Die jüngsten Ereignisse im österreichischen Eishockey auf Vereinsebene, speziell die Ausstiege von gleich drei österreichischen Vereinen aus der ALPS Hockey League (Steel Wings Linz, EHC Lustenau, KAC Future Team), haben den Österreichischen Eishockeyverband auf den Plan gerufen, die Ligenstruktur in Österreich in einer eigens implementierten Projektgruppe zu überarbeiten.
Insgesamt vier Vereine zogen sich in den vergangenen Monaten aus der ALPS Hockey League zurück, bereits 2022 stieg Wien aus. Der Tenor war dabei einheitlich: die Liga sei für die Vereine in der bestehenden Form nicht mehr finanzierbar. Faktoren wie die allgemeine Teuerung und der hohe Reiseaufwand stellen zusätzliche finanzielle Belastungen dar. Mit der Saison 2025/2026 soll nun eine österreichische kompetitive Liga etabliert werden, die vom ÖEHV organisiert und durchgeführt wird.
Hinzu kommt, dass die schulpflichtigen Jugendlichen der Farmteams trotz Leistungssportmodellen große Unterrichtsausfälle hinnehmen müssen. Bei den semi-professionellen Vereinen, wie beim HC Fassa und dem EHC Lustenau gehen viele Spieler neben dem Eishockey einem Beruf nach. Die hohe Anzahl an Spielen ist für diese Spieler nicht mehr bewältigbar. Es wird zunehmend deutlich, dass sich die AHL zu einem „Profi-Spielbetrieb“ entwickelt hat, der für viele Vereine finanziell nicht mehr tragbar ist, geht aus einer Analyse des ÖEHV hervor.
„Auf Basis der Ereignisse der letzten Monate, vieler Gespräche mit Vereinsverantwortlichen und unserer internen Analyse des Ist-Standes, haben wir beschlossen, innerhalb eines Jahres ein vom ÖEHV gestaltetes und geführtes durchgängiges Liga-Produkt zu entwickeln. Das entsprechende Gesamtkonzept soll für die österreichischen Vereine ein attraktives und finanziell leistbares Angebot darstellen und jungen österreichischen Spielern ermöglichen, auch außerhalb der win2day ICE Hockey League und ALPS Hockey League, auf sportlich hohem Niveau Eishockeysport zu betreiben“, erklärt ÖEHV-Präsident Klaus Hartmann die Intention hinter einer neuen Ligenstruktur.
„Eine nationale 2. Liga unter dem Dach des ÖEHV ermöglicht es eigene Rahmenbedingungen wie die Anzahl der Spiele, den Spielmodus und Kaderregelungen zu definieren, die den Bedürfnissen der österreichischen Vereine entsprechen. Durch leistbare Teilnahmegebühren, geringere Reisekosten und eine reduzierte Anzahl an Spielen, können die tatsächlichen Kosten signifikant gesenkt werden“, führt ÖEHV-Vizepräsident Günther Ropatsch aus.
ÖEHV-Sportdirektor Roger Bader: „Eines der großen Hauptargumente ist, dass man damit eine Plattform schafft, auf der sich junge heimische Spitzentalente aus den Alterskategorien U18 und U20 auf entsprechendem Leistungsniveau entwickeln können. Damit können Spieler, die keinen Profivertrag erhalten haben, im Eishockey gehalten werden und insgesamt mehr Breite geschaffen werden. Das wiederum soll die Breite an zu selektierenden Spielern für die Auswahlteams erhöhen.“
Mit einer nationalen Liga möchte man zudem wieder die regionale Identität im österreichischen Eishockey fördern. Erste Überlegungen sehen vor, dass sich die Liga aus diversen Traditionsvereinen zusammensetzt, die bspw. aktuell in der ÖEL engagiert sind und an einem semiprofessionellen Ligabetrieb interessiert sind, bzw. die aus wirtschaftlichen Gründen nicht oder nicht mehr an der AHL teilnehmen können bzw. wollen, wobei es jedem Verein freisteht auch weiterhin oder neu an der AHL teilzunehmen. Sämtliche österreichische Vereine werden dabei auch weiterhin im Board of Governors (BOG) in der AHL durch einen Vertreter aus dem ÖEHV-Präsidium professionell vertreten.
Von Seiten des ÖEHV möchte man eine durchgängige Ligenstruktur (U11 bis Kampfmannschaft) schaffen, in der besonderes Augenmerk auf eine qualitativ wie auch quantitativ starke U20-Liga gelegt wird, da diese Altersklasse den Abschluss der Nachwuchszeit markiert. Die neue Liga soll in weiterer Folge speziell für heimische junge Spieler Heimat sein, die den Sprung zu einem Profi-Verein noch nicht geschafft haben, bzw. auf dem Weg dorthin sind. „Wir brauchen eine semiprofessionelle zweite Liga, die sich die Vereine auch finanziell leisten können“, betont Klaus Hartmann.