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Integrität im Fußball: Ein Blick hinter die Kulissen von ÖFB und Play Fair Code [Exklusiv]

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Im Interview mit sportsbusiness.at sprechen Andreas Baumgartner, UEFA Integrity Officer beim ÖFB, und Marc Orlainsky vom Play Fair Code darüber, wie die Aufgaben im Bereich Integrität und Spielmanipulation verteilt sind, welche Schwerpunkte aktuell gesetzt werden und wie im Krisenfall mit nationalen und internationalen Institutionen zusammengearbeitet wird.

++ sportsbusiness.at exklusiv – das Gespräch führte Michael Fiala ++

sportsbusiness.at: Herr Baumgartner, Sie sind hier bei diesem Interview quasi in doppelter Funktion tätig: Einerseits Vorstandsmitglied im Play Fair Code, andererseits als Hauptberuf Jurist beim ÖFB und dort als UEFA Integrity Officer tätig. Was ist hier genau Ihre Aufgabe?

Andreas Baumgartner: Als UEFA Integrity Officer bin ich ein Bindeglied zu den nationalen und internationalen Stakeholdern, wenn es zu Integritätsfragen kommt. Das UEFA Integrity Officer Netzwerk hat die UEFA bereits vor rund 15 Jahren etabliert und jeder Nationalverband muss einen entsprechenden Ansprechpartner namhaft machen.

sportsbusiness.at: Wie kann man sich diese Arbeit vorstellen?

Baumgartner: Ich bin mit den internationalen Kollegen in regelmäßigem Kontakt und Austausch, es finden zudem turnusmäßig von der UEFA veranstaltete Workshops statt. Dadurch kennt man sich untereinander, was auch die Kooperation bei internationalen Fällen, zum Beispiel aktuell die Aufarbeitung der Vorkommnisse um die Testspiele in Belek, wesentlich erleichtert. In Österreich bin ich vorwiegend für die Schulung und Präventionsarbeit zuständig, wo der Play Fair Code ins Spiel kommt. Zudem ist es für mich wichtig, ein gutes Netzwerk und Kontakt zu den Behörden, den Entscheidungsträgern bei den Wettanbietern und den anderen nationalen Sportverbänden aufzubauen, aufrecht zu erhalten und zu pflegen. Eine weitere, wichtige Aufgabe von mir ist, dass ich die im Verbandsrecht etablierte Disziplinarordnung in Zusammenhang mit Integritätsverstößen laufend evaluiere.

sportsbusiness.at: Sie haben den Play Fair Code angesprochen. Was macht diese Zusammenarbeit besonders?

Baumgartner: Mit dem Play Fair Code sind wir Vorbild in ganz Europa und werden dafür beneidet. Das betrifft einerseits die Präventionsseite mit Schulungen und Bewusstseinsbildung. Aber nicht nur, weil durch das Netzwerk des Play Fair Code auch die Zusammenarbeit im Bereich der Intervention mit dem BMI in Österreich vorbildhaft ist. Viele andere Länder haben keinen direkten Ansprechpartner bei der Polizei zu diesem Thema. Und als Verband alleine sind die Möglichkeiten begrenzt, wenn man zum Beispiel an Einvernahmen, Hausdurchsuchungen, Observation, Rufdatenrückerfassung oder Ähnliches denkt. Die Ermittlungsarbeit der Polizei und deren Ermittlungsergebnisse helfen einem Sportverband ungemein, selbst Disziplinarverfahren einzuleiten und auf Basis belastbarer Beweise Sanktionen auszusprechen.

sportsbusiness.at: Wie kann man sich diese Zusammenarbeit von Seiten des Play Fair Code vorstellen?

Marc Orlainsky: Präventionsarbeit für die Verbände ist nur ein Säule unserer Arbeit. Der Play Fair Code stellt auch eine Schnittstelle zwischen den involvierten Stakeholder dar. Wir organisieren die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch zwischen den Verbänden, den Wettanbietern und den Behörden. Was wir zu Beginn im Fußball umgesetzt haben, ist für alle anderen Sportarten eigentlich ähnlich oder gleich.

Da es sich heute kein Sportverband mehr leisten kann, das Thema Spielmanipulation und Wettbetrug nicht ernst zu nehmen, haben inzwischen alle unsere Mitgliedsverbände einen Integrity Officer implementiert.

sportsbusiness.at: Beim Netzwerk kommen auch die Wettanbieter ins Spiel ....

Orlainsky: Genau, denn die Wettanbieter haben ein großes Interesse, Spielmanipulation und Wettbetrug zu bekämpfen. Weil jedes vorab verabredete Ergebnis oder Ereignis der Sportwette ihre Grundlage entzieht, nämlich die Unvorhersehbarkeit des sportlichen Wettbewerbs. Am Ende ist auch jeder Wettbetrug ein wirtschaftlicher Schaden für den Wettanbieter. Generell kann man sagen, dass wir durch unser Netzwerk die Wettanbieter deshalb an einen Tisch bringen, die im Alltag in einem Konkurrenzverhältnis stehen, bei diesem Thema aber ein gemeinsames Interesse haben.

sportsbusiness.at: Und wie sieht es im Bereich der Präventionsarbeit aus?

Orlainsky: Die Präventionsarbeit, so wie wir sie in den vergangenen Jahren in Österreich entwickelt und etabliert haben, funktioniert primär über Face-to-Face-Workshops vor Ort. Das mag im Zeitalter von Online-Meetings und e-Learning zwar old school klingen, aber durch den persönlichen Kontakt mit den Teilnehmern können wir einerseits direkt auf deren Beiträge, Fragen, Erfahrungen etc. eingehen und schaffen andererseits eine Art Vertrauensbasis für spätere Kontakte.

sportsbusiness.at: Welche Schwerpunkte hat man sich für 2024 im Fußball gesetzt?

Orlainsky: Wir setzen allein im Fußball dieses Jahr rund 50 Schulungen um. So ist die Admiral Bundesliga dieses Jahr wieder turnusmäßig mit der Schulung dran. Wir besuchen jeden Klub in der Vorbereitung. Zusätzlich gibt es Termine mit den Schiedsrichter:innen bzw. Workshops im Rahmen der Trainer:innenausbildung. Heuer gehen wir in unserem Zweijahresrhythmus wieder in die Fußball Akademien. Erstmals besuchen wir dabei auch die neu geschaffene ÖFB-Jugendregionalliga mit ihren Nachwuchszentren. Dort schulen wir jeweils die U16 und U18 Mannschaften inklusive Trainer:innen und Betreuer:innen.

sportsbusiness.at: Warum ist es so wichtig, dass die Präventionsarbeit bereits im Jugendalter beginnt?

Baumgartner: Es ist sehr wichtig. Immer mehr Spiele im Jugendbereich sind bewettbar. Den Spieler:innen muss daher bewusst gemacht werden, dass sie schon jetzt potenzielle Adressaten von Ansprachen und Angeboten Krimineller sein können. Und ganz generell muss auch davon ausgegangen werden, dass die Akademie-Talente auf dem Weg in Richtung einer Profikarriere sind, und auf diesem Weg kann eine falsche Entscheidung, egal ob bewusst oder aus Unwissenheit, großen Schaden anrichten. Deswegen ist es extrem wichtig, bereits in diesem Alter das Thema anzusprechen und dieses Basiswissen zu vermitteln.

Viele Fälle zeigen, dass Ansprachen oft aus dem unmittelbaren Umfeld kommen und der wahre Hintergrund nur schwer erkennbar ist. Natürlich geht das auch über Social Media mittlerweile relativ einfach und passiert auch regelmäßig.

Andreas Baumgartner

sportsbusiness.at: Muss man die jungen Sportler:innen anders schulen als Erwachsene?

Baumgartner: Speziell junge Burschen, die total sport- und fußballaffin sind, haben eine [.....]

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