Das Urteil des EuGH in der Rechtssache C-650/22, Lassana Diarra gegen FIFA stellt eine bedeutende Wende im internationalen Transfersystem des Fußballs dar und hat zumindest das Potenzial, den Transfermarkt grundlegend zu verändern.
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Ein Kommentar von Thomas Freismuth, Geschäftsführer der Spielerberatungsagentur GROW, Dozent Sportmanagement und Buchautor „How To Become A Football Agent – 3rd Edition“.
Der Gerichtshof entschied, dass bestimmte Bestimmungen der FIFA-Regularien über den Status und den Transfer von Spielern (RSTP), insbesondere die Sanktionen und Entschädigungsregelungen bei vorzeitiger Vertragsauflösung durch einen Spieler ohne triftigen Grund, gegen die Artikel 45 AEUV (Arbeitnehmerfreizügigkeit) und 101 AEUV (Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen) verstoßen.
Dieses Urteil rückt in den Fokus, dass das aktuelle Transfersystem nicht nur die Bewegungsfreiheit von Spielern unverhältnismäßig einschränkt, sondern auch den Wettbewerb zwischen den Vereinen erheblich verzerren kann. Ein wichtiger Streitpunkt waren die finanziellen und sportlichen Sanktionen, die auf Spieler und deren zukünftige Vereine zukommen können, wenn Verträge ohne triftigen Grund gekündigt werden. Die Unsicherheiten und erheblichen finanziellen Risiken führten dazu, dass Spieler, wie im Fall von Diarra, de facto vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen wurden.
Das Urteil fordert die FIFA heraus, ihre Regelungen anzupassen, um mit dem EU-Recht konform zu sein. Viele Experten sprachen bereits im Vorfeld von einem möglichen "Bosman 2.0": Ein solcher Wandel könnte die derzeitigen hohen Ablösesummen drastisch reduzieren und den internationalen Transfermarkt nachhaltig beeinflussen. Spieler könnten leichter wechseln, ohne dass neue [........]