Export schafft mehr als 1,2 Mio. Arbeitsplätze in Österreich und erwirtschaftet mehr als 50% der österreichischen Wirtschaftsleistung. Somit sorgen die international tätigen österreichischen Unternehmen mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz für Aufschwung, Wachstum und Arbeitsplätze.
Österreich ist bei den Pro-Kopf-Exporten die Nummer sechs in der EU. Wenn in Österreich zu Exporten gelehrt oder Exporte wirtschaftspolitisch gefördert werden, geht man meist von Warenexporten und industrienahen Dienstleistungen aus. Der Sport als Wirtschaftsfaktor, den wir im ersten Beitrag unserer Serie behandelt haben, wird weitgehend ignoriert.
Im Wintersemester 2024 fand an der Wirtschaftsuniversität Wien der Kurs „Sport and International Business“ unter der Leitung von Dr. Jakob Müllner statt. Der jährlich stattfindende Kurs setzt sich zum Ziel, Sport und Wirtschaft zusammenzubringen. Die Studierenden arbeiten nicht nur an konkreten Projekten zu Sport als Wirtschaftsfaktor. Nach der Vermessung der Sportbusiness Industrie, über die wir im ersten Beitrag unserer Serie berichtet haben, hatten die Studierenden die Aufgabe österreichische Sportbusiness Exporteure zu identifizieren, die österreichische Sportbusiness Exportwirtschaft zu schätzen und Exportchancen für österreichische Unternehmen im Sportsbusiness zu identifizieren. Ergänzt wurde er durch Gastreferenten, die als Experten aus verschiedenen Bereichen der Sportwirtschaft wertvolle Einblicke gaben (e.g. McKinsey, ÖFB, AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Admiral Sportwetten, RAUM+, Grow u.v.m).
Österreichische Sportexporte: Analyse der internationalen Geschäftsmöglichkeiten
Die österreichischen Sportexporte und ihr Potenzial für internationales Geschäftswachstum eröffnen spannende Perspektiven für die globale Expansion. Praxisrelevante Erkenntnisse ergeben sich aus der Identifikation österreichischer Exporteure, der Analyse ausländischer Märkte und der Entwicklung von Business Cases. Diese liefern wertvolle Impulse für alle, die Österreichs internationale Präsenz im Sportbusiness verstehen und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen möchten. Dieser Blogbeitrag fasst zentrale Erkenntnisse zusammen.
Identifizierung österreichischer Sportexporteure
Österreich verfügt über ein vielfältiges Sportökosystem mit Schlüsselakteuren in verschiedenen Sektoren. Die Skiindustrie stellt dabei die dominierende Kraft dar, wobei Ski und zugehörige Ausrüstung beeindruckende 54,6 % der österreichischen Sportgüterexporte ausmachen. Unternehmen wie Atomic spielen in diesem Bereich eine zentrale Rolle. Abseits der Skipisten setzt Doppelmayr mit einer bemerkenswerten Exportquote von 70 % Maßstäbe im Bereich Sportinfrastruktur. Im Segment Bekleidung und Sportswear zeichnet sich Löffler durch eine starke Exportorientierung (86 %) aus und kombiniert diese mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit, um umweltbewusste Märkte gezielt anzusprechen.
Österreichische Unternehmen im Bereich Sportmedien und -übertragungen sind bereits seit langem international etabliert, wobei das Red Bull Media House eine signifikante globale Reichweite demonstriert. Auch der Wettsektor umfasst führende österreichische Unternehmen wie NOVOMATIC, das in über 50 Ländern tätig ist.
Die österreichische Sportlandschaft zeichnet sich nicht nur durch ihre traditionelle Stärke im Wintersport aus, sondern spielt auch im aufstrebenden Sporttechnologiemarkt eine zunehmend wichtige Rolle.
Das Unternehmen Zone14 verfolgt das Ziel, KI-gestützte Fußballanalysen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und die Einschränkungen manueller Datenerfassung zu überwinden. Dafür entwickelt das Unternehmen eine skalierbare, KI-basierte Videoanalyse, die Echtzeit-Einblicke für alle Leistungsniveaus ermöglicht. Das Geschäftsmodell von Zone14 adressiert verschiedene Kundensegmente und bietet jeweils maßgeschneiderte Vorteile. So sollen Scouts und Spielerberater von einer präziseren Talentidentifizierung profitieren, während Spieler die Möglichkeit erhalten, ihre Leistungen objektiv zu analysieren und zu vergleichen.
Darüber hinaus können Medienunternehmen ihre Berichterstattung durch den Einsatz von Echtzeitstatistiken aufwerten. Auch Amateur- und Profivereine sollen von dem Angebot profitieren, indem sie Zugang zu kosteneffizienten Analysetools erhalten. Dies adressiert das Problem der begrenzten Datenverfügbarkeit in nicht-professionellen Ligen. Der potenzielle Kundenstamm von Zone14 ist breit gefächert und umfasst Amateur- und Profivereine, Scouts, Spielerberater, Medienunternehmen sowie Fantasy-Sportplattformen. Durch den Einsatz skalierbarer und erschwinglicher Technologie zielt das Unternehmen darauf ab, einen bedeutenden Markt zu erschließen, der allein in Österreich und Deutschland auf 39 Millionen Euro jährlich geschätzt wird.
Technologische Innovationen spielen auch in der Sportwissenschaft und Sportmedizin eine zunehmend zentrale Rolle. Ein Unternehmen, das sich diesem Trend verschrieben hat, ist Strykerlabs. Es konzentriert sich auf die Prävention von Sportverletzungen und adressiert insbesondere das erhöhte Verletzungsrisiko junger Spieler im europäischen Fußball. Ziel ist es, die Spielerverfügbarkeit zu verbessern und die langfristige Entwicklung von Talenten zu fördern. Dafür setzt Strykerlabs eine Software ein, die mit GPS-Trackern interagiert und durch den Einsatz von Big-Data-Analysen und künstlicher Intelligenz Entscheidungsprozesse in den Bereichen Load Management, Performance Consulting und Scouting unterstützt. So soll die Spielerleistung optimiert und gleichzeitig das Verletzungsrisiko minimiert werden.
Screening ausländischer Märkte nach Möglichkeiten
Verschiedene internationale Märkte eröffnen vielversprechende Expansionsmöglichkeiten für österreichische Sportunternehmen. Indien gilt als bedeutender Wachstumsmarkt für Wintersportausrüstung, mit einer prognostizierten Marktexpansion in den kommenden Jahren. Die bevorstehende FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien bietet österreichischen Bauunternehmen wie STRABAG und PORR attraktive Chancen zur Beteiligung am Stadionbau. Parallel dazu zählt Saudi-Arabien zu den am schnellsten wachsenden Märkten für Sporttechnologie, mit einem erwarteten Marktvolumen von 1,0699 Milliarden US-Dollar bis 2030.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bieten ein dynamisches Umfeld für Sportmedienexpertise, in dem Unternehmen wie LAOLA1 innovative Lösungen in einem wachstumsstarken Markt positionieren könnten. Auch Südamerika weist ungenutztes Potenzial im Online-Wettmarkt auf, begünstigt durch die steigende Internetdurchdringung sowie die Legalisierung von Glücksspiel in mehreren Ländern.
In Nordamerika eröffnen die Vereinigten Staaten erhebliche Möglichkeiten für Sporttechnologie, insbesondere im Bereich des College-Sports. Der Markt wird bis 2030 voraussichtlich auf 13,1365 Milliarden US-Dollar anwachsen, was ihn zu einem der bedeutendsten Expansionsziele für technologische Innovationen im Sport macht.
Zusätzlich gelten Osteuropa und Nordafrika als potenzielle Wachstumsmärkte für Unternehmen wie Strykerlabs. Faktoren wie Liga-Marktwerte und Spielfrequenzen schaffen hier günstige Rahmenbedingungen für die Expansion sporttechnologischer Lösungen.
Wichtige Erkenntnisse für Sportbusiness-Praktiker
Die studentischen Untersuchungen bieten wertvolle Einblicke für Sportbusiness-Praktiker. Österreichs Sportexportsektor ist dynamisch und vielfältig und reicht über seine traditionellen Stärken im Wintersport hinaus. Die Identifizierung wachstumsstarker Auslandsmärkte wie Indien, Saudi-Arabien, den VAE, Südamerika und den USA bietet konkrete Explorationsmöglichkeiten. Darüber hinaus unterstreichen die entwickelten Business Cases für KI-gestützte Analytik und den Ausbau sportwissenschaftlicher Expertise die Bedeutung von Innovation und strategischer Marktauswahl für den internationalen Erfolg. Durch das Verständnis dieser Trends und der identifizierten spezifischen Möglichkeiten können Sportbusiness-Praktiker den globalen Sportmarkt besser navigieren und Österreichs wachsenden Einfluss nutzen.