Wie interagieren Fans miteinander, welche Konsequenzen kann das haben, und wie kann man die Interaktionen zum Wohl von Vereinen, Sponsoren und Gesellschaft beeinflussen? Diesen Fragen gingen Sebastian Uhrich (Deutsche Sporthochschule Köln), Reinhard Grohs (Privatuniversität Schloss Seeburg) und Jörg Königstorfer (TU München) in einem wissenschaftlichen Artikel nach.
Jeder kennt Bilder von Choreografien von Fußballfans in Stadien oder von Hooligans, die in Straßenkämpfe mit rivalisierenden Fangruppen und der Polizei verwickelt sind. Daneben gibt es jedoch eine Vielzahl von anderen Effekten, Mechanismen und Einflussgrößen der Interaktion von Fans untereinander. Diese haben große Bedeutung für Vereine, Sponsoren und die Gesellschaft, sind jedoch bisher kaum systematisch analysiert worden.
Die Autoren klassifizieren in einem ersten Schritt Interaktionen zwischen Fans in eine zeitliche Dimension (synchron/asynchron) und eine Einflusskomponente (einseitig/beidseitig), und geben konkrete Beispiele aus der Lebensrealität von Sportfans. Diese Interaktionen kreieren und vernichten Wert, zum Beispiel Status, Gemeinschaftsgefühl oder Empowerment, durch physiologische (z.B. synchronisierte Bewegungen), psychologische (z.B. Emotionen, Flow) und soziologische Prozesse (z.B. Rituale).
Besonders entscheidend ist, wie die Effekte der Faninteraktionen für gesellschaftliche, sponsoren- und vereinsbezogene Ziele beeinflusst werden können. Einerseits unterscheiden sich Fangruppen durch ihre Identifikation mit dem Verein, ihre Größe, ihren Status und die Stärke der Beziehungen. Die Fankonstellationen führen dann, etwa durch unterschiedliche Aktivierungsgrade, zu positiven oder negativen Effekten, beispielsweise auf die Stadionatmosphäre. Andererseits können der Verein beziehungsweise die Sportmarke durch Orchestrierung und durch bestimmte Ressourcen (Vereinsfarben, Tribünen, Namensgebungen von Stadien, aber auch digitale Ressourcen wie Apps oder Fan Tokens) organische und Community-getriebene Faninteraktionen positiv oder negativ beeinflussen.
Schlussendlich ist die zentrale Frage, wie es in Zukunft weitergehen wird. Der Artikel zeigt Kernthemen und mögliche Szenarien auf: Erstens die Verbindung der virtuellen und der realen Welten von Sportfans durch innovative Technologien (z.B. Stadien mit Augmented Reality versus Stadien in Virtual Reality oder im Metaverse, Technologiefirmen als neue Plattformen und Rechtehalter). Zweitens die globale Entwicklung der Fanbasis vieler Vereine (Wie können Fans über verschiedene Zeitzonen, Sprachen und Kulturen hinweg interagieren? Wollen sie das überhaupt, und wie kann man als Verein diese Interaktionen beobachten, messen, unterstützen und nützen? Wie definiert sich in diesem Kontext der Status beziehungsweise das soziale Kapital von Fans?). Und drittens die Nutzung der Faninteraktionen zum Wohl der Gesellschaft (z.B. Interventionen für gemeinsame Aktionen von Fans zur Förderung von Fitness und Gesundheit, Verbindungen auch von rivalisierenden Fans durch gemeinsame Fanaktivitäten, beispielsweise im eSport).
Interesse an der Studie?
Der Beitrag ist in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Journal of Service Management“ erschienen (Uhrich, S., Grohs, R., & Koenigstorfer, J. (2023). Customer-to-customer interactions in the sport fan context: typology, framework (C2CIF) and directions for future research).
Bei Interesse an der vollständigen Studie wenden Sie sich bitte an Reinhard Grohs (reinhard.grohs@uni-seeburg.at).