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„You deliver what you are paid for“: Wie sich Arbeitsverträge auf die Performance in Wirtschaft und Sport auswirken [Partner-News]

(c) Gepa Pictures

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In Wirtschaftsunternehmen ist die Frage der Ausgestaltung von Arbeitsverträgen seit jeher ein wichtiges Instrument zur Performance Optimierung, zur Erhaltung des Humankapitals und Förderung von Innovationskraft (Cai, Gallani, & Shin 2023).

Arbeitsverträge entscheiden über die Incentivierung, die Fristigkeit und somit über die Motivation einzelner Mitarbeiter. Auf Ebene des Gesamtunternehmens stellt die Verteilung eben dieser Incentives auf die Mitarbeiter ein weiteres Optimierungsproblem dar. Die Belohnung einzelner zu Motivationszwecken kann schnell zu Sanktionierung der Vernachlässigten, Arbeitsunzufriedenheit, Konflikten und Leistungsabfall anderer führen (Hossain & List 2012).

In der Management Disziplin geht die Forschung zu optimalen Arbeitsbedingungen, -verträgen und -motivation bis zu den Experimenten in der industriellen Revolution zurück. Neben der rechtlichen Dimension des Arbeitsvertrages, gibt es eine für die Motivation und Arbeitsleistung weitaus wichtigere Komponente: den psychologischen Vertrag. Langfristige Verträge erhöhen in der Theorie die Loyalität zum Unternehmen, reduzieren jedoch die Flexibilität des Arbeitgebers. Variable Gehaltskomponenten und Eigentumsanteile incentivieren die Mitarbeiter können aber gleichzeitig zu Konflikten und Unzufriedenheit zwischen den Arbeitnehmern führen.

Dieselben psychologische Phänomene finden sich auch im Sport und insbesondere im Mannschaftssport. Allerdings ist die psychologische Komponente im Sport ungleich wichtiger, zumal die Leistung der Spieler punktuell abrufbar sein muss und nicht, wie oft im Arbeitskontext, ex-post berichtigt werden kann. Die Leistung der Spieler ist transparenter als (meist) im Arbeitskontext und die Erwartungen sind emotional geladener. Daher ist der Druck auf den einzelnen Sportler ungleich höher und das Team somit anfälliger für negative Dynamiken. Angesichts der anstehenden Transferzeit ist das Thema Arbeitsverträge gerade in dieser Jahreszeit in Vereinen von besonderer Bedeutung.

Aus Sicht des Forschers gibt es neben der Intensität einen weiteren, besonders reizvollen Unterschied zwischen Sport und Wirtschaft: Im Vergleich zu Arbeitsverträgen in Unternehmen ist die Vertragsgestaltung im Sport weitaus transparenter. Ablösesummen, Vertragslaufzeiten, Prämienvereinbarungen, Leiharbeitsvereinbarungen, ja sogar das Gehalt, ist ebenso wie die Leitung am Platz öffentlich bekannt. Daher bietet sich der Mannschaftssport ein ideales empirisches Laboratorium, um den Einfluss von Vertragsgestaltung auf individuelle und Mannschaftsleistung zu erforschen.

In der US Forschung, wurde beispielsweise in mehreren Sportarten der sogenannte „contract year effect“ statistisch nachgewiesen (Frick, 2011). Dieser beschreibt eine steigende Performance von Spielern im Jahr vor einer anstehenden Vertragsverlängerung, was in der Praxis für kurze Vertragsbefristungen sprechen würde. Allerdings gibt es auch Hinweise, dass die kurzfristige Verbesserung langfristig durch schlechtere Performance ausgeglichen wird. In einer Langzeitstudie der Deutschen Bundesliga finden Buraimo, Frick, Hickfang & Simmons (2015), dass langfristige Verträge zu im langjährigen Vergleich zu besseren Gesamtleistungen führen. Ähnliches findet auch Stankiewicz (2019) und Krautmann & Oppenheimer (2002) im Baseball. Auch stellten andere Forscher fest, dass der „contract year effekt“ nur bei ohnehin schlecht performenden Spielern stark ausgeprägt ist, und dass die besten Spieler ihre Leistung unabhängig der Vertragslage abrufen (Fan, Lien, Lin & Zheng, 2021).

Eine weitere Limitation von kurzfristigen Verträgen wurde auf Ebene der Mannschaft als ganzes gefunden. So belegen Studien, dass der positive „contract year effect“ auf Ebene der Spieler nicht unbedingt mannschaftsdienlich ist. Dies kann passieren, wenn Spieler, da die um Ihren Vertragsverlängerung spielen, offensive Bemühungen und individuelle Leistung gegenüber defensiven Pflichten und Mannschaftserfolg priorisieren. In der NBA besteht beispielsweise eine starke Korrelation zwischen der Anzahl der Spieler mit anstehenden Vertragsverhandlungen in beiden Teams (contract years) und der Wahrscheinlichkeit eines High-point Games (i.e., ein Spiel mit insgesamt mehr als 240 Punkten). Will man anekdotischen Erzählungen Glauben schenken, war diese verlässliche Korrelation Hauptursache für den Erfolg von einige KI basierten Sportwetten Algorithmen.

Wissenschaftlich ebenso spannend sind die Auswirkungen von Gleich- oder Ungleichverteilung auf den Erfolg einer Mannschaft. Studien lieferten hierzu interessante Befunde aus der NFL, die sich durch die Salary Cap Regel durch eine besonders starke Ungleichverteilung der Gehälter auszeichnet. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass sowohl starke Gleichverteilung als auch Ungleichverteilung die Mannschaftsleistung negativ beeinflussen. Allerdings wurden in der Forschung auch gegenteilige Effekte im Fußball gefunden, die Naheliegen, dass weitere Faktoren (e.g., Club Größe, Reputation, Club Support und nicht-monetäre Benefits) die Richtung des Effektes vorgeben (Frank & Nuesch, 2010; Maier, Woratschek, Ströbel Bastian Popp 2016).

Interessanter Weise wurden in der Forschung auch Effekte von Spielergehältern auf Trainerentscheidungen identifiziert. So geben NBA-Trainer hochbezahlten Spielern unverhältnismäßig viel Spielzeit, auch wenn diese ihre Leistungen nicht erbringen.

Ob ideale Ausgestaltung der Laufzeit, der leistungsabhängigen Vergütung oder Fragen der Gleichverteilung. Die Herausforderungen von privaten Unternehmen und Sportvereinen gleichen sich. Der Sport liefert, wie so oft ein großartiges empirisches Laboratorium, um diese Fragen mit allgemeiner Relevanz zu untersuchen. Die Forschungsinitiative Sport und Management versucht hier einen Beitrag zu leisten.

Ziel der RISM-Initiative ist eine akademische Verbindung von Sport und Management in Lehre, Forschung und Praxis. Als Teil der Partnerschaft mit Sportsbusiness.at informiert RISM zukünftig einmal monatlich über interessante, praxisrelevante Forschungsergebnisse aus der Welt des Sportmanagements. Haben auch Sie Interesse, sich in Universitärer Forschung, Lehre zu engagieren? Kontaktieren Sie uns gerne persönlich (rism@wu.ac.at).

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