Seit 1. Januar leiten Aldin Saracevic und Albert Handler die Geschicke von Basketball Austria. Über Verantwortung, Ziele, die nächsten Großevents und darüber, warum der Basketball-Boom in Österreich seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat, spricht die neue Basketball-Austria-Spitze im großen Antrittsinterview.
Nach dem Abgang von Johannes Wiesmann, der als General Manager sowohl das Generalsekretariat und auch die Geschäftsführung der Basketball Superliga GmbH innehatte, hat sich die Verantwortung nun auf zwei Köpfe verteilt. „Ein richtiger und notwendiger Schritt. Die enge Verschränkung zwischen Liga und Verband bleibt bestehen“, so Handler, der nach vielen Jahren im Verband nun zum Geschäftsführer aufgestiegen ist. Die Ressourcen des Generalsekretariats fließen unter Saracevic nun vorwiegend in sportliche Themengebiete, wie beispielsweise Trainer:innen-Ausbildung und Nationalteams. Auch das große Ganze hat der Ex-Timberwolves-Manager im Blick. Er will mithelfen, „dass dem Basketball ein weiterer Schritt vom Rand in die Mitte des österreichischen Sports“ gelingt.
basketballaustria.at: Ihr seid jetzt beide rund sechs Wochen im Amt. Habt ihr euch schon an eure neuen Jobs und Positionen gewöhnt?
Albert Handler: Unser großartiges Team und die Tatsache, dass ich bislang schon für die Liga-Agenden mitverantwortlich war, haben es mir leicht gemacht, mich einzugewöhnen. Aldin bringt viel Know-How mit, wir arbeiten eng zusammen und versuchen täglich, das Beste für den österreichischen Basketball herauszuholen.
Aldin Saracevic: Es waren sehr intensive Wochen. Dass ich in der Vergangenheit immer wieder in verschiedenen Positionen im Verband tätig war (u.a. interimistischer Sportdirektor in der Saison 2020/21; WU20-Teamchef; Anm.), hat mir sehr geholfen. Ich habe mir einen Überblick verschaffen können und erste Ideen entwickelt, wo wir in Zukunft ansetzen können.
Albert, was hat sich durch deine „Beförderung“ zum Geschäftsführer der Superliga GmbH geändert?
Handler: In erster Linie bedeutet die neue Position natürlich mehr Verantwortung, aber ich habe in den vergangenen Jahren viel gesehen und mitgestalten dürfen, dafür bin ich Johannes (Wiesmann; Anm.) und Präsident Gerald Martens sehr dankbar. Wir wollen unser Produkt auch weiterhin gemeinsam mit den Klubs entwickeln. Beispiele dafür sind die Qualitätssteigerung des Contents auf basketballaustria.tv sowie die Einführung von Digitalisierungsmaßnahmen, wie dem digitalen Spielbericht, um unsere Prozesse zu vereinfachen und zu modernisieren.
Aldin, du warst jahrelang bei den Timberwolves, bist jetzt zum Verband gewechselt. Wie hast du es in den ersten Wochen angelegt?
Saracevic: Nach dem ich einen guten Überblick bekommen hatte, haben wir intern die Strukturen evaluiert und Verantwortungsbereiche neu definiert. Wir wollten unseren Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, in neue Felder vorzustoßen und sich zu entwickeln. Das ist uns sehr gut gelungen. Wichtig war es natürlich auch, den sportlichen Bereich im Detail mit Chris O’Shea zu analysieren. Dabei ging es einerseits um die Nationalteams und andererseits um die Trainer:innen-Ausbildung, wo es Reformen bedarf.
Basketball hat in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt, Vereine haben teilweise mehr Kinder und mehr Mannschaften als Hallenzeiten, dazu kommt der 3×3-Boom. Dennoch wird es für euch auch kurzfristig genug zu tun geben. Was wird euch in diesem Jahr beschäftigen?
Handler: Der angesprochene Boom zieht sich durch alle Ebenen des Basketball-Sports. Das Cup-Finale war innerhalb von Stunden ausverkauft, in der Superliga sind die Hallen größtenteils voll. Ein Highlight war zuletzt auch der Triple Header mit den Harlem Globetrotters bzw. dem SKN St. Pölten und über 2.000 Fans im VAZ. Darüber hinaus zeigen unter anderem der erfolgreiche Launch von basketballaustria.tv und das beeindruckende Wachstum der Mitgliederzahlen um 29 Prozent die positive Entwicklung und das steigende Interesse am Basketball in Österreich. Dennoch bleibt die Infrastruktur das bestimmende Thema. Dass in Österreich allgemein Sporthallen fehlen, ist schlimm genug. Dass es aber vielerorts nicht einmal mehr genug Trainingsmöglichkeiten für die Kids gibt, ist noch viel schlimmer. Dieses Thema müssen wir – gemeinsam mit der Politik und mit anderen Hallensportarten – angehen.
Saracevic: Neben den Saisonfinals und insgesamt fünf Nachwuchs-Europameisterschaften im 5vs5 stehen uns gerade im 3×3-Bereich einige Großevents an. Wir haben eine einmalige Chance, uns für Olympia zu qualifizieren und im Sommer steht Wien mit der 3×3-Europameisterschaft das nächste Großevent bevor. Das Turnier wird wieder eine einzigartige Erfahrung mit neuen Maßstäben in Bereichen wie Fan-Experience oder Inklusion. Wir haben den Höhepunkt des Basketball-Booms meiner Meinung nach noch nicht erreicht.
Wie schwer oder leicht ist es derzeit, für Basketball in Österreich verantwortlich zu sein?
Handler: Es ist ein riesiges Privileg. Es macht Spaß, wenn Partnern, wie win2day, den Basketball so umfassend denken…
Saracevic: …und es macht Spaß, in einem motivierten Team zu arbeiten, wo alle Mitarbeiter:innen den Sport weiterentwicklen – und nicht nur verwalten – wollen. Dabei ist der Basketball aus meiner Sicht bereits jetzt auf einem Level, auf dem er zuvor noch nie war.
Was sind die langfristigen Ziele? Was schreibt ihr euch für eure Amtszeiten auf die Fahnen?
Handler: Neben den erwähnten infrastrukturellen Herausforderungen geht es mir und uns vor allem darum, die Superligen weiterzuentwickeln – und das gemeinsam mit Vereinen, Partnern und Stakeholdern. Der Basketball allgemein soll noch sichtbarer werden und auch in Österreich jenen Stellenwert bekommen, den er international bereits hat. Die Digitalisierung und die Verbesserung unserer Kommunikationskanäle sind dabei zentrale Elemente.
Saracevic: In meinem Bereich geht es einerseits um strukturell-organisatorische Themen, wie die Verbesserung der Kommunikation zu den Landesverbänden oder die Zusammenarbeit aller unserer Units. Wir haben sehr intelligente Basketball-Köpfe in Österreich, wir müssen sie öfter zusammen an einen Tisch holen. Dazu kommen sportliche Agenden, wie die dringend notwendige Weiterentwicklung der Trainer:innen-Ausbildung. Von besseren Coaches profitieren nicht zuletzt die Vereine und vor allem die Kids. Die Strukturen in den Nationalteams haben wir ebenfalls auf dem Zettel. Es streben talentierte junge Spieler:innen nach oben, die uns noch viel Freude bereiten werden. Wir müssen bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen, dass sie ihr Potenzial auch voll entfalten können.
Albert, was wünscht du deinem Kollegen und dem österreichischen Basketball für die Zukunft?
Handler: Viele spannende Erfolge, emotionale Momente in den Hallen und bei allen Events. Und, dass wir alle gemeinsam die nächsten Schritte setzen, die den Sport voranbringen.
Aldin, die gleiche Frage geht natürlich auch an dich. Was wünscht du deinem Kollegen und unserem Sport?
Saracevic: Es ist in den vergangenen Jahren so viel passiert, worauf Präsident Martens und sein Team stolz sein können. Aber es schlummern noch immer so viele Potenziale. Wir müssen unseren Sport noch zugänglicher machen, nicht nur in den Ballungszentren. Ich hoffe, dass dem Basketball ein weiterer Schritt vom Rand in die Mitte des österreichischen Sports gelingt.