Sharif Shoukry, Geschäftsführer des österreichischen Sportwettenverbands, spricht im sportsbusiness.at-Interview über die wichtigsten Ziele der Institution, die Herausforderungen durch die Covid19-Pandemie und im Raum stehende Gesetzesänderungen, die das Sportsponsoring massiv bedrohen könnten.
sportsbusiness.at: Der österreichische Sportwettenverband ist die Interessensvertretung für die Sportwettenanbieter in Österreich. Was sind die wichtigsten Ziele des OSWV?
Sharif Shoukry: „Zu den wichtigsten Zielen des OSWV gehört, dass wir mit großem Engagement für unsere Mitglieder die Grundlage dafür schaffen, dass die in Österreich lizenzierten Wettunternehmer in gesicherten, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ihr Gewerbe ausüben können. Die Förderung und Weiterentwicklung von Spielerschutz- und Sicherheitsstandards, sowie die Förderung der Wahrung der Integrität des Sports – sind zwei weitere wesentliche Aufgabengebiete und Ziele des OSWV.“
sportsbusiness.at: Die Corona-Pandemie hat auch die Sportwelt zum Teil noch immer im Griff. Wie hat der Sportwettenverband das vergangene Jahr als Vertreter seiner Mitglieder wahrgenommen?
Shoukry: „Es war auch für uns als Verband ein sehr herausforderndes Jahr. Wir konnten viele unserer Aktivitäten nicht durchführen. So mussten wir zum Beispiel das erste Mal nach 12 Jahren den Fachlehrgang der Sportwettenakademie ausfallen lassen. Informationsveranstaltungen mussten ebenso storniert werden – wie der internationale Austausch auf Tagungen und Messen mit europäischen Landesverbänden. Aber das alles ist natürlich nichts im Vergleich zu den massiven finanziellen Einbußen, die die heimischen Wettanbieter seit dem Ausbruch der Pandemie erlitten haben. Seit Mitte März 2020 – mit dem Beginn des ersten Lockdowns – hatten die Wettlokale bis zum heutigen Tag mehr als 6 Monate geschlossen.
sportsbusiness.at: Welche Herausforderungen stehen daher in den kommenden Monaten an?
Shoukry: „Die größte Herausforderung besteht im Moment für unsere Mitglieder darin, dass uns niemand sagen kann, wann ein geregeltes und vollwertiges Arbeiten – sprich ein komplettes Öffnen – wieder möglich sein wird. Diese Planungsunsicherheit ist trotz aller dankenswerterweise zu erwähnenden wichtigen staatlichen Hilfen wie zum Beispiel das Kurzarbeitsmodell, den Umsatzersatzzahlungen etc., ein Faktor der allen im Sportwetten-Business große Sorgen bereitet.
sportsbusiness.at: Vor 2019 hieß der Verband „Österreichischer Buchmacherband“. Was steckt hinter der Neuausrichtung?
Shoukry: „Wir sind davon überzeugt, dass unser neuer Name, und das damit verbundene komplette Rebranding, dem Verband in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer positiveren und unverwechselbaren Zuordnung seiner Zuständigkeit und seines Aufgabengebiets verhilft. Der Sportwettenverband bezweckt statutengemäß die Wahrung der Berufsbelange der Buchmacher und Totalisateure. In den letzten Jahren wurde in zahlreichen Landesgesetzen der Begriff des Wettunternehmers eingeführt, wozu neben Buchmachern und Totalisateuren auch Wettvermittler gehören. Auch die oft internationalen Wettvermittler werden vom Verband betreut, sofern eine in Österreich offiziell ausgestellte Landeskonzession aktiv ist.“
sportsbusiness.at: Welche politischen Themen sind derzeit im Bereich der Sportwetten aus Sicht des OSWV zu beackern?
Shoukry: „Sämtliche Hygiene-Konzepte zur Wiedereröffnung für zumindest einen Teilbetrieb wie zum Beispiel „Click & Collect“ oder „To-go“ analog zur Gastronomie, zum Handel oder den als systemrelevant eingestuften Trafiken wurden bis zum aktuellen Zeitpunkt seitens der Bundesregierung nicht berücksichtigt. Aufgrund dieser Situation ist bereits jetzt eine massive Verschiebung zum illegalen Wettangebot zu beobachten!
sportsbusiness.at: Ist in diesem Zusammenhang das aktuell in den Medien diskutierte Maßnahmenpaket zur Neuordnung des Glücksspiels auch beim OSWV ein Thema?
Shoukry: „Grundsätzlich begrüßt der OSWV sämtliche Bemühungen im Kampf gegen die illegalen Anbieter am österreichischen Markt. Wir warnen jedoch ausdrücklich davor, dass zu restriktive Rahmenbedingungen ein Abwandern der Wettkunden zu illegalen Angeboten nach sich ziehen. Damit wäre das eigentliche Ziel klar verfehlt – illegale Wettangebote ohne jeglichen Jugend- und Wettkundenschutz zu verhindern. In dem aktuell vorliegenden Dokument des Finanzministeriums zur Neuordnung des Glücksspiels, werden aufgrund der Zuteilung der Kompetenzen fast ausschließlich Themen aus dem Bereich Glücksspiel als neue Maßnahmen angeführt. Jedoch gibt es in zwei Punkten auch einen Bezug auf den Sportwetten-Bereich.
sportsbusiness.at: Welche wären das konkret?
Shoukry: „In den zum jetzigen Zeitpunkt angedachten Maßnahmen ist von einer Verschärfung der Einschränkungen für Glücksspiel-Werbung und Prüfung weiterer Schritte in Analogie zum Tabakgesetz die Rede. Obwohl hier in erster Linie von Glücksspiel-Werbung die Rede ist, könnte es aufgrund der allgemein immer wieder stattfindenden Vermischung der beiden kompetenzrechtlich klar getrennten Materien von Glücksspiel und Wetten auch zu massiven Einschränkungen von Werbemöglichkeiten für die Wettbranche kommen.
sportsbusiness.at: Was würde dies konkret bedeuten?
Shoukry: Die österreichischen Sportwettenanbieter sind seit Jahrzehnten wichtige Partner des Sports. Und nicht nur des Spitzen- und Profisports, sondern auch Förderer des Amateur- und Breitensports. Als Kooperationspartner sind die Wettunternehmer in Verbänden und Vereinen sehr wichtige Unterstützer. Durch mögliche Werbeeinschränkungen oder sogar Verbote würde es zu massiven Rückgängen der investierten Sponsoring-Summen kommen. Der OSWV setzt sich daher ausdrücklich dafür ein, dass es im Bereich der Werbung für Sportwetten zu keinen Einschränkungen der aktuellen Situation kommen sollte.“
sportsbusiness.at: Und der zweite Punkt?
Shoukry: „Der zweite wesentliche Punkt ist eine drohende Erhöhung der Wettgebühren – also eine Erhöhung der Steuern für die heimischen Wettanbieter.In Zeiten dieser Pandemie und der aktuellen erneuten Lockdown-Situation sollte nicht auf Steuererhöhungen gesetzt werden, sondern im Gegenteil auf Steuererleichterungen wie z.B. in der Gastronomie aktuell diskutiert wird. Unsere Mitglieder haben seit einem Jahr massive wirtschaftliche Einbußen. Die legalen Sportwettenanbieter sind sicher keine Krisengewinner und sollten daher nicht ungleich behandelt werden. Wir appellieren daher im Falle einer Steuererhöhung diese deutlich zeitverzögert und mit einer angemessenen Übergangszeit von einigen Jahren anzusetzen, um eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung der Betriebe in den kommenden Jahren zu gewährleisten.
sportsbusiness.at: Der OSWV ist nun auch Partner von sportsbusiness.at. Was erwarten Sie sich von der Partnerschaft?
Shoukry: „Mit sportsbusiness.at haben wir eine sehr gute Plattform gefunden, um unsere Themen in der deutschsprachigen Sport-b2b-Community zu platzieren. Wir können uns damit noch mehr Gehör verschaffen, weil wir sehen, dass die Plattform von den wichtigsten Entscheidern in dem für uns relevanten Bereich gelesen wird.“