer viel näher zusammenliegen als bei anderen Sportarten. Insgesamt führt dabei Brasilien vor Argentinien, Nigeria, Kolumbien und Großbritannien. Alle diese Länder sind Spitzenfußballnationen auf ihren Kontinenten und haben einigermaßen große Bevölkerungen. Ökonomisch betrachtet sind vier der fünf Länder Entwicklungsländer mit merklichen wirtschaftlichen Problemen, was unterstreicht, dass es im Fußball nicht unbedingt auf die Mittel, sondern die Leistung ankommt.
„Professionelle Athleten sind moderne Gladiatoren und die Bevölkerung ist oft stolzer auf sie als auf alles andere. Die Athleten werden mitunter auch stärker verehrt als viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Nach den Daten der Studie ist dies nicht überraschend. Die Chancen, ein Spitzenathlet zu werden, sind minimal, selbst dann, wenn leistungsorientierte Jugendarbeit und die physischen Voraussetzungen gegeben sind. Auffällig ist, dass in Ländern, in denen eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, Spitzenathleten zu werden, oft eine historische Verbundenheit zu dem jeweiligen Sport vorhanden ist oder dort strategisch in Sportinfrastruktur und Coaching investiert wird, sodass es doch Spitzenathleten von dort an die Spitze schaffen. Die Vorteile von Investitionen in einen Sport sind klar: Eine fittere und sportlichere Bevölkerung hat weniger Gesundheitsprobleme und ein besseres psychisches Wohlbefinden. Zugleich machen Spitzenathleten ihre Länder weltweit bekannt. Wir möchten Länder, die durch strategische Initiativen von oben eine robuste Infrastruktur aufgebaut haben, wie etwa Island, als Beispiele herausstellen und damit andere Länder anregen, ihre eigene sportliche Infrastruktur auszubauen.“