Die Olympischen Spiele 2024 begeisterten Millionen Fans in den Arenen und Medien. Flashscore und Result Sports analysieren, wie sich die Erfolge der internationalen und österreichischen Sportstars auf deren Performance in den sozialen Medien übertrugen.
Olympia 2024 ist Geschichte. Ab sofort heißt es wieder vier Jahre warten, bis die US-Metropole Los Angeles 2028 die Olympia-Fans verzücken lässt. Auf Social Media ist die Faszination Olympia aber wohl noch länger nicht vorbei. Zahlreiche Videos gingen viral, aus Athleten wurden Helden, andere wiederum wurden zwei Wochen lang sehr kontrovers diskutiert.
Der renommierte Social-Media-Analyst Mario Leo, CEO bei Result Sports, erlebte die Olympischen Spiele eine Woche lang hautnah in Paris und zeigt sich im Exklusiv-Interview gegenüber Flashscore beeindruckt vom größten Sportevent des Jahres. „Binnen einer Stunde nach meiner Ankunft in Paris, wurde ich vom olympischen Fieber angesteckt. Es waren super angenehme Veranstaltungen. Die Volunteers waren gefühlt wie Animateure im Karibik-Urlaub, die das ganze Event gepusht haben. In der ganzen Stadt war sehr viel Freude zu spüren. Man fühlte sich auch sehr sicher, nicht zuletzt aufgrund der hohen Polizei- und Armeepräsenz. Die Franzosen als Gastgeber waren genial. Beim Handball-Spiel um Platz 3 zwischen Dänemark und Schweden war die Halle um 10 Uhr vormittags zu 80% gefüllt. Das war etwas ganz Spezielles.“
Der Social-Media-Experte beobachtete während Olympia aber auch die aktuellen Entwicklungen auf Social Media sehr genau. Viele Athleten haben ihn nicht nur sportlich, sondern auch medial positiv überrascht und bezeichnet die Olympischen Spiele 2024 als „digitalen Schauplatz, auf dem sich Sportarten, die sonst keine große mediale Präsenz genießen, ausgelebt haben.“
„Klassische“ Olympia-Stars mit starkem Reichweiten-Wachstum, Superstars stagnieren
Wie schon die UEFA während der Fußball-Europameisterschaft vor wenigen Wochen habe auch das IOC die einzelnen Sportarten, nationalen Verbände und Athleten großartig transportiert. „Beispielhaft fallen mir Yusuf Dikec (+96,03% Social-Media-Follower), der türkische Schütze, der ohne technische Hilfsmittel Silber gewann, aber auch die maximale Authentizität der australischen Kanutin Jessica Fox (+63,27%) ein. Besonders kontrovers wurden, egal ob im TV, Print oder auf Social Media, die beiden Boxerinnen Imane Khelif (+95,93%) und Yu-Ting Lin (+92,99%) diskutiert. Die beiden hatten dadurch eine immens große Bühne“, unterstreicht Leo seine Beobachtungen mit Olympia-Momenten, die viral gingen.
Bei Sportlern wie LeBron James (+0,26%), Novak Djokovic (+4,54%) und Iga Swiatek (+4,49%), die seit Jahren zu den absoluten Topstars in der Sportwelt zählen, fiel das Social-Media-Wachstum eher gering aus. Laut Mario Leo war dies aber zu erwarten. „Olympia spielt in deren Sportarten nicht die ganz große Rolle. Dass sie trotzdem an den Olympischen Spielen teilgenommen haben, ist eher auf ihre intrinsische Motivation zurückzuführen, um der persönlichen Erfolgsbilanz ein weiteres Edelmetall hinzuzufügen. Im Vergleich zum NBA-Titel oder dem French-Open-Triumph ist der Sieg bei Olympia für Fans dieser Sportarten eher nachrangig.“
Jakob Schubert ist ÖOC-Aushängeschild, Valentin Bontus verzeichnet größtes Wachstum
Die Social-Media-Bilanz von Österreichs Olympioniken fällt unterschiedlich aus. Kletter-Ass und Bronzemedaille-Gewinner Jakob Schubert verfügt mit Abstand über die größte Community der ÖOC-Athleten. Insgesamt folgen ihm 250.660 Personen, während Olympia 2024 wurden knapp 14.000 Menschen zu Followern des Tirolers. Max Kühner bespielt auf Instagram und TikTok mit 83.256 ebenfalls eine stattliche Menge an Fans, allerdings kamen in den vergangenen drei Wochen nur 49 neue Follower hinzu.
Das größte relative Wachstum verzeichnete Kite-Olympiasieger Valentin Bontus. Der pfeilschnelle Surfer konnte seine Community um rund 80% vergrößern, allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Knapp 4.000 Personen folgen dem Niederösterreicher auf Instagram, TikTok bespielt der 23-Jährige nicht.
Leo Neugebauer Yemisi Ogunleye stechen bei Team Deutschland heraus
Das größte relative Social-Media-Wachstum des deutschen Olympia-Teams verzeichnete Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye. Die Frohnatur überraschte das internationale TV-Publikum mit ungewöhnlich offenen und begeisternden Interviews, bei denen sie vor allem ihren Glauben an Gott thematisierte. Im österreichischen Sender ORF stimmte sie sogar einen Gospel-Song an, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Mitreißend! Die Social-Media-Community dankte ihr es ebenfalls – rund 30.000 Menschen (Anstieg um 65%) klickten während Olympia bei ihren Profilen auf „Folgen“.
In absoluten Zahlen gemessen, wurde vor allem Sprint-Ass Leo Neugebauer gefeiert. Seine Community erweiterte sich um beeindruckende 361.325 Personen (52,41% Wachstum). Mit rund 690.000 Followern verfügt Neugebauer auch über die größte Social-Media-Community aller deutschen Einzelsportler bei Olympia.
Offenere Diskussionskultur im Vergleich zu Tokio 2021
Im Vergleich zu Tokio 2021 stießen die Spiele in Paris, trotz des kurzen zeitlichen Abstands zur Fußball-Europameisterschaft, sehr rasch ins Rampenlicht. Nicht alles lief optimal, wenn man an die Wasserqualität der Seine oder die Diskussion um die beiden Boxerinnen in Erinnerung ruft. Das IOC wollte in Paris zudem die inklusionsstärksten Olympischen Spiele aller Zeiten veranstalten. Mario Leo sieht die medialen und gesellschaftlichen Folgen dieser Zielsetzung: „Dadurch kamen in der Zielgruppe richtig große mediale Diskussionen auf. In Tokio war lediglich der kurzfristige Rückzug von Simone Biles ein wirklich intensiv diskutiertes Thema. Generell ist in den letzten drei Jahren eine höhere und offenere Diskussionskultur zu beobachten, beispielsweise beim Thema der mentalen Gesundheit von Athleten. Es wird kontroverser diskutiert. Dies hat zur Folge, dass auch die Auswirkungen größer sind – im Guten wie im Schlechten.“