Was bedeutet Leadership, wie kann Teamspirit hergestellt werden? Das sind Fragen, die Menschen im Sport und im Business beschäftigen. Einer, der davon Ahnung hat, ist Eishockey-Nationalteamtrainer Roger Bader. Im sportsbusiness.at-Interview erzählt er davon.
Der gebürtige Schweizer hat jahrzehntelange Erfahrung als Trainer. Die aktive Karriere verbrachte der gelernte Maschineningenieur in der damals höchsten Amateurliga der Schweiz; zunächst in seiner Heimatstadt beim EHC Winterthur, dann beim EHC Bassersdorf. Ab dem Ende der 1980er wirkte er als Trainer in der Schweiz, bei Clubs und beim Verband.
2014 verpflichtete ihn der Österreichische Eishockey-Verband, bei dem er zunächst als Leiter für Ausbildung und Entwicklung sowie als Head Coach diverser Nachwuchs-Auswahlen tätig war. 2016 übernahm er das A-Nationalteam. Mit diesem hält er sich seit 2022 in der Top-Division und zog im Frühjahr 2025 sogar sensationell ins WM-Viertelfinale ein.
Wie bildet man nun aus Spielern, die sich – im Kontaktsport Eishockey – eine Saison lang am Feld als Gegner gegenüberstehen oder aus unterschiedlich starken Ligen kommen, eine Einheit? Einblicke gab er beim sportsbusiness.at Breakfast Club im September, im Exklusiv-Interview geht Roger Bader noch mehr in die Tiefe.
sportsbusiness.at: Der Einzug in das Viertelfinale war eine Sensation, mit der so nicht zu rechnen war. Wie bestätigt man Erfolge – es ist leichter, nach oben zu kommen, als dort zu bleiben?
Roger Bader: Man muss zwischen einer generellen Entwicklung und dem Wettkampf unterscheiden. In Letztem kann immer viel Ungeplantes passieren. Da ist dann so manches Resultat vielleicht dem Wettkampfglück geschuldet. Grundsätzlich gefällt uns die Entwicklung der letzten Jahre. Österreich war 15 Jahre eine Fahrstuhlmannschaft. 2018 konnten wir den Klassenerhalt dann endlich schaffen. Wir mussten dann noch den „Umweg“ B-WM 2019 nehmen, dann kamen zwei Jahre Covid dazwischen. 2022 bekamen wir den Platz aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine geschenkt.
In den letzten vier Jahren waren wir in den Top16, zuletzt eben in den Top8. Die Entwicklung war sehr positiv. Wir wissen, woher wir kommen, und das lässt uns demütig bleiben. Das Viertelfinale hat uns gefallen – im Frühjahr haben wir als Weltranglisten-13. einen Top8-Platz erreicht. Das ist eine Überraschung, und die gibt es nicht jedes Jahr. Auch wenn wir sie natürlich anstreben. Wir wissen umgekehrt, woher wir kommen und dass wir lange hart um den Klassenerhalt gekämpft haben. Das ist auch 2026 das erste Ziel.
sportsbusiness.at: Reden wir noch über diese Überraschung. Damit müssen ja auch Firmen umgehen: Man bringt ein Produkt auf den Markt, es hat Erfolg – die Konsument:innen wollen dann eine Weiterentwicklung oder Neues. Wie managt man die Zwischenzeit, bis man versuchen kann, den Erfolg zu bestätigen?
Bader: Mein Wesen verhindert es ohnehin, zu lange zu feiern. Aber natürlich sprechen mich Menschen auf der Straße an, sie gratulieren und wollen ein Foto machen. Es freut mich, wenn es Spaß machte, uns zuzuschauen. Aber im Sport gilt, dass man sich nicht ausruhen darf. Die Planung für die nächste WM fängt [...]