Ein Zusammenschluss mehrerer Sommersportverbände probt den Aufstand. Grund dafür ist die aus ihrer Sicht ungerechte Vergabe von Fördermitteln, berichtet „Der Standard“.
Ende September war es so weit: Die Bundes-Sport GmbH (BSG) gab die Vergabe der Fördermittel für die Sommersportverbände für den Zyklus 2022 bis 2024 bekannt (>> Details siehe hier). Einige Wochen später gehen die Wogen deswegen hoch, denn ein Zusammenschluss mehrerer Sportverbände probt jetzt den Aufstand, wie die Tageszeitung „Der Standard“ berichtet. Interessant dabei ist jedenfalls, dass es sich bei dieser „Phalanx“, wie es die Zeitung nennt, nicht nur um Verbände handelt, die künftig weniger Geld bekommen.
Es steht der Vorwurf im Raum, dass die Fördervergabe „hingebogen“ wurde. Ein hoher Verbandsfunktionär, der nicht genannt werden will, sagt dem „Standard“: „Man hat tatsächlich den Eindruck, bei einigen Verbänden sind nicht wirklich Leistungen und Potenziale bewertet worden. Sondern diesen Verbänden wurden zunächst ihre Geldsummen zugeordnet, und dann erst hat man versucht, dieses Ergebnis zu begründen.“
„Das ist Unsinn“
Clemens Trimmel, ehemaliger Tennisprofi und seit einigen Jahren Geschäftsführer der BSG, meint dazu in dem Zeitungsbericht: „Das ist natürlich Unsinn. Man kann es nicht allen recht machen.“ Interessant ist jedenfalls auch der Umstand, dass die Sportverbände ein Schreiben an Sportminister Werner Kogler geschickt haben. Die Reaktion des Ministers? Bisher Keine.
Der Turnverband (ÖFT) muss in Relation zur vorigen Periode ein Minus von gar 17 Prozent oder umgerechnet 188.000 Euro hinnehmen. „Das ist eine Katastrophe“, sagt ÖFT-Generalsekretär Robert Labner. Der Turnverband werde sich Entsendungen, Trainingslager, Personal nicht mehr leisten können. Problematisch sieht auch der Radsport die Fördermittelvergabe. Trotz Olympiasiegs von Anna Kiesenhofer und sechs Paralympics-Medaillen blieb die Fördersumme gleich. „Viele Verbände sind am Limit“, sagt dessen Generalsekretär Rudolf Massak, „einige stehen am Abgrund. Dabei sind Medaillen im Sommer meist ungleich schwieriger zu gewinnen als im Winter.“
BSG-Gremien neu besetzt
In diesem Zusammenhang ist jedenfalls auch interessant, dass sich diese Causa bei der Generalversammlung der Bundessportorganisation Sport Austria auch auf die Wahl der Gremien ausgewirkt hat, speziell bei der wichtigen „Kommission Leistungs- und Spitzensport“. Philipp Trattner hat bekanntlich laut Kurier bereits zuvor seine Kandidatur zurückgezogen. „Ich glaube, er hat gemerkt, dass er keine Chance mehr hat“, so ein hoher Funktionär einer der betroffenen Verbände gegenüber sportsbusiness.at. Neu dabei sind nun Gerald Martens, der Präsident des Basketballverbands, und Christian Barkmann (Wiener Tennisverband).
Eine Neiddebatte soll jedenfalls vermieden werden, wie auch Arno Pajek, Präsident des Schwimmverbands betont. Der OSV muss künftig mit 80.000 Euro weniger auskommen, was Pajek angesichts etlicher Erfolge und der Perspektive rund um Felix Auböck nicht versteht. So wie andere auch vermutet Pajek „eher willkürliche Auswertungen“. Der STANDARD berichtet: Pajek hält fest, dass die Dachverbände (ASKÖ, ASVÖ, Union) sowie etwa auch der Fußballbund (ÖFB), ÖOC und Sport Austria jährliche Fixsummen lukrieren. „Aber wir, die Fachverbände, müssen uns zerfleischen. Wir müssen uns wie Bittsteller vorkommen. Wie kleine Lehrbuben, die da antanzen und abgekanzelt werden.“
Showdown?
Laut Pajek sieht das Fördermittelvergabegesetz vor, dass die BSG die „Zustimmung der Kommission für den Leistungs- und Spitzensport einholen“ müsse. Diese Zustimmung könnte nun wackeln, wenn etwa Martens die Gefolgschaft in der Kommission verweigert.