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Die drei größten Missverständnisse rund um technische Beschneiung [Partner-News]

(c) Annaberger Lifte

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Die aktuelle Berichterstattung zur Saisonvorbereitung der Skigebiete zeigt: Bei der technischen Beschneiung halten sich hartnäckig Anschauungen, die aufklärungswürdig sind.

Pisten werden nicht an neuralgischen Stellen beschneit, sondern von Grund auf und flächendeckend. Dementsprechend spielt Naturschnee eine untergeordnete Rolle. Auch nur ein einziges Mal im Jahrzehnt die Weihnachtsferien ausfallen zu lassen, ist für die meisten Skigebiete rein finanziell keine Option. Allein die Beschneiungstechnik fortwährend hochzurüsten, ist für die notwendige Transformation im Bergtourismus in Zukunft zu wenig.

Missverständnis 1: „Naturschnee ist die knappe Ressource“

Moderne Skigebiete sind hochtechnisierte Sportstätten; die maschinelle Beschneiung ist durch Kühlung des Schneiwassers und Automatisierung sehr effizient geworden. Das Schneemanagement umfasst aber beispielsweise auch Schneedepots zur Übersommerung oder satellitenunterstützte Schneehöhenmessung in Pistengeräten. Wie wirksam diese Klimawandelanpassungsstrategien sind, hat die vergangene Wintersaison eindrucksvoll gezeigt. Denn bei alpenweit extrem wenig Naturschnee hat das Pistenangebot qualitativ und quantitativ durchaus den Erwartungen der Gäste entsprochen.

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Immer schlagkräftiger werdende Beschneiungsanlagen können die Grundbeschneiung in kurzer Zeit – sogenannten Schneifenstern – herstellen: Stand der Technik sind derzeit nur mehr 48 Stunden, wobei gleichzeitig die Schneeauflage vielfach auf 60 Zentimeter oder mehr erhöht wurde. Der Maschinenschnee ist durch seine höhere physikalische Dichte widerstandsfähiger gegenüber (warmen) Wind und (Regen-)Wetter. In Österreich werden rund 75 Prozent der Pistenflächen beschneit, in großen Skigebieten oft 90 Prozent oder mehr.

Das Milliardengeschäft Skitourismus hat sich auf Österreichs Pisten vom Naturschnee weitgehend entkoppelt. Die Schneefallgrenze (Seehöhe, an der 90 Prozent des Niederschlags von Dezember bis Februar nicht als Regen fallen) ist regional höchst unterschiedlich, spielt aber für die Schneeproduktion eine eher untergeordnete Rolle.

Jeder Kubikmeter Schnee ist wertvoll, jeder Quadratmeter Pistenfläche zählt. Denn während ein Schneeerzeuger durchaus 200 Stunden pro Jahr im Einsatz sein kann, legt die wasserrechtliche Genehmigung eine Konsensmenge fest: Mehr Wasser darf in den ebenfalls festgelegten Zeiten nicht verschneit werden. Daher stellt heutzutage vielfach Schneiwasser die knappe Ressource dar.

Missverständnis 2: „Weihnachten kann einmal im Jahrzehnt ausfallen“

In der Wissenschaft wird, um die Wirtschaftlichkeit von Skigebieten vor dem Hintergrund von deren Beschneiungskapazität zu modellieren, vor allem mit einem „100-Tage-Indikator“ sowie der Benchmark „Schneesicher in den Weihnachtsferien“ gearbeitet; ersteres um eine Mindestdauer der Wintersaison abzubilden, zweiteres aufgrund der geschäftlich überproportional hohen Bedeutung dieser zwei Wochen gleich zu Beginn der Wintersaison. Die 100 Betriebstage durften anfänglich sogar drei Mal, jetzt einmal, in zehn Jahren nicht zustande kommen. Bei den Weihnachtsferien lautet die Annahme ebenfalls, dass diese höchstens einmal in zehn Jahren mangels ausreichenden Schnees bzw. Pistenangebots ausfallen können¹.

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Für ein valides Risikomanagement, ein repräsentatives Gesamtbild für Österreich, sollten diese Indikatoren überarbeitet und ergänzt werden. Denn Skigebiete stellen ihre Grundbeschneiung aufgrund der äußeren Bedingungen in der Vorweihnachtszeit her: Entscheidend ist die Feuchtkugeltemperatur als Produkt von Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit; je kälter und trockener, desto besser. Wer die Grundbeschneiung bis zu den Weihnachtsferien nicht herstellen konnte, hat ein veritables Problem und wird in der Regel Mindererlöse in der restlichen Wintersaison nicht mehr kompensieren können.

Vielleicht ist aber ein zusätzlicher Indikator sinnvoll, der die Wahrscheinlichkeit von extremen Wetterereignissen (z. B. Starkregen, Föhnsturm) abbildet. Denn wird dabei eine bereits hergestellte Grundbeschneiung stark dezimiert oder vernichtet, dann ist es mangels Schneibedingungen oder verfügbaren Wassers oft unmöglich, diese ein zweites Mal zu erzeugen.

Ertragslage und Investitionsdruck (nicht zuletzt in Beschneiungstechnik) bedeuten zudem, dass wahrscheinlich nur wenige mittlere und kleine Skigebiete über Reserven verfügen, um den skitouristischen Totalausfall der Weihnachtsferien finanziell wegzustecken.

(c) Annaberger Life

Missverständnis 3: „Beschneiungstechnik allein reicht in Zukunft aus“

Wie bereits ausgeführt sind das Schneemanagement und insbesondere die Beschneiungstechnik zur Klimawandelanpassung sensationell erfolgreich, wiewohl more of the same noch nicht die im Bergtourismus notwendige Transformation bringt.

Mittlerweile sind viele Skigebiete mit Sommerbetrieb erfolgreich, der Qualitätsverbund Beste Österreichische Sommer-Bergbahnen zeigt 77 eindrucksvolle Beispiele. Wobei „Sommerbetrieb“ ein irreführender Ausdruck ist, denn dieser erstreckt sich häufig bereits vom Frühling bis in den Spätherbst.

In Zukunft werden Seilbahnbetriebe auch im Winter verstärkt nicht vom Schnee abhängige Produkte und Angebote in einer Art „Hybridbetrieb“ aufwarten. Am TP-Blog wurden bereits neue Formen im alpinen Wintertourismus, um „parallel auf Schwung“ zu kommen, skizziert. Die skitouristische Nachfrage reißt regelmäßig trotz bester Pistenbedingungen ab, wenn es in den Ballungszentren für alle möglichen Outdoorsportarten bereits angenehm warm wird — was zuletzt bereits im März der Fall war. Vielleicht kann eine sportliche Klientel mit hybriden Angeboten zur Saisonverlängerung bewegt werden.

Die Möglichkeiten zur Besucherstromlenkung werden an Bedeutung gewinnen, wenn aus strategischen Gründen z. B. nicht mehr alle Talabfahrten beschneit werden, etwas weniger Pistenfläche zur Verfügung steht; dies auf den einzelnen Betrieb bezogen sowie in der Gesamtbetrachtung der Branche. Es aber bei Sicherheit und Komfort für die Gäste keine Kompromisse geben darf. Und zusätzlich Angebote speziell für ältere Menschen oder in der Naturvermittlung auch während der Skisaison reüssieren sollen.

Dieser Beitrag erschien zunächst auf: tp-blog.at

¹ Steiger, R., Pröbstl-Haider, U. & Prettenthaler, F. (2020) Outdooraktivitäten und damit zusammenhängende Einrichtungen im Winter. In: Pröbstl-Haider, U., Lund-Durlacher, D., Olefs, M. & Prettenthaler, F. (Hrsg.) Tourismus und Klimawandel; Österreichischer Special Report Tourismus und Klimawandel (SR19), Springer Verlag, S. 109-122.

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