Laut einem Bericht des „Kurier“ vom Donnerstag liegt ein weiteres Gutachten zur Causa Commerzialbank Mattersburg vor, das bestätigt, dass der Fußballklub SV Mattersburg bereits Mitte 2010 und somit lange vor der Schließung der Bank im Jahr 2020 zahlungsunfähig war.
Der ehemalige Banker Martin Pucher unterstützte den Klub mit illegalen „Sponsoring-Millionen“ aus der Bank. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bestätigte auf Anfrage der APA das Vorliegen dieses weiteren Gutachtens.
Der Sachverständige Karl Hengstberger schreibt in dem 350 Seiten umfassenden Gutachten laut „Kurier„: „Spätestens ab dem 30. Juni 2008 war aus objektiver sachverständiger Sicht (…) eine unredliche Vereinsgebarung durch die Vereinsführung der SVM indiziert, da die SVM ab Juni 2008 insgesamt 16,5 Millionen Euro an fingierten (Bar-)Geldern (Umsatzaufbesserungen in Form von fingierten Sponsoringzahlungen, Ticketverkäufen und Spendenzahlungen) aus dem nicht realen Geldkreislauf der Commerzialbank erhielt und in ihrem Rechnungswesen erfasste.“
Eine Rückzahlung dieser Mittel sei nicht möglich gewesen, da die Umsatzerlöse nicht ausreichten. Ohne die illegalen Gelder der Bank hätte der Vereinsbetrieb nicht aufrechterhalten werden können.
Erkennbare Zahlungsunfähigkeit ab 2010 und falsche Angaben in den Jahresabschlüssen
Hengstberger weiter: „Spätestens ab Ende 2010 verfügte die SVM bei redlicher Vereinsgebarung über keine bereiten Zahlungsmittel, um ihre fälligen Schulden zu begleichen. Der Eintritt der Zahlungsunfähigkeit musste ab spätestens Mitte 2010 für die Vereinsleitung anhand objektiver Kriterien erkennbar gewesen sein.“
Pucher gab an, dass der Schaden der Bank zugunsten des Fußballvereins 8 bis 12 Prozent des Gesamtschadens ausmachte. Laut Gutachten entspricht dies etwa 40 Millionen Euro. Die Jahresabschlüsse ab dem 30. Juni 2008 enthielten ebenfalls falsche Angaben. Hengstberger erklärte: „Die Falschdarstellungen der bedeutsamen, wesentlichen Informationen in den Jahresabschlüssen der SVM waren dazu geeignet, insbesondere für neue Gläubiger und die Bundesliga, einen erheblichen Schaden herbeizuführen.“
Die WKStA bestätigte, dass ein weiteres Gutachten zu einem Teilaspekt der Causa vorliegt, machte jedoch keine weiteren Angaben zu dessen Inhalten, mit Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren.