sportsbusiness.at

Spielmanipulation und die Folgen der Corona-Pandemie

Diesen Artikel teilen

Die Folgen der Corona-Pandemie, das ist inzwischen hinlänglich bekannt, reichen weit über die eigentliche Krankheit und ihre (Spät-)Folgen hinaus. Auch der Sport leidet massiv darunter. Dies aber nicht nur durch viele, ganz offensichtliche Folgen. Die Pandemie hat den Sport und seine Werte in dramatischer Weise verletzlicher gemacht – für Manipulation, Korruption und die internationale organisierte Kriminalität.

Ein Gastkommentar von Günter Kaltenbrunner, Präsident des Play Fair Code

Die vielfach signifikante Verschlechterung wirtschaftlicher Verhältnisse von Vereinen und Verbänden, durcheinandergewirbelte Spielpläne und Ligazusammensetzungen, gar vollständig entfallene Großevents, ein schwächelnder Sponsoring-Markt oder das vorübergehende Erliegen des Amateur- und Breitensports, viele dieser sogenannten Kollateralschäden der Corona-Pandemie sind weithin bekannt.

Weniger bekannt dürfte bisher aber die Tatsache sein, dass die Pandemie auch das Risiko und die tatsächlichen Versuche von Spielmanipulationen, Korruption und Wettbetrug drastisch erhöht hat.

Selten zuvor war der Sport so anfällig für kriminelle Machenschaften und unlautere Einflussnahme wie in diesen Zeiten.

Im vergangenen Dezember nutzten Sportorganisationen weltweit den „Global Anti-Corruption Day“ um auf die zunehmenden Fälle von Kriminalität im Sport, insbesondere durch Spielmanipulation aufmerksam zu machen.

Alarmierende Zahlen

War die Statistik in den Monaten der „Vor-Corona-Zeit“ noch rückläufig, so geben die aktuellen Zahlen, die das Global Lottery Monitoring System (GLMS) jüngst für die zweite Jahreshälfte 2020 veröffentlicht hat, allen Grund zur Sorge.

Berichte über verdächtige Wettaktivitäten nahmen demnach um über 90% zu, was bedeutet, dass im Vergleich zu den Daten vor der Pandemie fast doppelt so viele  Spielmanipulationen und/oder Verdachtsmomente verzeichnet wurden.

Berichte über verdächtige Wettaktivitäten nahmen demnach um über 90% zu, was bedeutet, dass im Vergleich zu den Daten vor der Pandemie fast doppelt so viele  Spielmanipulationen und/oder Verdachtsmomente verzeichnet wurden.

Günter Kaltenbrunner

Über 80% dieser Fälle (dieser Wert bleibt prae und ante Corona grosso modo stabil) dabei entfielen übrigens auf den Fußball.

Beobachtungen, die von Seiten des Play Fair Code, der für den Bereich Spielmanipulation und Wettbetrug zuständigen und kompetenten Integritäts-Organisation in Österreich, leider bestätigt werden müssen. Auch im heimischen Sport ist das Risiko erheblich gestiegen. Die gestiegene Anzahl von Verdachtsfällen und Meldungen lässt diese Bewertung sogar eindeutig zu.

Früh erkannt, schnell reagiert

Doch hat man in heimischen Gefilden nicht erst auf die Zahlen der internationalen Partner warten müssen. Frühzeitig, schon im Verlauf des ersten Lockdowns, Anfang 2020, gab es erste deutliche Warnungen und Hinweise, die sorgfältig analysiert und aufgearbeitet wurden.

Mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebes der beiden Ligen der Österreichischen Fußball-Bundesliga war, vor dem Hintergrund einer besonderen Ausgangslage in der 2. Liga schnell klar, dass spezielle präventive Maßnahmen zu setzen sind, die umgehend, in Form von Auffrischungs-Workshops bei allen 16 Zweitligisten realisiert wurden.

Dass der Aufstiegskampf letztlich mit fahlem Beigeschmack entschieden wurde, konnte leider auch hierdurch nicht verhindert werden.

Prävention in allen Belangen

Übrigens, wann immer der Play Fair Code in den vergangenen Monaten zu Präsenzschulungen unterwegs war, wurde dabei natürlich auch ein besonderes Augenmerk auf die Covid-Prävention gelegt.

Schulungsformate wurden entsprechend adaptiert, wenn nicht gleich völlig neugestaltet, und, wann immer möglich, ins Freie verlegt. Referenten wurden regelmäßigen PCR- und später Antigen-Tests unterzogen.

Die Sicherheit aller Beteiligten hatte immer und hat auch momentan zu jeder Zeit oberste Priorität.

So wie in fast allen anderen Bereichen auch, verlagerte sich auch beim Play Fair Code vieles in den virtuellen Raum. Schulungen, Workshops, Lehrveranstaltungen aber auch Vorstandssitzungen und Besprechungen wurden über verschiedenste Plattformen online abgewickelt.

Herausforderung als Chance nutzen

Natürlich gibt es an der Pandemie und all ihren negativen Rand- und Folgeerscheinungen absolut nichts zu beschönigen, doch birgt sie trotz allem auch eine Chance zur Weiterentwicklung und Veränderung.

Oft und lange hat man sich in der Vergangenheit mit verschiedenen Aspekten der Digitalisierung und des technischen Fortschritts im Allgemeinen beschäftigt.

Plötzlich gewinnt aber all dies an Schubkraft, weil es eben nicht mehr anders geht. Aus der Not muss jetzt eine Tugend gemacht werden, mehr denn vielleicht je, ist auf einmal Pragmatismus gefragt.

Platituden wie „über den Tellerrand schauen“ oder „außerhalb der Box denken“ verlieren einen Teil ihrer Abgedroschenheit und werden mit neuem Sinn gefüllt.

Das bedeutet nicht, dass man das Etablierte und Funktionierende aufgeben soll. Vielmehr geht es darum dort, wo es sinnvoll, hilfreich und unter Umständen sogar geboten ist, neue Wege zu beschreiten und Konzepte zu ergänzen.

Der Play Fair Code ist auch was das betrifft auf einem guten Weg und fest entschlossen, die Herausforderungen der Corona-Krise als Chance zu erkennen und zu nutzen, um die eigene positive Entwicklung weiter voranzutreiben.

Trotz Corona und Lockdowns konnte das Jahr 2020 so mit einer Rekordzahl von über 100 durchgeführten Schulungen abgeschlossen werden.

Neueste Beiträge

TV-Spots zur Ski WM? Die hat A1 als ÖSV-Sponsor nicht nötig [Exklusiv]

Sky goes Regionalliga und produziert Dokumentationen über Austria Salzburg, die Wiener Viktoria und Union Gurten [Partner-News]

Steiermark fördert Stadionumbau in Hartberg mit neun Millionen Euro

ÖSV und Skizeit gründen Joint Venture zur Digitalisierung des Wintersports

Ski Guide Austria 2025: Der neue Wintersportführer ist da

Podcast​