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Covid-19: „Brandbeschleuniger für Spielmanipulation“ [Exklusiv]

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Sportradar Managing Director Integrity Services Andreas Krannich spricht im exklusiven Interview mit sportsbusiness.at über die Bedeutung und Wichtigkeit des Problems der Spielmanipulation, welche Auswirkungen die Covid-19 Pandemie auf die Thematik hat und wie Sportradar den Sport mittels eines neuen Systems sauberer und sicherer machen will.

sportsbusiness.at Exklusiv – Das Gespräch führte Nils Daiker

sportsbusiness.at: Die Themen Spielmanipulation und Wettbetrug spielen im Sport schon lange eine große Rolle. Trotzdem hat man den Eindruck, dass die mediale Aufmerksamkeit gegenüber dieser Themen ausbleibt, solange kein akuter Fall vorliegt. Wie sehen Sie das?

Andreas Krannich: „Wenn in der Thematik Probleme vorliegen, gibt es sowohl ein Interesse der Medien als auch der Fans. Spielmanipulation ist natürlich ein massives Problem, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Das ist ähnlich wie beim Anti-Doping Bereich, wenn nichts vorfällt, sind alle zufrieden und es gibt nicht viel darüber zu berichten. Das passiert dann in dem Augenblick, wenn man sich des Problems bewusst wird.“

Denken Sie, dass Medien diese Themen meiden, damit der Sport sein reines Image behält?

„Das glaube ich nicht. Wir kooperieren selber in der Aufdeckung und Nachverfolgung von sportwettbezogener Manipulation sehr viel mit investigativen Journalisten, die natürlich auch gute Kontakte in den Sport haben und ich sehe, dass die Bereitschaft da durchaus gegeben ist.“

„Covid-19 ist ein Brandbeschleuniger für die Spielmanipulation. (_) Jemand der regelmäßig bezahlt wird, ist weniger für Manipulation anfällig, als jetzt in der Corona Krise, wo im Sport finanzielle Engpässe vorliegen.“

Andreas Krannich

Welche Auswirkungen hatte das Covid-19 Virus in Bezug auf Match-fixing?

„Covid-19 ist ein Brandbeschleuniger. Im ersten Lockdown, als der weltweite Sport betroffen war und zumeist nicht mehr stattgefunden hat, konnte dieser auch nicht manipuliert werden. Dann gab es in den einzelnen Ländern wieder die ersten Öffnungen und man hat versucht den Sport bestmöglich stattfinden zu lassen. Mit der einen Konsequenz, dass viele bzw. die meisten Sportverbände und Sportligen weltweit wirtschaftlich sehr stark leiden und zum Teil in der Existenz bedroht sind. Das bedeutet auch, dass Athleten, Offizielle und Spieler verspätet oder gar kein Gehalt bekommen. In dem Augenblick, ist das ein „el Dorado“ für Leute mit kriminellem Hintergrund, die sich mit großem Interesse auf dieses Feld stürzen und die Angreifbarkeit der Personen ausnützen. Das heißt, jemand der regelmäßig bezahlt wird, ist weniger für Manipulation anfällig, als jetzt in der Corona Krise, wo im Sport finanzielle Engpässe vorliegen.“

Sie planen 2021 die globale Einführung des Universal Fraud Detection System (UFDS), warum ist dieses Jahr der richtige Zeitpunkt dafür?

„Mit der Erfahrung aus 2020 und mit dem Einfluss von Covid-19 wissen wir, dass viel mehr Sportarten, Verbände und Ligen von Sportmanipulation betroffen sind, als davor. Da dachten wir, wir müssen jetzt mit einer außergewöhnlichen Maßnahme antworten. Wir akzeptieren, dass diese Situation vorliegt und die bestmögliche Antwort darauf ist, dass wir den Sportverbänden, gerade denen die jetzt unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten leiden, unser bewährtes Universal Fraud Detection System kostenfrei zur Verfügung stellen. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und hoffen, dass die Verbände und Ligen unser Projekt nicht nur annehmen, sondern auch von ihrer Seite aus aktiv in die Integrität des Sports investieren.“

Welche langfristigen Ziele verfolgt Sportradar mit dem UFDS?

„Wir arbeiten derzeit mit über 80 Verbänden international und national zusammen und das ist nur ein Bruchteil der Anzahl, die weltweit vorliegt. Der Sport ist viel größer und wir hoffen, dass wir es schaffen, ähnlich wie im Fußball wo wir mit der FIFA den gesamten weltweiten professionellen Fußball erfassen und überwachen, das auch für andere Sportarten zu machen, sodass dadurch der Sport sauberer und sicherer wird.“

Beim UFDS handelt es sich um ein non-profit Projekt, warum ist es Ihnen so wichtig, Match-fixing soweit es geht aus dem Sport zu eliminieren?

„Wir sind Partner des Sports und das ist unser Beitrag um die Integrität im Sport zu fördern. Wenn sich dieses Krebsgeschwür der sportwettbezogenen Manipulation weiterverbreitet, schadet das dem Sport und der Sportwettindustrie.“

„Wir (Sportradar) sind Partner des Sports und das ist unser Beitrag um die Integrität im Sport zu fördern.“

Andreas Krannich

Warum sind manche Sportarten und Sportligen anfälliger für Spielmanipulation, liegt das immer an der Möglichkeit zur höchsten finanziellen Profilierung? 

„Es gibt keine homogene kriminelle Organisation, die das weltweit organisiert. Es gibt einzelne Gruppen, die das machen und diese suchen sich immer die Möglichkeit mit dem höchsten Profit. Da handelt es sich um die Sportarten, die massenattraktiv sind. Die Massenattraktivität ist gleichbedeutend mit dem Wettumsatz der generiert werden kann.“

Gibt es Sportarten und Sportligen, die bereits aktuell mehr bzw. besser als andere gegen Match-fixing ankämpfen?

„Definitiv die FIFA, die das wirklich einzigartig macht und über uns den gesamten professionellen Fußball weltweit überwachen lässt. Es gibt jedoch genug Sportarten und Verbände, die diese Verantwortung noch nicht übernehmen und es wäre schön, wenn diese unser kostenfreies Angebot in Anspruch nehmen würden.“

Wie ist es für Sie, nach dem Arbeiten an einem Projekt wie dem UFDS, Sport anzuschauen, wird man mit der Zeit bei Sensationen immer misstrauischer?

„Ja, definitiv. Man wird paranoider, um es mal so zu formulieren. Aber trotzdem kann ich den Sport immer noch genießen. Ich bin großer Fußballfan und liebe es, Sport im Fernsehen zu verfolgen. Ich weiß mit professionellem Abstand, dass es das Unvorhersehbare ist, dass im Sport den Reiz ausmacht und wenn eine Sensation vorfällt, denke ich nicht direkt, dass da Manipulation im Hintergrund steckt. So viel Abstand habe ich mittlerweile schon.“

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