152 Schiedsrichter sollen in der Türkei auf Spiele gewettet haben, 3.700 Spieler sind im Visier der Justiz. Alles kann nicht unterbunden werden, aber der Play Fair Code bemüht sich darum, dass dies hierzulande nicht geschieht. Wie genau, das hat sportsbusiness.at mit Präsident Friedrich Stickler und Geschäftsführer Severin Moritzer besprochen.
+ + sportsbusiness.at Exklusiv - Von Georg Sohler + +
„Diese Geschichte zeigt einmal mehr, wie wichtig die Arbeit des Play Fair Code ist“, sagt Präsident Friedrich Stickler. Fußballverbands-Boss Präsident İbrahim Hacıosmanoğlu erklärte gegenüber Medien das Ausmaß: „Es gab sieben Schiedsrichter der Süper Lig, 15 Schiedsrichter-Assistenten der Süper Lig, 36 Schiedsrichter der 1. Lig und 94 Schiedsrichter-Assistenten der 1. Lig. Davon platzierten zehn Schiedsrichter über zehntausend Wetten, ein Schiedsrichter platzierte allein 18.227 Wetten.“
Laut Habertürk sollen bis zu 3.700 Spieler in einen Wettskandal kaum geahnten Ausmaßes verwickelt sein. Noch sind nicht sonderlich viele Details bekannt, aber 22 der türkischen Schiedsrichter sollen auf nationaler Ebene tätig gewesen sein. „Matchfixing ist leider nach wie vor einer der interessantesten Geschäftszweige“, muss Stickler angesichts dieser Zahlen konsterniert betonen. Warum? „Die Strafdrohungen sind nicht so hoch wie bei anderen Delikten, die mit langen Gefängnisstrafen und in manchen Ländern auch mit dem Tod bedroht sind. Der Return on Investment ist beim Sportbetrug hoch.“
In Österreich widmet sich der Play Fair Code als international einzigartige Einrichtung der Prävention und Beratung, und unterstützt durch das eigene Monitoring der offiziellen Wettanbieter, dass derartige Dinge möglichst nicht vorkommen – und wenn doch, dass diese so schnell wie möglich aufgedeckt werden.
Mit der Manipulation leben?
„Die Verlockung ist dort am stärksten, je populärer die Sportart ist, umso stärker sie bewettet wird“, stellt Stickler klar. Dass der Fußball bei weitem die Nummer eins ist und einen Wettskandal dieser Größenordnung nach sich zieht, überrascht ihn nicht. Danach folgt Tennis, dahinter weitere Teamsportarten.
Ein Beispiel aus dem Tennis: Geh', verlier doch den ersten Satz, du kannst mehr verdienen, als wenn du gewinnst. Es wird vermittelt, dass eh niemand draufkommt und nichts passiert. Aber wenn der Gefallen erst erwiesen wird, pickt das und die Spieler:innen sind in den Fängen der Wettmafia und kommen nicht mehr raus.
Friedich Stickler, Präsident Play Fair Code
Ein Spiel zu manipulieren, fällt nach wie vor relativ leicht. Die Hintermänner müssen wie im heimischen Fußball-Regionalliga-Wettskandal nur ein paar Hundert Euro investieren, um auf außerhalb Europas registrierten Plattformen hohe Summen zu lukrieren. Vor allem untere Fußball- oder Tennisklassen sind dafür eben anfällig, aber auch in manchen Ländern gering-lukrative Profisportarten, wie vor einigen Jahren bei den heimischen Basketballern.
Allgemein gilt, dass die Bedrohungslage wegen moderner Kommunikationsmittel schwieriger werde. Dass die Polizei durch beschlagnahmte Handys und Chatprotokolle wie früher viele Fälle aufklären kann, ist in Zeiten verschlüsselter Kommunikation immer schwieriger. Mündliche Absprachen und Wettplatzierungen im Fernen Osten oder den Untiefen des Internets mittels Zahlungsdienstleister verunmöglichen die Aufklärung zuweilen. All das macht es mitunter „ungleich schwieriger, ihnen auf die Schliche zu kommen.“ Was wichtig zu betonen ist: Während Doping ein innerer Wunsch nach sportlichem Erfolg ist, kommt der Anstoß zum Wettbetrug im Regelfall von außen.
Wer macht sich strafbar?
Die traurige Faustregel aus Sicht des Play Fair Code bleibt aber: „Wo immer gewettet werden kann, wird es Manipulation bzw. -versuche geben.“ Wie sieht der Modus Operandi aus, welche Gruppen sind anfällig?
Die eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Zwei Muster stechen dennoch hervor. Einerseits beginnt es schon im Nachwuchs- oder Jungprofibereich. „Man fragt nach einem kleinen Gefallen. Ein Beispiel aus dem Tennis: Geh', verlier doch den ersten Satz, du kannst mehr verdienen, als wenn du gewinnst. Oder im Fußball: Der Gegner ist so viel besser als du, kassier' doch mindestens drei Tore. Es wird vermittelt, dass eh niemand draufkommt und nichts passiert. Aber wenn der Gefallen erst erwiesen wird, pickt das und die Spieler:innen sind in den Fängen der Wettmafia und kommen nicht mehr raus“, erklärt Stickler.
Die zweite Zielgruppe sind Sportler:innen gegen Ende ...