Die Generalversammlung des Österreichischen Tischtennisverbands (ÖTTV) am Sonntag in Wien hat für eine Überraschung gesorgt: Während Präsident Wolfgang Gotschke mit 21:17 Stimmen im Amt bestätigt wurde, wurde der bisherige Vizepräsident für Sport, Stefan Fegerl, abgewählt. Neue Vizepräsidentin ist die ehemalige Europameisterin Liu Jia, die sich mit 23:19 Stimmen durchsetzte.
Die Neuwahl war von der Präsidentenkonferenz des ÖTTV veranlasst worden, nachdem in den vergangenen Monaten massive interne Spannungen und öffentliche Vorwürfe für Unruhe gesorgt hatten. Ein vom Verband eingesetzter Zwischenbericht hatte ein „nachhaltig zerrüttetes Verhältnis“ zwischen Teilen der Athlet:innen und der Verbandsführung festgestellt. Stefan Fegerl und Wolfgang Gotschke hatten die Vorwürfe stets zurückgewiesen und sich zur Wiederwahl gestellt.
Liu Jia, die als „Jahrhundertspielerin“ des Verbands gilt, kündigte nach ihrer Wahl an, die neue Rolle ehrenamtlich ausüben zu wollen. In einem emotionalen Statement sprach sie sich für einen Neuanfang aus und warb für mehr Zusammenhalt: „Wir müssen Kompromisse finden – wie in einer Regierung“, so die 43-Jährige. Sie betonte die Notwendigkeit, das Vertrauen von Athlet:innen, Partnern und Fördergebern wiederherzustellen und kündigte Gespräche mit Präsident Gotschke an.
Gotschke äußerte sich in einer Aussendung des Verbands. Er bezeichnete die Wahl als Chance, Gräben zu überwinden und betonte, dass es nun darum gehe, „lösungsorientiert nach vorne zu blicken“.
Die Wiederwahl Gotschkes erfolgt unter dem Eindruck möglicher Konsequenzen für den Verband: Die Bundes-Sport GmbH hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass im Fall einer Wiederwahl beider Funktionäre eine Kürzung oder der Entzug von Bundesfördermitteln geprüft werde. Im Raum steht ein möglicher Verlust von bis zu 1,8 Millionen Euro für das Jahr 2025. Der ÖTTV kündigte für diesen Fall rechtliche Schritte an.
Neben Liu Jia wurden bei der Versammlung auch weitere Funktionen bestätigt: Mathias Neuwirth (Organisation) und Conrad Miller (Finanzen) bleiben als Vizepräsidenten im Amt. Bundesliga-Vorsitzender ist weiterhin Günther Renner, die Präsidentenkonferenz wird von Helmut Jäger (Burgenland), Andreas Adlboller (Vorarlberg) und Eduard Herzog (Niederösterreich) geleitet.
Ob die personellen Veränderungen zu einer Stabilisierung im ÖTTV führen und das Verhältnis zu Athlet:innen sowie Förderinstitutionen verbessern, bleibt abzuwarten. Eine neue Kommission soll die Aufarbeitung der Vorwürfe fortsetzen.