Die DFL hat erstmalig in ihrer Geschichte die Ausschreibung der TV-Rechte gestoppt. Der Grund: Dazn hat rund um die ausgeschriebenen Pakete schwere Vorwürfe gegen die DFL erhoben.
„Dazn hat Bedenken hinsichtlich bestimmter Elemente des Vergabeprozesses und hat diese Probleme direkt bei der >> DFL vorgebracht. Dazn ist weiterhin bestrebt, einen Mehrwert für die Bundesliga, ihre Clubs und ihre Fans zu schaffen“, lautete die offizielle Dazn-Reaktion auf die aktuellen Vorgänge bei der Vergabe der DFL-TV-Rechte für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29.
Aufgrund dieser Bedenken hat sich >> Dazn mit einem Brief an DFL, Bundesliga und an alle beteiligten Profi-Vereine gewendet und schwere Vorwürfe erhoben. Diese weist die DFL wiederum „in aller Deutlichkeit“ zurück. Doch wie kam es zu dem Disput? Gemäß den Ausschreibungsbedingungen erhält ein Bieter sofort den Zuschlag, wenn sein Angebot die Mindestanforderung der DFL erfüllt und mindestens 20 Prozent über dem zweitbesten Angebot liegt. Dieses Vorgehen wurde in Absprache mit dem Bundeskartellamt festgelegt.
Das Problem von Dazn mit den Rechtepaketen
In einem von „Bild“ zitierten Brief drückt Dazn seine Enttäuschung darüber aus, dass deren Angebot für das Rechtepaket B abgelehnt wurde, obwohl es das finanziell attraktivste und überzeugendste war. Dazn ist der Ansicht, dass ihr Angebot deutlich höher war als jedes andere. Sie vermuten daher, dass die DFL-Geschäftsführung das Ergebnis bereits im Voraus festgelegt hatte, um das Rechtepaket B an einen bevorzugten Bieter zu vergeben, ohne eine weitere Bieterrunde durchzuführen. Dadurch würden die Mitgliederclubs um ihren Anteil an den zusätzlichen Einnahmen aus dem Dazn-Angebot gebracht.
Der Streit wurde offenbar durch die Diskussion über das Fehlen einer Bankgarantie ausgelöst. Dazn erklärt, dass sie in den Ausschreibungsunterlagen vom 11. April 2024 angegeben hatten, dass sie anstelle einer Bankgarantie eine harte Patronatserklärung abgeben würden. So hatten sie es auch in der Vergangenheit schon getan. Trotz dieser vorherigen Vereinbarung habe die DFL am 15. April 2024 plötzlich eine konkrete Bankgarantie von Dazn verlangt, was laut Dazn eine unmögliche Anforderung war.
Anstelle der Bankgarantie habe Dazn eine Garantiezusage von Access Industries, einer privaten Investmentfirma, vorgelegt. Dennoch soll die DFL das Paket bereits an einen anderen Bieter vergeben haben. Dazn forderte daher eine sofortige Unterbrechung der Ausschreibung, um eine Untersuchung durch das Bundeskartellamt zu ermöglichen. Diese soll sicherstellen, dass alle Bieter fair behandelt werden und dass keine politischen oder anderen Motive die Ergebnisse der Ausschreibung beeinflussen. Das Ziel sei es, das beste Ergebnis für den deutschen Fußball zu erzielen.
Die Verteidigung der DFL und der wachsende Zeitdruck
Dazn hat auch das Bundeskartellamt eingeschaltet und mit einer einstweiligen Verfügung gedroht. Als Reaktion darauf stoppte die DFL am Mittwochabend die Ausschreibung. In einer Erklärung verteidigte sich die DFL gegen die erhobenen Vorwürfe und Unterstellungen. Sie bezeichnete sie als „unzutreffend und haltlos“ und wies sie entschieden zurück. Zudem wurde festgestellt, dass das Schreiben von Dazn eine Reihe von ungenauen Darstellungen und Vereinfachungen von Sachverhalten enthält.
Die DFL wird sich auch gegenüber dem Bundeskartellamt äußern. Sie betont, dass das Ausschreibungsverfahren transparent und diskriminierungsfrei durchgeführt werde. Die DFL hat beschlossen, das Verfahren vorläufig auszusetzen, da dies ihrer Meinung nach geboten und angemessen erscheint.
Was die Beteiligten bei allen Ungereimtheiten eint: Sie stehen unter Zeitdruck. Die aktuell gültigen Verträge laufen am Ende der kommenden Saison aus. In einem solchen Verfahren ist das nur mehr wenig Zeit, um die zukünftigen Verträge rechtzeitig abzuschließen und vor allem finanzielle Gewissheit zu haben. Und es geht um viel Geld. Derzeit liegen die entsprechenden Einnahmen für die Bundesliga bei rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison.